Die Bischöfe treffen sich in Fulda zu ihrer Herbstvollversammlung

Papst-Lese

Benedikt XVI. ist zurück in Rom. Jetzt ist Zeit für die Exegese seiner Reden und Predigten: Während sich die Politik in Deutschland längst wieder um Europa, den Euro und die Wirtschaftskrise dreht, wollen sich die Bischöfe nun in Fulda mit den Folgen des Papstbesuchs für die Kirche in Deutschland befassen.

Autor/in:
Christoph Arens
Seit 1867 kommen die deutschen Bischöfe in Fulda zusammen (DR)
Seit 1867 kommen die deutschen Bischöfe in Fulda zusammen / ( DR )

"Es wird eine sehr konzeptionelle Vollversammlung", prognostizierte vor der am Dienstag beginnenden Herbstvollversammlung Pater Hans Langendörfer, der als Sekretär der Bischofskonferenz für die Vorbereitung des Treffens am Grab des heiligen Bonifatius zuständig ist. Neben der Auswertung des Papstbesuchs geht es auch um die Fortsetzung des Dialogprozesses in der Kirche Deutschlands, den der Konferenzvorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch, vor genau einem Jahr in Fulda angekündigt hatte. Außerdem stehen nach fünf Jahren turnusgemäß Wahlen für Kommissionen der Bischofskonferenz an. So muss nach dem Tod von Kardinal Georg Sterzinsky der Vorsitz der Familienkommission neu bestimmt werden. Auch bei der Caritas- und der Jugendkommission stehen Neubesetzungen an.



Beim Rückblick auf die Papstreise dürften vor allem die Auswirkungen auf die Ökumene für Gesprächsstoff unter den 68 Kardinälen, Erzbischöfen und Bischöfen sorgen: Sie bekundeten in ersten Reaktionen weithin Zufriedenheit. Schon der Besuch des Papstes im Augustinerkloster sei eine starke Geste gewesen; dass Benedikt XVI. den Reformator als leidenschaftlichen Gottsucher gewürdigt habe, zeige ebenfalls seine ökumenische Gesinnung. Der Ökumenebeauftragte der Bischofskonferenz, Bischof Gerhard Ludwig Müller, sprach sogar von einer "Rehabilitation" Luthers.



Impulse für den 500. Jahrestag der Reformation

In der evangelischen Kirche machte sich dagegen in ersten Reaktionen Ernüchterung breit: Kein Wort des Papstes zu konfessionsverbindenden Ehen oder zur Abendmahlsfrage, das Lob Luthers hinter verschlossenen Türen, die Absage an ökumenische Gastgeschenke aber in aller Öffentlichkeit. Einzelne Repräsentanten wie der frühere EKD-Ratsvorsitzende Manfred Kock und der Berliner Bischof Markus Dröge formulierten harsche Kritik. Kock sprach gar von einer "Demonstration des römischen Zentralismus".



Dennoch gehen beide Seiten davon aus, dass der Papstbesuch Impulse für den 500. Jahrestag der Reformation 2017 geben kann. Der derzeitige EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider deutete am Donnerstag an, es könne zu einer evangelisch-katholischen Initiative für das Luther-Jahr 2017 kommen. Mit einem ehrlichen Blick auf die Geschichte könnten beide Seiten schauen, "wo wir aneinander schuldig wurden", sagte er. Eventuell könne man sogar dahin kommen, 2017 eine Bitte um Vergebung auszusprechen. In diese Richtung wird offenbar auch innerhalb der Bischofskonferenz gedacht.



Und die Forderung nach Entweltlichung?

Die Bischöfe werden sich auch mit den Botschaften der Freiburger Konzerthausrede befassen. Was konkret bedeutet die Papstforderung nach einer "Entweltlichung" der Kirche und nach dem Verzicht auf "Privilegien"? In der Bischofskonferenz schließt man nicht aus, dass Kirchenkritiker die Aussagen Benedikt XVI. als Argument nutzen, um ihre Forderung nach Abschaffung der Staatskirchenleistungen zu erneuern. In ersten Reaktionen hatten mehrere Bischöfe die Vermutung zurückgewiesen, dass der Papst konkrete Handlungsanweisungen gegeben haben könnte.



Dankbar hat man auch registriert, dass der Papst in Sachen Dialogprozess die Kirche in Deutschland nicht festgelegt hat. In Fulda wollen die Bischöfe Rückschau auf den Auftakt des Gesprächsprozesses halten, zu dem im Juli rund 300 Vertreter aus Diözesen, Orden, Hochschulen und Verbänden nach Mannheim gekommen waren. Er habe dabei eine "neue Kommunikations- und Sprachfähigkeit" in der Kirche festgestellt, lobte Erzbischof Zollitsch nach dem Treffen. Schließlich wollen die Bischöfe in Fulda auch darüber beraten, wie der bis 2015 angelegte Prozess im nächsten Jahr fortgesetzt werden soll. 2012 steht schließlich unter dem Aspekt der "dienenden" Kirche. Die Überschrift lautet: "Diakonia: Unsere Verantwortung in der freien Gesellschaft."