"Wir gewähren Vergebung und bitten um Vergebung", so hätten die polnischen Bischöfe vor 60 Jahren an ihre deutschen Mitbrüder geschrieben. Das sei der Anfang eines großen Versöhnungsprozesses zwischen Polen und Deutschen gewesen, würdigte der Jerusalemer Abt Nikodemus Schnabel das Schreiben, das am 18. November 1965 verschickt worden ist.
Der Benediktiner äußerte sich dazu am Dienstag im Rahmen des täglichen Friedensgebets im Kölner Dom. Damals habe die Kirche die Tür aufgestoßen zu einem Versöhnungsprozess. "Ich hoffe dasselbe für meine Wahlheimat, das Heilige Land, dass jetzt nach den ganzen Verwundungen und Traumatisierungen vielleicht auch wieder religiöse Menschen den Mut haben zu sagen: Wir gewähren Vergebung und bitten um Vergebung."
Zuvor hatte Abt Nikodemus ein Friedensgebet vorgetragen, welches in der Dormitio entstanden ist und dort im August des Jahres gebetet worden war. Darin wird zum Schluss die Fürsprache Mariens als Tochter Israels und Königin von Palästina erbeten. "Die Gottesmutter ist wie eine Brückenbauerin, die verbindet und nicht trennt", so Nikodemus.
Zum Abschluss des Friedensgebets zogen Abt Nikodemus und alle Beteiligten zum Dreikönigenschrein, wo auch die Gelegenheit bestand, eine Reliquie der drei Weisen aus dem Morgenland zu berühren. Dazu improvisierte Francesco Leporatti auf der Orgel des Domes über das Kirchenlied "Macht weit die Pforten in der Welt".