Der rheinische Präses plädiert bei der Landessynode für multireligiöse Gebete von Christen und Muslimen

Schneider widerspricht Meisner

Der rheinische Präses Nikolaus Schneider hat für multireligiöse Gebete von Christen und Muslimen plädiert. Dabei würden "verschiedene Gebete nacheinander und im Respekt voreinander" gesprochen. Außerdem forderte er bei der Landessynode in Bad Neuenahr mehr wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit. Der ökonomische Aufschwung dürfe nicht an den armen Bevölkerungsschichten vorbei gehen.

 (DR)

"Arm und Reich driften auseinander"
Er kritisierte auch die Konzerne BenQ und Allianz. Am Rande der Synode protestierten Jungtheologen gegen geplante Reformen. Sie befürchten, dadurch vor der Arbeitslosigkeit zu stehen.

Das "stetige Auseinanderdriften" zwischen Arm und Reich verstärke die soziale Unsicherheit und schüre Politikverdrossenheit, sagte der oberste Vertreter der knapp drei Millionen rheinischen Protestanten vor den 237 Abgeordneten. Harsche Kritik äußerte Schneider erneut an der Pleite von BenQ Mobile. Es entstehe der Eindruck, der Siemens-Konzern habe sich trotz hervorragender Ertragslage kostengünstig von seiner Handy-Sparte trennen wollen. Auch der Arbeitsplatzabbau beim Versicherungsriesen Allianz habe angesichts großer Gewinne Unverständnis ausgelöst.

Als "problematisches Signal" wertete Schneider unter dem Beifall der Synodalen die Einstellung des Mannesmann-Prozesses gegen Geldauflagen. Dies verletze das Rechtsempfinden der Menschen.

Der nordrhein-westfälische Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart
(FDP) setzte sich in einem Grußwort für effektivere Sozialsysteme ein. Nur dann trügen die Menschen den notwendigen Strukturwandel mit. Bei allen Reformen müsse aber angesichts von vier Millionen Arbeitslosen die Schaffung von Arbeitsplätzen Vorrang haben.

Nachwuchstheologen demonstrieren
Rund 500 Nachwuchstheologen in der rheinischen Kirche sind nach Angaben von deren Interessenvertretung von Arbeitslosigkeit bedroht, falls die Pläne zur Reform des Pfarrsystems umgesetzt würden. Ein Dutzend Vertreter des "Rheinischen Konvents" protestierte unter dem Motto "Mit uns erspart sich die Kirche ihre Zukunft" gegen die Pläne. Präses Schneider räumte ein, die rheinische Kirche werde nicht alle Nachwuchsleute übernehmen, der Pfarrstellen-Abbau sei unterschätzt worden. Geplant sei aber, neue Stellen zu schaffen.

Die Landessynode diskutiert diese Woche über neue Zugänge zum Pfarrdienst. So soll ein zentrales Auswahlverfahren geschaffen werden. Die Zahl der derzeit knapp 2.000 Pfarrstellen soll sinken. Zugleich soll der Wartestand abgebaut werden, in dem sich aktuell 120 Theologen befinden - auch dies schmälert die Chancen junger Vikare auf eine Pfarrstelle.

"Mehr Selbstbewusstsein"
In seinem Bericht rief Schneider die Protestanten zu mehr Selbstbewusstsein auf. Die ökumenischen Perspektiven schätzt der Theologe, der auch dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angehört, pessimistisch ein. Die Chance sei derzeit nicht sehr groß, die kirchentrennenden Unterschiede zwischen evangelischer und katholischer Kirche zu überwinden. Die Protestanten sollten deshalb ihre Identität betonen und eine "Einheit in versöhnter Verschiedenheit" suchen.

Im Gegensatz zum Kölner Kardinal Joachim Meisner plädierte Schneider für multireligiöse Gebete von Christen und Muslimen. Dabei würden "verschiedene Gebete nacheinander und im Respekt voreinander" gesprochen. Interreligiöse Feiern, bei denen gemeinsam gebetet wird, lehne aber auch er ab, betonte der Präses. Unterschiedliche Gottesbilder und Glaubensvorstellungen dürften nicht verwischt werden.