Der Tod von Mitschwestern und -brüdern

Auf der letzten Wegstrecke nicht allein

Das Klosterleben fasziniert viele, auch weil es sich vom eigenen Alltag unterscheidet. Jeden Monat stellen wir Menschelndes hinter Klostermauern vor - im Februar: endgültiger Abschied von Mitschwestern und -brüdern.

Autor/in:
Kerstin-Marie Berretz OP
Klosterfriedhof vor dem Aloysia-Löwenfels-Haus, dem Tagungshaus der Armen Dienstmägde Jesu Christi, in Dernbach / © Julia Steinbrecht (KNA)
Klosterfriedhof vor dem Aloysia-Löwenfels-Haus, dem Tagungshaus der Armen Dienstmägde Jesu Christi, in Dernbach / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Das Durchschnittsalter der Schwestern und Brüder in vielen deutschen Ordensgemeinschaften ist recht hoch. 80 Jahre und mehr sind keine Seltenheit, denn nach vielen Eintritten im vergangenen Jahrhundert treten heutzutage deutlich weniger Menschen in ein Kloster ein.

So sind Tod und Sterben ein Thema, über das man nicht nur theoretisch nachdenkt. Stattdessen gehört der Umgang mit der eigenen Endlichkeit zum Alltag, und nicht selten sterben mehrere Schwestern oder Brüder in einem Jahr. Da liegt es nahe, dass der Tod einen anderen Schrecken hat als etwa in Familien, in denen Todesfälle viel seltener vorkommen.

Die Gemeinschaft fängt auf und begleitet

So erleben die Ordensleute verhältnismäßig häufig, wie ein Mensch langsam aus dem Leben scheidet. Selten stirbt ein Mitglied der Gemeinschaft plötzlich. Viel eher können die älteren Schwestern oder Brüder durch das System Kloster sehr lange in der Gemeinschaft leben und das mitmachen, was ihnen möglich ist.

Grablicht auf einem Friedhof / © Julia Steinbrecht (KNA)
Grablicht auf einem Friedhof / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Aber irgendwann fällt doch auf, dass eine Schwester vielleicht häufiger nachfragt, was als nächstes kommt. Oder dass ein Bruder es morgens nicht mehr zum Morgengebet schafft, weil es zu anstrengend ist. Oder dass eine Schwester die kleinere Aufgabe, die sie noch erledigen konnte, jetzt auch abgeben muss, weil die Kräfte nachlassen. Wie gut ist es dann, dass die Gemeinschaft viel auffangen und begleiten kann.

Für viele wichtige Dinge wird im Kloster gesorgt

Dadurch, dass meist ein fester Tagesrhythmus vorgegeben ist, kann sich eine Person leichter zurechtfinden, wenn die Orientierung ansonsten langsam verloren geht. Weil für das Essen, die Wäsche und oft auch dafür gesorgt ist, dass die ältere Schwester oder der ältere Bruder die nötigen Medikamente richtig einnimmt, bleibt der Gesundheitszustand oft länger stabil.

Und trotzdem wird ab einem bestimmten Punkt deutlich: Der Bruder oder die Schwester hat die letzte Wegstrecke begonnen. Wenn sich abzeichnet, dass es eher Tage als Wochen sein werden, bis der Ordensmensch verstirbt, wird er oder sie auch in dieser Zeit nicht alleine gelassen. Wo es möglich ist, besuchen die anderen ihre sterbenden Mitschwestern oder -brüder möglichst häufig.

Stille, Gebet und Gespräch

Vielleicht bleiben sie einfach still am Bett der sterbenden Person sitzen oder beten für sie. In der Gemeinschaft wird über die Situation gesprochen - und so wird die Schwester oder der Bruder noch einmal ganz präsent. Wenn möglich, versucht man, den sterbenden Menschen bis zum allerletzten Moment zu begleiten.

Aber natürlich gibt es auch im Kloster Brüder oder Schwestern, die lieber alleine sterben und den Moment "abwarten", in dem niemand da ist. Wenn die Schwester oder der Bruder dann gestorben ist, sind doch alle getragen von der Hoffnung, dass sie oder er nun vor Gott treten kann.

Im Kloster ist klar: Der Tod hat nicht das letzte Wort

Christus ist der Sieger über den Tod / © Beatrice Tomasetti (DR)
Christus ist der Sieger über den Tod / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Da der Tod im Kloster kein seltenes Ereignis ist, sind die Abläufe danach meist eher routiniert. Viele Ordensleute haben bereits den Habit "für danach" im Schrank hängen, der ihnen dann angezogen wird. Die Kontaktdaten der wichtigsten Angehörigen liegen vor, so dass auch mit der Familie Kontakt aufgenommen werden kann. Schwestern oder Brüder besuchen den oder die Verstorbene dort, wo er oder sie aufgebahrt ist, verabschieden sich und beten bei der toten Person.

Natürlich vermisst man den Bruder oder die Schwester, je nach Verbindung ist man auch traurig darüber, dass die Freundin oder der Freund jetzt nicht mehr da ist. Aber trotzdem hat der Tod meist nicht den ultimativen Schrecken, sondern es ist klar: Er gehört zum Leben dazu. Und: Er hat nicht das letzte Wort.

Beerdigung oft im Beisein vieler Ordensleute

So sorgt der Nachruf dafür, dass der oder die Verstorbene auf ganz besondere Weise in die Mitte der Gemeinschaft geholt wird. Denn manche Stationen eines Bruders oder einer Schwester mögen bekannt sein, andere sind jedoch überraschend. Diese Würdigung zeichnet ein besonderes Bild des oder der Verstorbenen.

So kann die verstorbene Person losgelassen werden in den Himmel. Daher ist auch die Beerdigung eine schöne und würdige Feier. In manchen Gemeinschaften ist sie ein Anlass dafür, dass viele Ordensleute zusammenkommen, um gemeinsam Abschied zu nehmen und den Glauben an den lebendig machenden Gott zu feiern.

Katholische Orden in Deutschland

Zur Deutschen Ordensoberkonferenz (DOK) mit Sitz in Bonn gehören heute nach eigenen Angaben rund 400 Obere. Sie vertreten 17.000 Ordensleute. Darunter sind etwa 300 Frauengemeinschaften mit rund 13.500 Mitgliedern, die in 1.144 klösterlichen Niederlassungen leben.

 Ordensfrau im Weinberg
 / © Julia Steinbrecht (KNA)
Ordensfrau im Weinberg / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA