Jerusalemer Abt würdigt deutsch-polnischen Versöhnungsbrief

"Hoffe dasselbe für das Heilige Land"

Der Abt der Dormitio in Jerusalem, Nikodemus Schnabel, hat den Versöhnungsbrief der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder vor 60 Jahren gewürdigt. Er hoffe, dass durch Religion Versöhnung auch im Nahen Osten möglich werde.

Abt Nikodemus Schnabel OSB / © Jan Hendrik Stens (DR)
Abt Nikodemus Schnabel OSB / © Jan Hendrik Stens ( DR )

"Wir gewähren Vergebung und bitten um Vergebung", so hätten die polnischen Bischöfe vor 60 Jahren an ihre deutschen Mitbrüder geschrieben. Das sei der Anfang eines großen Versöhnungsprozesses zwischen Polen und Deutschen gewesen, würdigte der Jerusalemer Abt Nikodemus Schnabel das Schreiben, das am 18. November 1965 verschickt worden ist. 

Der Benediktiner äußerte sich dazu am Dienstag im Rahmen des täglichen Friedensgebets im Kölner Dom. Damals habe die Kirche die Tür aufgestoßen zu einem Versöhnungsprozess. "Ich hoffe dasselbe für meine Wahlheimat, das Heilige Land, dass jetzt nach den ganzen Verwundungen und Traumatisierungen vielleicht auch wieder religiöse Menschen den Mut haben zu sagen: Wir gewähren Vergebung und bitten um Vergebung."

Zuvor hatte Abt Nikodemus ein Friedensgebet vorgetragen, welches in der Dormitio entstanden ist und dort im August des Jahres gebetet worden war. Darin wird zum Schluss die Fürsprache Mariens als Tochter Israels und Königin von Palästina erbeten. "Die Gottesmutter ist wie eine Brückenbauerin, die verbindet und nicht trennt", so Nikodemus.

Zum Abschluss des Friedensgebets zogen Abt Nikodemus und alle Beteiligten zum Dreikönigenschrein, wo auch die Gelegenheit bestand, eine Reliquie der drei Weisen aus dem Morgenland zu berühren. Dazu improvisierte Francesco Leporatti auf der Orgel des Domes über das Kirchenlied "Macht weit die Pforten in der Welt".

Laien aus Deutschland und Polen würdigen historischen Briefwechsel

Migration, europäische Sicherheit und gesellschaftliche Polarisierung: Das sind die Kernthemen eines von nicht geweihten Katholiken aus Deutschland und Polen herausgegebenen Dokuments. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und seine Partnerorganisation in Polen, der Klub der katholischen Intelligenz (KiK), stellen das Papier in Breslau (Wroclaw) vor. "Darin würdigen wir insbesondere die zahlreichen zivilgesellschaftlichen Initiativen in der deutsch-polnischen Versöhnungsarbeit", erklärte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp.

Alle polnischen Bischöfe unterschrieben den Brief. Auch Karol Wojtyła – der spätere Papst. / © Ina Rottscheidt (DR)
Alle polnischen Bischöfe unterschrieben den Brief. Auch Karol Wojtyła – der spätere Papst. / © Ina Rottscheidt ( DR )
Quelle:
DR

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