"Die Worte, die wir da aus dem Mund Jesu hören, passen so gar nicht in unser gängiges Jesusbild," erklärt Stadt- und Domdechant Msgr. Robert Kleine in seiner Predigt im Kapitelsamt am 20. Sonntag im Jahreskreis. "Diese Worte Jesu vom Feuer und vom Schwert, von Spaltung und Zwietracht", das irritiere dort massiv. "Die Situation der Welt, gerade in unserer Zeit, braucht doch kein Feuer und kein Schwert."
Schließlich hat Jesus "sein ganzes, kurzes Leben damit zugebracht, Menschen zu einem erfüllten Dasein zu verhelfen," erklärt Msgr. Kleine. "Er hat Kranke geheilt, Sündern neuen Mut zum Guten gemacht, Verlorene und Verlaufene zu sich selbst und zu Gott nach Hause geführt."
Brandstifter für das Gute
Im Evangelium hörten wir nun von Jesus als Brandstifter, aber nicht von einem, der Unheil bringt, denn "Jesus versteht sich als Brandstifter für das Gute. Er will, dass die Menschen vor Liebe brennen, dass die Liebe aufstrahlt und die Menschen erleuchtet."
Der Glaube, erklärt Kleine, gehe oft nicht ohne Konflikt ab. "Wer Gott die Ehre gibt und ihn an die erste Stelle setzt, gerät dabei mit manchen Machthabern über Kreuz. Jesus lebt es uns vor. Er sagt, geht den Konflikten nicht aus dem Weg, denn sie lösen sich nicht dadurch, dass wir aus dem Weg gehen, sondern sie werden dann oft nur noch schlimmer."
Auseinandersetzen mit der Botschaft Jesu
Zugleich brennt in Jesu Verkündigung vom Gottesreich ein Feuer. "Und Jesus kann nichts so sehr wünschen, als dass dieses Feuer seinen Dienst tut, dass es auflodert in den Menschen," führt der Kölner Domdechant aus. "Jesus brennt für eine neue Lehre, die er mit Vollmacht verkündet, und er möchte, dass auch wir dafür brennen. Selbst dann, wenn wir dafür Nachteile in Kauf nehmen müssen."
Das heutige Evangelium fordere also zu einer Entscheidung heraus, so Kleine: "Wie stehen wir, wie stehe ich persönlich zu Jesus und zu dem, was er verkündet? Mit der Entscheidung für Jesus geht die Auseinandersetzung und Beschäftigung mit seiner Botschaft einher."
Dabei sei es nicht einfach, in der heutigen Zeit Entscheidungen zu treffen, "aber eines ist mir klar. Die Entscheidung für das Evangelium, das in uns brennen soll, lohnt sich immer."
Kapitelsamt am 20. Sonntag im Jahreskreis
DOMRADIO.DE übertrug am 20. Sonntag im Jahreskreis um 10 Uhr das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domdechant Robert Kleine. Es sang die Schola des Kölner Domchores unter der Leitung von Eberhard Metternich.
Im Gottesdienst sind Lieder und Gesänge aus dem Gotteslob erklungen, darunter Teile aus der XV. und XVI. Choralmesse ("Missa mundi") sowie das Credo III. Die Orgel spielt Matthias Wand.
Evangelium vom 20. Sonntag im Jahreskreis im Lesejahr C: Lukas 12,49-53
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! Ich muss mit einer Taufe getauft werden und wie bin ich bedrängt, bis sie vollzogen ist.
Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf der Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern Spaltung. Denn von nun an werden fünf Menschen im gleichen Haus in Zwietracht leben: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei; der Vater wird gegen den Sohn stehen und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter, und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.
Auslegung zum Sonntagsevangelium von Ambrosius von Mailand
Ich muss mit einer Taufe getauft werden, und ich bin sehr bedrückt, solange sie noch nicht vollzogen ist. So weit beugt sich der Herr herab, dass er sagt, es verlangt ihn danach, uns mit Hingabe zu erfüllen, uns zur Vollkommenheit zu bringen und für uns zu leiden; darum heißt es [auch]: "Und wie bedrückt bin ich, bis sie vollzogen ist." Manche Handschriften haben [an dieser Stelle] auch "wie unruhig", das heißt "wie betrübt bin ich", denn in sich selbst hatte er nichts, was ihn hätte schmerzen können – unsere Not war es, die ihn bedrückte. Auch die Traurigkeit, die ihn bei seinem Tode befiel, kam nicht daher, dass er Todesangst hatte, sondern weil unsere Erlösung noch auf sich warten ließ.
Ambrosius von Mailand (Bischof, Kirchenlehrer, 339–397), hier nach: Thomas von Aquin, Catena Aurea. Kommentar zu den Evangelien im Jahreskreis, hg. v. Marianne Schlosser und Florian Kolbinger, 692, © EOS Verlag, St. Ottilien, 2. Auflage 2012