Deutsche Polizisten brechen erstmals zu Rom-Wallfahrt auf

Auf dem Weg zum Papst

Hunderte Polizistinnen und Polizisten aus ganz Deutschland machen sich an diesem Sonntag auf den Weg nach Rom. Es ist keine Dienstreise, sondern eine Pilgerfahrt. Die katholische Polizeiseelsorge hat zum ersten Mal dazu eingeladen.

Polizei / © Uli Deck (dpa)
Polizei / © Uli Deck ( dpa )

DOMRADIO.DE: Was steht auf dem Programm der Rom-Wallfahrt?

Monsignore Wolfgang Bender (Diözesanbeauftragter für die Polizeiseelsorge im Erzbistum Paderborn): Wir werden mit circa 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern die nächste Woche in Rom verbringen. Das Angebot, diese nationale Wallfahrt der Polizei, ist neu und findet zum ersten Mal statt. Die Teilnehmer kommen aus dem ganzen Bundesgebiet und von verschiedenen Flughäfen angereist.

Alle Teilnehmer treffen sich dann in Rom und dort werden wir verschiedene Pilgerziele bis einschließlich Freitag besuchen. Ganz klar stehen auch Gottesdienste auf dem Programm. Es gibt einen Eröffnungsgottesdienst in Sankt Peter. Geplant ist auch ein Besuch der römischen Hauptkirchen, aber auch ein Besuch der Katakomben. Der Höhepunkt wird wahrscheinlich die Begegnung mit dem Papst am Mittwoch sein. Da nehmen wir an der Generalaudienz teil, worauf wir uns auch schon freuen.

DOMRADIO.DE: Alle Teilnehmer sind im gleichen Hotel untergebracht. Das ist kein Zufall. Wie wichtig ist der persönliche Austausch zwischen den Teilnehmenden?

Polizeiseelsorge

Die christlichen Kirchen bieten mit ihren Polizeiseelsorgerinnen und Polizeiseelsorgern Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Polizei bei der Bewältigung ihrer Aufgaben Rat, Unterstützung und Begleitung an. Sie tun dies zwar auf dem Hintergrund ihres Glaubens, aber unabhängig von konfessioneller oder religiöser Bindung der Angehörigen der Polizei.

Die Polizeiseelsorge gilt also den Frauen und Männern, die in den Polizei-Organisationen Dienst leisten. Die pastorale Sorge der Kirche gilt damit den Menschen, nicht der Organisation. (Polizeiseelsorge)

Polizeiseelsorge / © Caroline Seidel (dpa)
Polizeiseelsorge / © Caroline Seidel ( dpa )

Bender: Dieser Austausch ist sehr wichtig. Es ist nicht nur ein touristisches Programm, sondern die Wallfahrt soll eine geistliche Verortung sein und eine Erfahrung von Gemeinschaft bieten.

Auch in der Polizeiseelsorge spüren wir die Umbruchszeiten der Kirche und da ist Religion und Glaube auch eine Kraftquelle. Das ist wichtig, denn in der heutigen Zeit ist der Dienst der Polizeibeamtinnen und Beamten in Deutschland nicht immer leicht. Ich erinnere nur an den Polizistenmord in Rheinland-Pfalz im Frühjahr.

In solchen Momenten erfährt sich Polizei in Deutschland als eine Art Schicksalsgemeinschaft, die auch in schweren Zeiten zusammensteht. Dafür braucht es geistliche Zurüstung und geistliche Verortung, auf die wir mit dieser Wallfahrt abzielen.

DOMRADIO.DE: Wie stark ist denn Spiritualität oder Glauben in der Polizei?

Bender: Das ist eine gute Frage. Polizeibeamtinnen- und Beamte setzen sich allein schon wegen der beruflichen Situation mit den Lebensthemen auseinander. Dazu gehören auch der Tod und die Begegnung mit ihm.

Aus meiner 22-jährigen Erfahrung als Polizeiseelsorger weiß ich, dass die Kirche dafür ein wichtiger Bündnispartner an der Seite der Polizei ist, um über diese wichtigen Lebensthemen zu sprechen.

Ich erfahre das persönlich im Unterricht, in der Aus- und Fortbildung und auch in vielen persönlichen Gesprächen am Rande. Es geht dann schnell auch ans Eingemachte. Familiäre Situation, Umgang mit Leid und Tod und auch um die Krise der Kirche.

DOMRADIO.DE: Worauf freuen Sie sich am allermeisten bei der Wallfahrt?

Bender: Auf die vielen Begegnungen. Es kommen sehr viele Freunde und Bekannte mit. Das sind dann Polizeibeamtinnen- und Beamte, aber auch Kollegen und Kolleginnen der Seelsorger. Die Wallfahrt ist auch ein Wiedersehen und daher mit Wiedersehensfreude verbunden. Ich freue mich auf die Gottesdienste mit unserem Polizeibischof Wolfgang Bischof aus München.

Ich bin zwar schon häufiger in Rom gewesen, mit Polizisten das bisher letzte Mal vor sechs Jahren. Damals war der Papst auf Kuba und in den USA. Deswegen freue ich mich, auch zum ersten Mal Papst Franziskus selber sehen zu können, wenn auch nur in Distanz. Er wird uns wie immer was Wichtiges zu sagen haben und auch auf die Besuchsgruppe der Polizisten eingehen.

Das Interview führte Martin Mölder.

Quelle:
DR