Domkapitular Radermacher ruft zu Barmherzigkeit auf

"Gott kann durch uns Spuren des Heils eröffnen"

Der Kölner Domkapitular Hans-Josef Radermacher hat am 4. Fastensonntag im Kölner Dom die Gläubigen zu Barmherzigkeit aufgerufen. Wenn wir selbst bereit seien, barmherzig mit anderen zu sein, könne Gott Spuren des Heils eröffnen.

Die Rückkehr des verlorenen Sohnes / © Rembrandt
Die Rückkehr des verlorenen Sohnes / © Rembrandt

Es sei "eine schöne und liebevolle Geschichte", fasst Domkapitular Hans-Josef Rademacher das Evangelium von diesem Sonntag zusammen. Jesus mache mit dem Gleichnis vom verlorenen Sohn deutlich, dass Gesetzestreue nicht ausreiche. Mehr noch, in der Gesetzestreue liege Überheblichkeit. Für die Schriftgelehrten bricht Jesus die "heilige Ordnung".

"In unseren Familien gibt es die schwarzen Schafe, die nicht in die Norm passen und deswegen gemieden werden", so der Domkapitular. Auch in den Pfarreien und in unserer Gesellschaft lebten "heillose" Menschen. Doch was könnte uns heilen? "Heilwerden ist ein Weg", sage uns das Evangelium.

"Jesus will, dass wir das Gleichnis zu Ende lebenl"

Der Vater im Gleichnis habe nie die Hoffnung aufgegeben, dass sein Sohn zurückkehre und vergebe ihm "ohne Vorleistung". "Diese Heimkehr ist wie die Auferweckung durch den Tod zum Leben", so Radermacher. "Da wird etwas heil". Der ältere Sohn dagegen nehme die innere Wandlung des Bruders nicht wahr.

Ein Bild aus der Zeit vor Corona: Die Domkantorei im Einsatz. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Ein Bild aus der Zeit vor Corona: Die Domkantorei im Einsatz. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Jesus weise uns mit diesem Gleichnis einen Weg, "weit über ein normgerechtes Leben hinaus". Dieser Weg beginne bei Gott, bei Seinen ausgebreiteten Armen und Seiner Zuwendung. Dabei seien wir alle gefragt, betont Radermacher. Denn wenn wir selbst bereit seien, barmherzig mit unseren Mitmenschen zu sein, könne "Gott durch uns Spuren des Heils eröffnen". So dürfen wir mithelfen am Heil der Welt.

Das Gleichnis, das Jesus erzählt, bleibe offen. "Er will, dass wir es zu Ende leben", schließt Domkapitular Radermacher seine Predigt.  

Domkanterei Köln 

Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von der Domkantorei Köln unter der Leitung von Winfried Krane. Diese sang die Motette "Laetare Jerusalem" (zum Einzug) von Hubert Brings (1909 – 1992) und die Missa brevis in E vom selben Komponisten sowie zum Auszug den Choral "Ave regina coelorum" von Anton Bruckner.

An der Orgel spielte Ulrich Brüggemann.