Interview im Wortlaut

Dompropst Feldhoff zu muslimischen Gottesdiensten im Kölner Dom

Der Kölner Dompropst Norbert Feldhoff lehnt den Vorschlag eines Ramadangebets im Kölner Dom als Geste der Verständigung zwischen Christen und Muslimen ab. "Unter Berücksichtigung des muslimischen Selbstverständnisses wäre das gar nicht möglich", sagte er am Dienstag im domradio-Interview. Er nennt die Forderung eine "absurde Vorstellung". Lesen Sie hier das Interview im Wortlaut oder hören Sie den Mitschnitt.

 (DR)

domradio: Ein muslimisches Gebet in einem christlichen Gotteshaus klingt doch erst einmal positiv für die interreligiöse Verständigung. Warum lehnen Sie den Vorschlag ab?

Dompropst Dr. Norbert Feldhoff: "Frau Akgün geht von einer falschen Voraussetzung aus. Das muss man sagen, weil es da ein Märchen gibt, das immer wieder verbreitet wird. Kardinal Frings soll angeblich das ´mal genehmigt haben. Das stimmt nicht. Auch das Domkapitel hat es nicht genehmigt. Es ist eine Panne gewesen. Anders kann man es nicht bezeichnen. Dass ein Einzelner 1965 zugelassen hat, einen kleinen Gottesdienst im Dom mit Muslimen. Warum geht es nicht? 1977 hat man sich im Erzbistum Köln, aber auch in anderen Bistümern nach der Diskussion auf der Würzburger Synode mit der Frage befaßt. Und damals ist entschieden worden, also lange ehe Kardinal Meisner hier war. Das ist Tradition, auch Kardinal Frings hat also nichts genehmigt. Kirchen und Kapellen eignen sich nicht für diese Zwecke, das heißt Gottesdienste muslimischer Gruppen.Und warum nicht? Es werden verschiedene Gründe genannt: technische, psychologische, soziologische. Dann was man beachten muss: Ein Kreuz, Bilder und Statuen können für Muslime ein Ärgernis sein. Was nicht drin steht nach meinem Wissen, ist zumindest in bestimmten muslimischen Gruppen ein Rechtsverständnis, das es absolut verhindert eine Kirche zur Verfügung zu stellen, weil man durch das muslimische Gebet, durch den gemeinschaftlichen Gottesdienst dann Eigentum erwirbt. Das kann, mit unserem Rechtsverständnis hat das nichts zu tun. Aber wir müssen das andere Rechtsverständnis kennen. Es ist eine absurde Vorstellung, den Dom einem muslimischen Gottesdienst zur Verfügung zu stellen."

domradio: Kritiker verweisen darauf, dass der Papst bei seiner Türkeireise die Blaue Moschee in Istanbul besucht hat. Ist das quasi dann also genau umgekehrt. Er geht in dieses Gotteshaus rein und insofern er erwirbt quasi da nicht irgendwelchen Besitz.

Feldhoff: "Wir haben überhaupt nichts dagegen, dass Muslime in den Dom kommen. Das ist überhaupt kein Problem. Die Muslime würden sich aber heftig wehren, wenn wir eine Messe in der Blauen Moschee feiern würden. Das ist der Unterschied. Es geht hier nur um einen muslimischen Gottesdienst, nicht um den Besuch des Doms. Der steht allen Menschen offen als Besucher. Es geht nur um die Feier eines muslimischen Gottesdienstes. Das wird im Dom nicht passieren."

domradio: Eine Geste der Verständigung zwischen Christen und Muslimen. Das ist das, was Lale Akgün sich wünscht. Könnte es die auf eine andere Weise geben?

Feldhoff: "Ja, indem in muslimischen Ländern Kirchen gebaut werden können. Das ist die entscheidende Verständigung. Wir sind doch ungleich offener, liberaler. Hier in Köln wird eine große Moschee gebaut, im Ruhrgebiet ist eine fast fertig. Dasselbe erwarte ich und da muss der Schritt der Integration von der anderen Seite    kommen. Dass wir Kirchen in muslimischen Ländern bauen können. Das ist notwendig, der Schritt ist zu erwarten.

domradio: Zustimmung erfährt Kardinal Meisner mit seiner Richtlinie unter anderem durch die Evangelische Kirche. Ist denn ein Zeichen der Verständigung zwischen Muslimen und Christen nach der Anweisung des Kardinals überhaupt nötig?

Feldhoff: "Ich sehe überhaupt kein Problem, dass wir uns verständigen können. Es ist von einigen Medien hochgespielt worden. Die Frage jetzt der Gottesdienste, das ist aber nicht unser eigentliches Problem. Wir müssen im alltäglichen Leben miteinander auskommen. Und da bemüht sich die Katholische Kirche. Gerade das Erzbistum Köln hat seit über dreißig Jahren eine Stelle, um den Kontakt mit islamischen Bürgern im Kölner Norden zu pflegen und wir haben sicher dadurch, durch diese intensive Arbeit auch zu einem friedlichen Miteinander in der Stadt beigetragen. Also uns kann man nicht vorwerfen, wir hätten nichts für die Intergration getan. Nur diese Gottesdienstüberlegung laufen in eine falsche Richtung."