Die Neubesetzung von Bischofsstühlen und die Laien

Was in Paderborn anders ist als in Bamberg

Erst Erzbischof Becker in Paderborn, dann Erzbischof Schick in Bamberg: In den letzten Wochen hat der Papst die Rücktrittsgesuche von zwei deutschen Erzbischöfen angenommen. In beiden Erzbistümern wird jetzt ein Nachfolger gesucht.

Ein Bischof mit einer Mitra / © godongphoto (shutterstock)
Ein Bischof mit einer Mitra / © godongphoto ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Mehr Laien bei der Bischofswahl wie in Paderborn – das klingt ja eigentlich nach einem Fortschritt bei der Umsetzung von Reformen. Warum sagt das Erzbistum Bamberg, dass das nicht geht?

Hannah Krewer / © Nicolas Ottersbach (DR)
Hannah Krewer / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Hannah Krewer (DOMRADIO.DE-Theologieredaktion): Dafür müssen wir uns erst einmal anschauen, wie ein Bistum überhaupt an einen neuen Bischof kommt. Das ist in Deutschland nämlich gar nicht überall gleich. Das liegt an Strukturen, die historisch gewachsen sind: Es gelten in verschiedenen Teilen Deutschlands verschiedene Verträge mit dem Heiligen Stuhl, sogenannte Konkordate. Da gibt es das preußische, das bayerische und das badische Konkordat. Darin sind im 19. und 20. Jahrhundert ganz verschiedene Dinge geregelt worden. Da ging es zum Beispiel um den Religionsunterricht oder darum, dass Priester an staatlichen Fakultäten ausgebildet werden, weil der Staat natürlich auch einen Blick darauf haben wollte, was die Kirche da eigentlich macht. Und auch die Bischofswahlen und Bischofsernennungen sind darin geregelt.

DOMRADIO.DE: Das heißt, in Deutschland gibt es verschiedene Möglichkeiten für die Bischofswahl, je nachdem wo ein Bistum liegt?

Krewer: Ganz genau. In Paderborn gilt das preußische Konkordat. Unter anderem das Domkapitel kann Kandidaten vorschlagen. Und genau daran sollen jetzt Laien beteiligt werden, diese Vorschläge mit zu erarbeiten. Dafür ist da jetzt extra ein Gremium gebildet worden. Aufgrund diesen Vorschlägen macht der Heilige Stuhl dann wieder eine Liste, auf der am Ende noch drei Kandidaten stehen. Und aus dieser Dreierliste wählt das Domkapitel mit einer absoluten Mehrheit den neuen Bischof. Mitwählen aus diesen drei kann aber auch in Paderborn das Laiengremium wahrscheinlich nicht, weil eigentlich nur das Domkapitel diese Dreierliste zu sehen bekommen darf.

Stichwort: Konkordat

Konkordat (lateinisch für Vereinbarung) nennt man ein völkerrechtliches Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl als oberster Instanz der katholischen Kirche und einem Staat. In den modernen Staatskirchenverträgen zwischen dem Heiligen Stuhl und den deutschen Ländern werden unter anderem Religionsunterricht, Theologische Fakultäten und die Priesterausbildung, die Kirchensteuer, das Verfahren der Bischofsernennungen und die Militärseelsorge geregelt.

80 Jahre Reichskonkordat (KNA)
80 Jahre Reichskonkordat / ( KNA )

DOMRADIO.DE: Und dieser Wahlprozess ist in Bamberg anders?

Krewer: Genau. Da gilt das bayrische Konkordat. Auch da kann das Domkapitel eine Liste mit Kandidaten erstellen, die es passend findet und darüber wird dann geheim abgestimmt. Diese Liste wird dann mit den Abstimmungsergebnissen an den Papstbotschafter, den Nuntius geschickt. Der macht daraus eine Liste mit Vorschlägen und die geht dann nach Rom. Der Unterschied ist aber: Der Papst hat da völlig freie Hand, das heißt, da wird keine Liste mit nochmal zurückgeschickt wie in Paderborn, sondern der Papst kann einfach einen Bischof ernennen.

DOMRADIO.DE: Aber könnten nicht auch in Bamberg Laien wenigstens Vorschläge machen für diese Liste, die dann nach Rom geht?

Krewer: Das Erzbistum Bamberg sagt zumindest, dass das nicht geht, weil dafür erst das Recht geändert werden müsse. Trotzdem will das Domkapitel aber mit dem Diözesanrat reden, der die Laien im Bistum vertritt, um zu schauen, welche Möglichkeiten es überhaupt gibt.

DOMRADIO.DE: Und das obwohl der Synodale Weg eigentlich gesagt hat, dass Laien an Bischofswahlen beteiligt werden sollen?

Krewer: Ja, da gab es zwar einen Handlungstext namens "Einbeziehung der Gläubigen in die Bestellung des Diözesanbischofs", aber der Synodale Weg kann kein verbindliches Recht erlassen, sondern nur Empfehlungen aussprechen.

Thomas Söding / © Harald Oppitz (KNA)
Thomas Söding / © Harald Oppitz ( KNA )

Es gibt es natürlich viel Kritik an der Aussage aus Bamberg, dass wegen dem Konkordat Laien nicht mitbestimmen können. Thomas Söding, Theologe und Vizepräsident des ZdK, hat zum Beispiel gesagt, dass man nur einen passenden Weg finden müsste und dass man da auch in Bayern Zeichen setzen müsse. Auch der Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) hat sich dafür ausgesprochen, dass Laien ein Mitspracherecht bekommen.

Übrigens auch der emeritierte Bamberger Erzbischof Ludwig Schick selbst, der hat sich schon öfter für ein Mitbestimmungsrecht auf allen Ebenen ausgesprochen. Letztes Jahr im Sommer hat er zum Beispiel noch gesagt, dass auch Gemeinden und Gläubige bei der Ernennung von Pfarrern oder halt auch Bischöfen ein Mitspracherecht haben sollen.

Das Gespräch führte Dagmar Peters.

Quelle:
DR
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