Dompropst lehnt Ramadangebete in Kölner Kathedrale ab

"Absurde Vorstellung"

Der Kölner Dompropst Norbert Feldhoff lehnt den Vorschlag eines Ramadangebets im Kölner Dom als Geste der Verständigung zwischen Christen und Muslimen ab. "Unter Berücksichtigung des muslimischen Selbstverständnisses wäre das gar nicht möglich", sagte er am Dienstag im domradio-Interview. Er nennt die Forderung eine "absurde Vorstellung". Die Islambeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, Lale Akgün, hatte Kardinal Joachim Meisner aufgefordert, nach der Debatte über multireligiöse Feiern an Schulen eine Verständigungsgeste zu zeigen und an ein muslimisches Gebet im Kölner Dom im Jahre 1965 erinnert.

 (DR)

Akgün hatte dem Kölner Kardinal als Anregung ein Ereignis im Jahre 1965 vorschlagen, als Muslime in einem Seitenschiff des Domes Teppiche ausgebreiteten und zum Abschluss des Fastenmonats Ramadan beteten. Dies sei mit Erlaubnis von Kardinal Frings geschehen. Feldhoff betont dagegen: "Das war nach Quellenlage keine Entscheidung von Kardinal Frings oder dem Domkapitel, sondern 1965 die Fehlentscheidung eines einzelnen Weihbischofs, eine Panne." Dem Domkapitel liege ohnehin keine entsprechende Anfrage vor. Räume, in denen Muslime einmal gebetet hätten, gingen nach dem Verständnis bestimmter muslimischer Gruppen in ihr Eigentum über, so Feldhoff. Er betonte: "Der Dom ist ein christliches Gotteshaus." Auf der Würzburger Synode sei entschieden worden, dass sich Kirchen und Kapellen nicht für derlei Zwecke eignen.

Muslime seien im Kölner Dom stets willkommen, das Gotteshaus könne jedoch unter keinen Umständen für einen muslimischen Gottesdienst zur Verfügung gestellt werden. Das käme auch für die Muslime selbst nicht in Frage, so Feldhoff im domradio. Der Besuch des Domes stehe allen Menschen offen.

Kirchen in muslimischen Ländern
Feldhoff wiederholte die Forderung des Kölner Kardinals, dass das Kölner Erzbistum Schritte zur Integration der Muslime in Deutschland stets unterstütze und Bauten von Großmoscheen wie in Köln-Ehrenfeld befürworte. Allerdings müsse nun der "Schritt der Integration von der anderen Seite kommen", in dem in muslimischen Ländern der Bau von christlichen Kirchen erlaubt würde.

"Papst Benedikt XVI. hat es vorgemacht"
Die Kölner Bundestagsabgeordnete hatte beklagt, Meisner stelle mit seiner Absage an multireligiöse Feiern in Schulen "das Gemeinsame der Religionen in den Hintergrund und das Trennende in den Vordergrund". Die Gesellschaft brauche aber "keine trennenden Gedanken und Handlungen", sondern Gesten interreligiöser Verständigung. Akgün: "Ich wünsche mir auch von Ihnen eine Geste - Kardinal Frings und Papst Benedikt XVI. haben vorgemacht, wie es gehen kann". Der Papst habe auf seinem Türkei-Besuch "mehr für die Verständigung zwischen Christentum und Islam getan", als jede theologische Abhandlung es könnte, so Akgün.

Auslöser für die Debatte über multireligiöse Feiern an Schulen war eine Richtlinie des Kölner Kardinals vom November. Sie sieht vor, dass es an katholischen Schulen im Erzbistum keine solchen Veranstaltungen mehr geben soll. Auch an staatlichen Schulen in der Erzdiözese sollten katholische Religionslehrer dafür Sorge tragen, dass sie ohne Beteiligung der katholischen Kirche stattfinden. Die Regelung hatte unter Politikern und Pädagogen bundesweit Kritik ausgelöst. Zustimmung erhielt der Kardinal andererseits auch aus der evangelischen Kirche.

Mehr zum Thema