Domkapitular erklärt Gleichnis von den klugen Jungfrauen

"Verstörende Worte Gottes als Weckruf"

Ausgerechnet die, die nichts abgeben, werden belohnt: das Evangelium vom 32. Sonntag im Jahreskreis erscheint widersprüchlich. Bei seiner Predigt im Kapitelsamt sieht Hans-Josef Radermacher Parallelen zur heutigen Lebensweise.

Das Sonntagsevangelium Matthäus 25,1-13 erzählt die berühmte Geschichte von den törichten Jungfrauen, denen das Öl für ihre Lampen ausgeht und sie von der Ankunft des Bräutigams überrascht werden. Die klugen Jungfrauen, die vorgesorgt haben, wollen nichts abgeben.

Domkapitular Radermacher sagte in seiner Predigt, dass es verpasste Momente im Leben gebe, die wir nicht mehr nachholen könnten: "Jeder ist für die Entscheidungen und Schritte seines Lebens am Ende selbst verantwortlich. Ich kann mich nicht immer darauf verlassen, dass andere für mich denken, vorsorgen und mit planen."

Nicht immer auf die anderen verlassen!

Zugleich räumte Radermacher ein, dass das Evangelium nicht leicht zu verstehen sei: "Gottes Wort wirkt eher wie ein Stolperstein im ohnehin nebligen November. Im Gleichnis kommen Menschen durch, die besser ausgerüstet sind. Menschen werden belohnt, die nicht geteilt haben, die nicht teilen konnten."

Zugleich könnten sich sicher viele Menschen im Verhalten der törichten Jungfrauen wiederfinden: "Verlassen wir uns nicht auch gerne auf Andere, tun oft nur das gerade Nötige, kalkulieren nur mit einem Mindesteinsatz?" Unser Einsatz an Liebe und Hoffnung bleibe oft berechenbar: "Wir leben auf Sparflamme und investieren nicht allzu viel." Das Leben sei aber zu kurz und zu endlich um auf Sparflamme gelebt zu werden.

In Anlehnung an das Ende des Gleichnisses, bei dem die törichten Jungfrauen keinen Zugang zum Hochzeitssaal bekamen, formulierte Radermacher folgenden Gedanken: "Ich hoffe für mich und für uns, dass der Bräutigam Christus, der Herr, am Ende doch die Tür zum Hochzeitsmahl einen kleinen Spalt offen lässt und das Schildchen abhängt, auf dem steht: 'Ihr müsst leider draußen bleiben' und es ersetzt durch ein Schildchen, auf dem steht 'Kommt herein, ich warte schon auf euch!'"

Viele Gäste im Kölner Dom

ZU Beginn des Gottesdienstes begrüßte Radermacher drei Gruppen besonders, 19 Mädchen aus dem B-Chor des Mädchenchores am Kölner Dom sangen zum zweiten Mal in der Kathedrale beim Kapitelsamt, außerdem war eine große Gruppe mit Messdienerinnen und Messdienern aus Köln Porz dabei und eine Gruppe von Seminaristen aus Tübingen.

DOMRADIO.DE übertrug das Kapitelsamt am 32. Sonntag im Jahreskreis aus dem Kölner Dom mit Domkapitular Hans-Josef Radermacher. Der Mädchenchor am Kölner Dom sang u. a. die Missa in A-Dur von Josef Gabriel Rheinberger sowie "Hebe deine Augen auf" von Felix Mendelssohn Bartholdy unter der Leitung von Oliver Sperling und Cécilia Bazile. An der Domorgel war Winfried Bönig.

Quelle:
DR