Drei Pfarrer aus NRW feiern Weihnachten fernab der Heimat

Thailand, Japan und zur See

Für drei Pfarrer aus Nordrhein-Westfalen ist Weihnachten zu einem Fest in der Ferne geworden. Dennoch bleibt Nähe ein zentrales Thema der besinnlichen Zeit, wie sie erklären. Auch dort, wo die Welt nicht zur Ruhe kommt.

Autor/in:
Lisa Maria Plesker und Benedikt Heider
Weihnachtsfeier im Einkaufszentrum Central World in Bangkok, Thailand am 8. November 2024 / © Gill_figueroa (shutterstock)
Weihnachtsfeier im Einkaufszentrum Central World in Bangkok, Thailand am 8. November 2024 / © Gill_figueroa ( shutterstock )

Weihnachten fern der Heimat - für drei aus Nordrhein-Westfalen stammende Seelsorger ist das Fest eine besondere Erfahrung. 

Ob auf einem Kreuzfahrtschiff, in der Mega-Metropole Tokio oder im tropischen Bangkok: Nähe, Gemeinschaft und die religiöse Botschaft bleiben für sie prägend.

Vom Niederrhein auf hohe See

Der Kreuzfahrtseelsorger Heinz-Norbert Hürter, geboren in Haltern am See und lange Jahre Pfarrer im niederrheinischen Goch, verbringt Weihnachten als Seelsorger auf einem deutschen Kreuzfahrtschiff. 

Weiße Gebäude auf der Insel Santorini in Griechenland und ein Kreuzfahrtschiff / © Olga Gavrilova
Weiße Gebäude auf der Insel Santorini in Griechenland und ein Kreuzfahrtschiff / © Olga Gavrilova

Er macht das nicht zum ersten Mal: "Zunächst ist der 24. Dezember ein ganz normaler Tag mit dem üblichen Reiseprogramm", sagt er. Bildungsangebote, Sport und Ausflüge prägten den Tag. "Bis dahin erinnert wenig an einen klassischen Heiligabend."

Ökumenischer Gottesdienst im Schiffstheater

Erst abends kehrt festliche Stimmung ein: eine Weihnachtsshow der Crew, anschließend ein ökumenischer Gottesdienst im Schiffstheater. Hürter steuert dafür seit Jahren einen kurzen spirituellen Impuls bei: "Ich sehe in dieser Christmette light eine wundervolle Chance".

Ein realistischer Blick auf Weihnachten? / © Iryna Imago (shutterstock)
Ein realistischer Blick auf Weihnachten? / © Iryna Imago ( shutterstock )

Trotz vieler Menschen an Bord: "Die Sehnsucht nach Geborgenheit, Wärme, Gemeinschaft und oft auch nach Nähe ist geblieben." Kleine Tischgemeinschaften und der gemeinsame Besuch der Christmette schafften Vertrautheit. Und trotzdem greife er häufiger zum Telefon, um Familie und Freunde in der Heimat zu erreichen.

Weihnachten sei für ihn geprägt von seiner großzügigen Großmutter. Sie konnte beim Schenken nie warten. Jeder habe etwas zu geben - "sei es Materielles, Zeit, Begabungen oder Interesse". 

Im Vergleich zum Gemeindeleben daheim erlebt Hürter auf See vor allem eines: großen Gesprächsbedarf. Die besondere Dynamik einer Kreuzfahrt sei die "Begegnung auf Zeit" - sie erleichtere Vertrauen und mache vieles offener, sagt der Seelsorger.

Ein Ruhrgebiets-Pfarrer in Tokio

Mirco Quint wurde im Ruhrgebiet geboren. Früher war er Seelsorger in Hattingen und Gelsenkirchen. Doch seit einigen Jahren ist Weihnachten für ihn ein globales Ereignis. "Als Kind war Weihnachten für mich vor allem ein Fest der Geborgenheit: Kerzenlicht, vertraute Lieder, die Familie um den Christbaum", sagt er. 

Zeit mit den Liebsten ist den Deutschen an Weihnachten wichtig / © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Zeit mit den Liebsten ist den Deutschen an Weihnachten wichtig / © Karl-Josef Hildenbrand ( dpa )

Heute feiert er in einer internationalen Gemeinde: "Weihnachten ist für mich in Tokio weniger ein rein familiäres Fest, sondern ein weltweites Zeichen: Gott kommt in unsere Nähe."

Der 24. Dezember ist in Japan ein Arbeitstag - für Quint bedeutet das viel Organisation: "Mein Weihnachtsfest beginnt nicht mit einem stillen Heiligabend, sondern mit intensiver Vorbereitung." 

Mehrsprachige Gottesdienste und Begegnungen dominierten den Tag für ihn. Doch etwas fehle: "Was ich vermisse, ist die Selbstverständlichkeit, mit der in Deutschland die ganze Gesellschaft zur Ruhe kommt." Bewegend sei es für ihn aber dann doch, wenn deutsche Weihnachtslieder neben japanischen und englischen Liedern erklingen.

Ein Westfale in Thailand

Eine ganz andere Art Weihnachten erlebt Pater Andreas Bordowski, aufgewachsen im westfälischen Hamm. Die Weihnachtserinnerungen aus seiner Kindheit sind voll von Traditionen und Ritualen. 

An seinem jetzigen Wirkungsort in Thailand sei jedes Fest dagegen neu - denn Gemeinde und Mitfeiernde wechseln ständig. So bilde sich eine ganz besondere "Weihnachtsfamilie", mit der er das Fest in der Ferne begehe.

Überrascht zeigt sich Bordowski darüber, wie weihnachtlich Bangkok wirkt: "Bezogen auf den überall präsenten Weihnachtsschmuck unterscheidet sich Bangkok nicht viel von deutschen Städten." 

"Echte Weihnachtstannenbäume" fehlen

Es sei vielleicht sogar ein bisschen bunter. Auch die altvertrauten deutschen Weihnachtslieder würden mit Inbrunst gesungen. Was ihm am meisten fehlt? "Echte Weihnachtstannenbäume." Das erhältliche Tannenduftspray sei kein wirklicher Ersatz für echten Tannenduft, so der Geistliche.

Deutlich spüre er die Entkopplung des Festes von seinem Ursprung: Die feste Präsenz von Weihnachten in der breiten Öffentlichkeit bei gleichzeitig wachsender Ahnungslosigkeit über seine Bedeutung falle ihm besonders auf. Schon Anfang Dezember gebe es Geschenke - und ab dem 26. Dezember werde die Dekoration wieder abgebaut.

Gemeinsam ist allen drei Seelsorgern aus NRW eine Erkenntnis: Weihnachten bedeutet Nähe - selbst über Meere, Zeitverschiebung und Tropenhitze hinweg.

Weihnachten

Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu Christi. Wann genau vor etwa 2.000 Jahren Jesus geboren wurde, ist nicht bekannt. Die Feier des 25. Dezember als Geburtsfest Jesu ist erstmals für das Jahr 336 in Rom bezeugt.

Weihnachten heißt so viel wie heilige, geweihte Nächte. Die Geburt Jesu bedeutet nach christlichem Verständnis die Menschwerdung Gottes; in Jesus hat sich Gott den Menschen mitgeteilt, sich in ihre Geschichte hinein begeben, sich ihrer erbarmt und ihnen Heil geschenkt. Deshalb gilt Weihnachten als Fest der Liebe.

Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod (dpa)
Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod ( dpa )
Quelle:
KNA