Weihnachten fern der Heimat - für drei aus Nordrhein-Westfalen stammende Seelsorger ist das Fest eine besondere Erfahrung.
Ob auf einem Kreuzfahrtschiff, in der Mega-Metropole Tokio oder im tropischen Bangkok: Nähe, Gemeinschaft und die religiöse Botschaft bleiben für sie prägend.
Vom Niederrhein auf hohe See
Der Kreuzfahrtseelsorger Heinz-Norbert Hürter, geboren in Haltern am See und lange Jahre Pfarrer im niederrheinischen Goch, verbringt Weihnachten als Seelsorger auf einem deutschen Kreuzfahrtschiff.
Er macht das nicht zum ersten Mal: "Zunächst ist der 24. Dezember ein ganz normaler Tag mit dem üblichen Reiseprogramm", sagt er. Bildungsangebote, Sport und Ausflüge prägten den Tag. "Bis dahin erinnert wenig an einen klassischen Heiligabend."
Ökumenischer Gottesdienst im Schiffstheater
Erst abends kehrt festliche Stimmung ein: eine Weihnachtsshow der Crew, anschließend ein ökumenischer Gottesdienst im Schiffstheater. Hürter steuert dafür seit Jahren einen kurzen spirituellen Impuls bei: "Ich sehe in dieser Christmette light eine wundervolle Chance".
Trotz vieler Menschen an Bord: "Die Sehnsucht nach Geborgenheit, Wärme, Gemeinschaft und oft auch nach Nähe ist geblieben." Kleine Tischgemeinschaften und der gemeinsame Besuch der Christmette schafften Vertrautheit. Und trotzdem greife er häufiger zum Telefon, um Familie und Freunde in der Heimat zu erreichen.
Weihnachten sei für ihn geprägt von seiner großzügigen Großmutter. Sie konnte beim Schenken nie warten. Jeder habe etwas zu geben - "sei es Materielles, Zeit, Begabungen oder Interesse".
Im Vergleich zum Gemeindeleben daheim erlebt Hürter auf See vor allem eines: großen Gesprächsbedarf. Die besondere Dynamik einer Kreuzfahrt sei die "Begegnung auf Zeit" - sie erleichtere Vertrauen und mache vieles offener, sagt der Seelsorger.
Ein Ruhrgebiets-Pfarrer in Tokio
Mirco Quint wurde im Ruhrgebiet geboren. Früher war er Seelsorger in Hattingen und Gelsenkirchen. Doch seit einigen Jahren ist Weihnachten für ihn ein globales Ereignis. "Als Kind war Weihnachten für mich vor allem ein Fest der Geborgenheit: Kerzenlicht, vertraute Lieder, die Familie um den Christbaum", sagt er.
Heute feiert er in einer internationalen Gemeinde: "Weihnachten ist für mich in Tokio weniger ein rein familiäres Fest, sondern ein weltweites Zeichen: Gott kommt in unsere Nähe."
Der 24. Dezember ist in Japan ein Arbeitstag - für Quint bedeutet das viel Organisation: "Mein Weihnachtsfest beginnt nicht mit einem stillen Heiligabend, sondern mit intensiver Vorbereitung."
Mehrsprachige Gottesdienste und Begegnungen dominierten den Tag für ihn. Doch etwas fehle: "Was ich vermisse, ist die Selbstverständlichkeit, mit der in Deutschland die ganze Gesellschaft zur Ruhe kommt." Bewegend sei es für ihn aber dann doch, wenn deutsche Weihnachtslieder neben japanischen und englischen Liedern erklingen.
Ein Westfale in Thailand
Eine ganz andere Art Weihnachten erlebt Pater Andreas Bordowski, aufgewachsen im westfälischen Hamm. Die Weihnachtserinnerungen aus seiner Kindheit sind voll von Traditionen und Ritualen.
An seinem jetzigen Wirkungsort in Thailand sei jedes Fest dagegen neu - denn Gemeinde und Mitfeiernde wechseln ständig. So bilde sich eine ganz besondere "Weihnachtsfamilie", mit der er das Fest in der Ferne begehe.
Überrascht zeigt sich Bordowski darüber, wie weihnachtlich Bangkok wirkt: "Bezogen auf den überall präsenten Weihnachtsschmuck unterscheidet sich Bangkok nicht viel von deutschen Städten."
"Echte Weihnachtstannenbäume" fehlen
Es sei vielleicht sogar ein bisschen bunter. Auch die altvertrauten deutschen Weihnachtslieder würden mit Inbrunst gesungen. Was ihm am meisten fehlt? "Echte Weihnachtstannenbäume." Das erhältliche Tannenduftspray sei kein wirklicher Ersatz für echten Tannenduft, so der Geistliche.
Deutlich spüre er die Entkopplung des Festes von seinem Ursprung: Die feste Präsenz von Weihnachten in der breiten Öffentlichkeit bei gleichzeitig wachsender Ahnungslosigkeit über seine Bedeutung falle ihm besonders auf. Schon Anfang Dezember gebe es Geschenke - und ab dem 26. Dezember werde die Dekoration wieder abgebaut.
Gemeinsam ist allen drei Seelsorgern aus NRW eine Erkenntnis: Weihnachten bedeutet Nähe - selbst über Meere, Zeitverschiebung und Tropenhitze hinweg.