Die Kirchen feiern Erntedank und erinnern an den Welthunger

"Unser tägliches Brot gib uns heute"

Die Kirchen feierten am Sonntag das Erntedankfest. Traditionell wurden die Altäre zum Abschluss der Ernte mit Feldfrüchten festlich geschmückt. Mit der in den Mittelpunkt gerückten Bitte des Vaterunsers "unser tägliches Brot gib uns heute" erinnerten Christen zugleich an die katastrophale Ernährungssituation in den ärmsten Ländern der Erde.

Der Ursprung des Erntedankfests reicht bis in die vorchristliche Zeit zurück (epd)
Der Ursprung des Erntedankfests reicht bis in die vorchristliche Zeit zurück / ( epd )

Erntedank-Gottesdienste sind daher meist mit einer Solidaritätsaktion zugunsten notleidender Menschen verbunden. Die Hilfsorganisation "Brot für die Welt" erinnerte zu Erntedank 2008 an die wachsende Zahl hungernder Menschen auf der Erde.

"Ende 2007 lag die Zahl bei unfassbaren 923 Millionen Menschen ? Tendenz steigend", erklärte das evangelische Hilfswerk in Stuttgart unter Berufung auf jüngste Angaben der Welternährungsorganisation FAO.

"Niemand isst für sich allein"
Dabei mangele es keineswegs an Nahrungsmitteln. "Die auf der Welt produzierten Lebensmittel würden ausreichen, um alle Menschen satt zu bekommen?, so die Koordinatorin der Kampagne "Niemand isst für sich allein", Carolin Callenius.

Der überwiegende Teil der Hungernden lebe auf dem Land, fügte Callenius hinzu. Deshalb müsse gerade diesen kleinen Produzenten ein besonderer Schutz gewährt werden. Es sei der falsche Weg, wenn die Europäische Union auf eine Marktöffnung zum Beispiel in Afrika dringe. Mit dem Export von subventionierten Agrarüberschüssen aus Europa werde gerade in den ärmsten Ländern der Aufbau einer funktionierenden Agrarstruktur gefährdet.

"Das ist mehr als Nostalgie."
An Erntedank erinnern Christen auch an den engen Zusammenhang von Mensch und Natur. Gott für die Ernte zu danken, gehörte zu allen Zeiten zu den religiösen Grundbedürfnissen. Der evangelische Agrarbeauftragte Clemens Dirscherl rief in diesem Jahr zum Erhalt alter Nutzpflanzensorten auf.

"Wir brauchen die alten Sorten und ihre wertvollen Beiträge zur genetischen Vielfalt", sagte der Agrarbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland dem epd. "Das ist mehr als Nostalgie."

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