Klösterliche Prinzipien im Lauf des Jahres

Das nächste Fest kommt bestimmt

Das Klosterleben fasziniert viele Menschen, auch weil es sich so stark vom eigenen Alltag unterscheidet. In einer monatlichen Reihe stellen wir verschiedene klösterliche Prinzipien vor. Im Dezember sind das Feste und Feiern.

Autor/in:
Kerstin-Marie Berretz OP
Eine Ordensschwester backt Weihnachtsplätzchen (Archiv) / © Harald Oppitz (KNA)
Eine Ordensschwester backt Weihnachtsplätzchen (Archiv) / © Harald Oppitz ( KNA )

Teresa von Avila, die spanische Karmeliterin und Kirchenlehrerin, sagt: Wenn fasten, dann fasten - wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn. Im Kloster hat beides seinen Platz. Es gibt Orte und Zeiten, zu denen geschwiegen wird, und der normale Tag folgt einem ganz bestimmten Ablauf. Daneben gibt es aber auch Zeiten und Gelegenheit, an denen es laut, fröhlich und üppig ist im Kloster. Nämlich dann, wenn Feste gefeiert werden.

Dazu gehören auf natürlich die Feste im Kirchenjahr: Weihnachten und Ostern, die Gedenktage der Gründerinnen und Gründer und andere Termine. Aber ebenso werden ordensinterne Feste gefeiert: die Aufnahme von jungen Frauen oder Männern ins Noviziat, die Ablegung der Profess, Professjubiläen und weitere Feste. Besonders auffällig ist das im Advent. Da wird jede Gelegenheit genutzt, um miteinander zu feiern: den Barbaratag und Nikolaus, vielleicht die Adventssonntage in besonderer Weise und dann natürlich Weihnachten.

Wie beim großen Familienfest

All diese Gelegenheiten unterbrechen den Alltag und bringen die Gemeinschaft zusammen. Denn je nach Fest kommen die Brüder oder Schwestern aus verschiedenen Häusern zusammen und feiern gemeinsam. Das ist eine gute Gelegenheit, um Zeit miteinander zu verbringen, sich auszutauschen und Schwestern oder Brüdern zu begegnen, die man länger nicht gesehen hat. Also in etwa wie bei einem Familienfest, bei dem die ganze Verwandtschaft zusammenkommt. Da ist es klar, dass nicht gefastet wird, sondern dass es gutes Essen gibt und die Gemeinschaft mehr Zeit als sonst im Refektorium verbringt.

Weihnachten

Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu Christi. Wann genau vor etwa 2.000 Jahren Jesus geboren wurde, ist nicht bekannt. Die Feier des 25. Dezember als Geburtsfest Jesu ist erstmals für das Jahr 336 in Rom bezeugt.

Weihnachten heißt so viel wie heilige, geweihte Nächte. Die Geburt Jesu bedeutet nach christlichem Verständnis die Menschwerdung Gottes; in Jesus hat sich Gott den Menschen mitgeteilt, sich in ihre Geschichte hinein begeben, sich ihrer erbarmt und ihnen Heil geschenkt. Deshalb gilt Weihnachten als Fest der Liebe.

Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod (dpa)
Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod ( dpa )

Es bleibt aber nicht alleine beim Essen. Im Grunde genommen verwandelt sich das ganze Kloster in einen Festsaal. Die Kirche wird besonders schön geschmückt, und die Liturgie ist besonders festlich. Die Orgel braust, und alle singen fröhlich mit. Die Psalmen im Stundengebet sprechen von Lob und Freude. So gibt es also auch im Gebet "Rebhuhn".

Das Problem mit den Traditionen...

Die Flure und Gemeinschaftsräume sind schön hergerichtet, und man sieht, dass sich alle sehr viel Mühe gegeben haben, damit es richtig festlich wird. Wer ein besonderes Jubiläum feiert, findet den ganzen Tag über kleine Aufmerksamkeiten vor seiner Tür und kann sich über viele gute Worte freuen.

So ist an einem Festtag alles und jeder mit hinein genommen in die große Freude. Das Besondere und manchmal vielleicht auch Herausfordernde dabei ist: Weil es bestimmte Traditionen gibt, ist sehr viel schon vorher geregelt. Das ist manchmal ein bisschen traurig, weil man selber vielleicht eine gute Idee für einen Tischschmuck hätte oder den Weihnachtsbaum gerne einmal anders schmücken würde.

Nicht zu viel Energie in die Planung stecken

Auf der anderen Seite entlastet es aber auch, weil man sich über bestimmte Dinge keine Gedanken machen muss. Wenn der Tagesablauf am Heiligen Abend schon immer eine bestimmte Ordnung hatte, dann kann man sich in diese Ordnung einfach mit hineinnehmen lassen und mitfeiern.

Und natürlich ist es auch möglich, Abläufe und Traditionen ganz behutsam zu verändern. Aber vorteilhaft ist erst einmal, dass die Planungen für ein Fest gar nicht so viel Zeit in Anspruch nehmen. Dadurch ist niemand schon am Morgen des Festes völlig erschöpft, weil die Vorbereitungen so anstrengend waren. Stattdessen können alle da sein und ausgiebig miteinander feiern.

Die Ruhe nach dem Fest

Bemerkenswert ist, dass besonders nach solchen Tagen wie Weihnachten von ganz alleine wieder Ruhe einkehrt. Bei Tisch wird dann weniger gesprochen, und alle freuen sich auf den Alltag, an dem alles wieder "normal" ist.

Denn so schön die Feste sind - sie sind ja vor allem deswegen so schön, weil es dazwischen auch das ganz normale Treiben gibt, in dem jede und jeder den eigenen Aufgaben nachgeht. Auf diese Weise wird durch die Feste auch der Alltag gewürdigt. Denn allen ist klar: Das nächste Fest kommt ganz bestimmt. Aber zwischendurch tut es gut, auch ein bisschen zu fasten, zur Ruhe zu kommen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Dann strahlt alles beim nächsten Fest umso heller.

Quelle:
KNA