missio lenkt den Blick auf die Flüchtlingsproblematik in Afrika

Einmal Uganda und zurück

Edward Hiiboro Kussala will vor allem eins: Aufmerksamkeit. "Unser Problem wird international überhaupt nicht wahrgenommen", klagt er. Der sudanesische Bischof reist derzeit durch Deutschland, um auf die kritische Lage in seiner südsudanesischen Heimat hinzuweisen.

Autor/in:
Martina Gnad
 (DR)

20 Jahre herrschte dort grausamer Krieg zwischen dem Norden und Süden. Drei Jahre nach dem Friedensvertrag kehren jetzt immer mehr Menschen zurück, die damals vor den Kämpfen geflohen sind. Und das sorgt unerwartet für Schwierigkeiten.

"Die Menschen finden ihre Heimat nicht mehr so vor, wie sie sie verlassen haben", erläutert der Bischof, der selbst als Kind mit seiner Großmutter in den Kongo floh. Viele Rückkehrer seien traumatisiert, hätten kein Dach über dem Kopf, keine Arbeit. Und weil einige nach Uganda, andere in den Kongo flohen, sprechen jetzt die einen Kinder Englisch, die anderen Französisch. Es sei schwierig, die Menschen wieder in die Dorfgemeinschaften zu integrieren, klagt Kussala. Und: "Wir haben kaum Mittel, um diese Leute zu versorgen."

Die andere Seite der Flüchtlingsproblematik
Das ist die andere Seite der internationalen Flüchtlingsproblematik.  Europäische Fernsehbilder blicken meist auf Bootsflüchtlinge im Mittelmeer, schildern die Perspektive der Opfer. Aber wenn Flüchtlingsströme innnerhalb von Afrika die Aufnahmeländer vor große Schwierigkeiten stellen, bleibt das unbeachtet. Dabei sind die Staaten oft so arm, dass sie den Ankömmlingen kaum etwas bieten können und jede Zukunft schwer wird.

Darum thematisiert das Internationale Katholische Missionswerk missio die afrikanische Binnenmigration in seiner diesjährigen Kampagne zum Monat der Weltmission. Sie heißt "Mach den Raum deines Zeltes weit" und startet offiziell am Sonntag in Berlin. Das Zelt stehe buchstäblich für das Dach über dem Kopf, erklärt missio-Chef Prälat Klaus Krämer das Motto. Oft fehle es in Afrika sogar daran.

Die Zahlen sprechen für sich. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks waren im vorigen Jahr 42 Millionen Menschen auf der Flucht - vor Krieg, Naturkatastrophen oder Hunger. Allein in Afrika gab es 15 Millionen Flüchtlinge.

Gezielte Förderung
Einer derer, die ein Dach über dem Kopf bieten wollen, ist Pater Wolfgang Schonecke. Er startete in Kenias Hauptstadt Nairobi ein Selbsthilfeprojekt für Flüchtlinge aus Ruanda, Burundi und dem Kongo. Zunächst ging es vor allem darum, die Menschen zumindest mit dem Lebensnotwendigsten zu versorgen. Für die Kinder gründete er eigene Schulen. Doch bald setzte sich die Erkenntnis durch, dass viele Flüchtlinge nicht mehr heimkehren würden. Darum besuchen die Kinder jetzt kenianische Schulen; und die Eltern versuchen, mit sogenannten Überlebensprojekten wie Nähen oder Straßenverkauf ihre Existenz zu sichern. Dafür bekommen sie Kleinkredite.

Solche Projekte fördert missio gezielt. Man wolle die Problematik mit den Augen der afrikanischen Partner sehen, so Krämer. Es geht um Hilfe zur Selbsthilfe. Darum will missio die Spendenerlöse der diesjährigen Kampagne den Diözesen vor Ort für ihre Flüchtlingshilfe geben. Dieses Engagement würdigte auch die Bundesbeauftragte für Migration, Staatsministerin Maria Böhmer: Die Kirchen stünden den Menschen bei und bekämpften auch die Ursachen von Flucht und Vertreibung.

Also werden die Kirchen die Sache richten? Das will Schonecke nicht gelten lassen. Der Pater fordert konkretere politische Signale.
Deutschland müsse aufhören, Staaten Geld zu geben, in denen nachweislich Menschenrechte verletzt werden. Und die Europäische Union müsse ihre unfaire Handelspolitik ändern: "Es ist unmoralisch, wenn wir mit unseren subventionierten Agrarprodukten den afrikanischen Markt zerstören." Eine Haltung, die die Deutsche Bischofskonferenz durchaus teilt. Weihbischof Josef Voß, der Vorsitzende der Migrationskommission, bringt es auf einen Nenner: "Begrenzung von Einwanderung ist nur dann gerechtfertigt, wenn die reichen Staaten die Ursachen bekämpfen, die zur Auswanderung der Menschen führen."