Die neue Generalsekretärin von Pax Christi im domradio-Interview

"Mit der Bewegung in der Hauptstadt präsent sein!"

Erstmals in ihrer 60-jährigen Geschichte bekommt die deutsche Sektion der katholischen Friedensbewegung Pax Christi eine Generalsekretärin. Am 1. Oktober tritt Christine Hoffmann die Nachfolge des scheidenden Generalsekretärs Reinhard J. Voß an. domradio sprach mit ihr über die neue Aufgabe, Ziele und den Umzug der Organisation nach Berlin.

 (DR)

Als sie von ihrer Ernennung zur neuen Generalsekretärin erfuhr, sei sie nicht überrascht gewesen. Eine "große Freude" habe sie empfunden, sagt Christine Hoffmann dankbar. Und selbstbewusst. Die 47-jährige hat Ziele. Pax Christi soll noch stärker politische Diskussionen mitgestalten. "Mit der Bewegung in der Hauptstadt präsent sein!"

Das Sekretariat der Friedensorganisation zieht zum 1. Oktober von seinem bisherigen Sitz in Bad Vilbel nach Berlin.

"Politisch debattierten, nicht ideologisch"
Welche inhaltlichen Akzente will sie setzen? Die Debatte über Außenpolitik in Deutschland soll zu einer "tatsächlichen politischen Debatte" werden, wünscht sich Hoffmann. Die Verlängerung eines Afghanistan-Einsatzes sei nicht selbstverständlich. "Es muss politisch debattiert werden, nicht ideologisch."

Dass sie als erste Frau an der Spitze von Pax Christi stehen wird, sieht die Germanistin mit gemischten Gefühlen. "Für viele Partner wird das sicher ungewohnt werden. Aber wenn es mit gelingt, neue Akzente zu setzen, bin ich stolz."

Vom BDKJ zu Pax Christi
Christine Hoffmann leitet zur Zeit noch das Referat Jugendpolitik in Deutschland und Europa im Berliner Büro des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ).

Die neue Generalsekretärin besitze die Fähigkeit, politische Netzwerkarbeit von Nichtregierungsorganisationen aktiv zu gestalten und sei erfahren im Dialog mit den politischen Akteuren in Berlin und Brüssel, sagte Vizepräsident Johannes Schnettler bei der Bekanntmachung der neuen Personalie.

1948 gegründet
Pax Christ ist heute in 53 Ländern vertreten. Weltweit zählt die Organisation nach eigenen Angaben mehr als 60.000 Mitglieder, in Deutschland gut 4.500. Sie versteht sich als eine christlich motivierte und politisch engagierte Bewegung, die sich um gerechte Strukturen des Zusammenlebens und um Wege der zivilen Konfliktbearbeitung bemüht.

Die deutsche Sektion von Pax Christi war am 3. April 1948 in Kevelaer am Niederrhein gegründet worden. 1952 wurde sie von Papst Pius XII.
als katholische Friedensbewegung anerkannt.

Mit einer Spendenkampagne für Hungernde gab Pax Christi unter anderem den Anstoß zur Gründung des Hilfswerks "Misereor" (1958). Aus der Versöhnungsarbeit mit Polen ging 1973 das Maximilian-Kolbe-Werk hervor.