Diese mächtigen Männer stärken Papst Franziskus den Rücken

Vier Vertraute für Franziskus

Alleine regieren geht nicht. Auch ein Papst braucht Unterstützung. Zumal die Kritiker nicht wenige sind. Franziskus hat sich enge Vertraute an die Seite geholt. Vier dieser Vertrauten gelten als besonders prominent und einflussreich.

Autor/in:
Severina Bartonitschek
Papst Franziskus empfängt Carabinieri / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus empfängt Carabinieri / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Als Chef der vatikanischen Regierungszentrale ist Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (68) in alle wichtigen Vorgänge der Weltkirche eingebunden.

Die "Nummer Zwei" des Vatikans 

Seien es die kirchenfeindlichen Regierungsaktionen in Nicaragua, unerlaubte Bischofsweihen in China oder auch der Reformprozess "Synodaler Weg" in Deutschland – immer steht Parolin in vorderster Linie.

Nummer 2 des Vatikans: Pietro Parolin / © Walter Wetzler (KNA)
Nummer 2 des Vatikans: Pietro Parolin / © Walter Wetzler ( KNA )

Als "Nummer Zwei" des Vatikans vertritt er den Papst zudem bei wichtigen Anlässen und auf Reisen.

Im Staatssekretariat empfängt er Staats- und Regierungschefs und koordiniert beispielsweise die aktuelle Friedensmission im Ukraine-Krieg.

Ein ausgebildeter und erfahrener Diplomat

Franziskus bestellte den als gemäßigt und kompetent geltenden Parolin kurz nach seiner Papstwahl zum vatikanischen Chefdiplomaten. Schon zuvor prägte der Norditaliener die Vatikan-Außenpolitik.

Zwischen 2002 und 2009 war er als Vize-Außenminister des Heiligen Stuhls Verhandlungsführer in Gesprächen mit Israel und Vietnam, suchte schon damals Kontakt zu Peking.

Parolin wurde an der päpstlichen Diplomatenakademie ausgebildet und arbeitete in den Botschaften des Heiligen Stuhls in Nigeria, Mexiko und Venezuela.

Vatikanischer Newcomer und diplomatischer Eisbrecher

Diplomatisches Geschick zeichnet auch Kardinal Matteo Zuppi (67) aus. Den gebürtigen Römer beauftragte der Papst mit seiner heiklen Friedensmission im Ukraine-Krieg.

Kardinal Matteo Maria Zuppi, Sonderbeauftragter des Vatikans für den Ukraine-Krieg / © Oleg Varov (dpa)
Kardinal Matteo Maria Zuppi, Sonderbeauftragter des Vatikans für den Ukraine-Krieg / © Oleg Varov ( dpa )

In enger Zusammenarbeit mit Parolins Staatssekretariat führte der Nicht-Vatikan-Mann bereits Gespräche in Kiew, Washington, Moskau und Peking.

Zwar drang Zuppi nicht bis zu Kreml-Chef Wladimir Putin vor. Dafür sprach er mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. Ein Erfolg, waren doch die Beziehungen zwischen Rom und Moskau lange unterkühlt.

Bei der Gemeinschaft Sant'Egidio war Zuppi über Jahrzehnte zusammen mit deren Gründer Andrea Riccardi eine Art Chefdiplomat. Der Geistliche vermittelte zwischen Guerilla und Regime in Mosambik sowie in Algerien.

Wunsch-Nachfolger und Mann für brenzlige Angelegenheiten

Zur größten diplomatischen Leistung von Sant'Egidio zählen die Verhandlungen in Mosambik, die 1992 zum "Friedensabkommen von Rom" führten.

Dass Franziskus viel von Zuppi hält, zeigte sich schon vor der Ukraine-Mission. 2015 ernannte er ihn zum Erzbischof in der traditionell linken Industrie- und Universitätsstadt Bologna.

Und während die meisten Erzbischöfe in "Kardinalsmetropolen" wie Mailand, Turin oder Venedig vergebens auf die Kardinalswürde gewartet haben, erhielt sie Zuppi 2019.

Zum Vorsitzenden von Italiens Bischofskonferenz, die mit ihren mehr als 300 Mitgliedern weltweit zu den größten zählt, machte ihn der Papst 2022. Seither gilt Zuppi als möglicher Wunschnachfolger des Papstes aus Argentinien.

Einer der wichtigsten Geistlichen der bevorstehenden Synode

Viel Wert legt Franziskus auch auf die Meinung des Luxemburger Kardinals Jean-Claude Hollerich (65). So machte er seinen Jesuitenmitbruder zu einem der wichtigsten Männer der bevorstehenden Weltsynode.

Jean-Claude Kardinal Hollerich / © Paolo Galosi (KNA)
Jean-Claude Kardinal Hollerich / © Paolo Galosi ( KNA )

Der Kardinal koordiniert die Inhalte des mehrjährigen Großprojekts, bei dem es um neue Formen der Beratung und der Entscheidung in der Kirche geht.

2019 nahm Franziskus den Japan-Kenner ins Kardinalskollegium auf. Es folgte die Berufung in die Vatikanbehörden für interreligiösen Dialog sowie für Kultur und Bildung. Inzwischen sitzt Hollerich auch im wichtigsten Beratungsgremiums des Papstes, dem Kardinalsrat.

Japan-Experte und unermüdlicher Verteidiger des Papstes 

Der Mann, der den Papst und die Synode unermüdlich verteidigt, bringt auch Verständnis für die Wege der Kirche im Nachbarland Deutschland auf.

Er wuchs nahe der deutschen Grenze auf und studierte in München und Frankfurt.

Der polyglotte Kardinal lebte später mehrere Jahre in Tokio und engagierte sich in der EU-Bischofskommission COMECE und dem Rat der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE).

Chefdogmatiker und Papst-Ghostwriter

Wie Hollerich soll auch der künftige Kardinal Victor Fernandez (61) bereits an Textentwürfen für die Weltsynode mitgewirkt haben.

Victor Manuel Fernandez / © Romano Siciliani (KNA)
Victor Manuel Fernandez / © Romano Siciliani ( KNA )

Der Theologe gilt als ein Ghostwriter von Franziskus, entwarf viele Texte des Papstes. Nun soll sich der Argentinier um die Bewahrung der katholischen Lehre kümmern.

Dabei zeigt sich der neue Leiter der vatikanischen Glaubensbehörde grundsätzlich offen in vielen Reformfragen. In Interviews betonte er, dass er die Forderungen des Synodalen Wegs in Deutschland erst mal kennenlernen wolle.

Kommunikativ ähnelt er Franziskus, dem er auch theologisch nahe steht. In zahlreichen Gesprächen mit Journalisten in den vergangenen Monaten äußerte er sich freimütig, ebenso wie in Sozialen Netzwerken.

Glaubenskongregation

Die Glaubenskongregation ist die älteste und in dogmatischen Fragen höchste vatikanische Kurienbehörde. 1542 unter Papst Paul III. als "Kongregation der Römischen und Universalen Inquisition" ins Leben gerufen, sollte sie nach der Reformation den katholischen Glauben rein erhalten, Glaubensverstöße untersuchen und gegebenenfalls bestrafen. 1908 wurde die Inquisitions-Kongregation zum "Heiligen Offizium".

Gebäude der Kongregation für die Glaubenslehre, Palazzo del Sant Uffizio / © Romano Siciliani (KNA)
Gebäude der Kongregation für die Glaubenslehre, Palazzo del Sant Uffizio / © Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA