Das kürzeste Pontifikat der Geschichte dauerte nur wenige Tage

Der Papst, der nicht in den Listen auftaucht

Stephan (II.) wurde zum Papst gewählt und starb kurz darauf, ohne die Bischofsweihe erhalten zu haben. Er ist entweder der Papst mit der kürzesten Amtszeit oder eben wegen der fehlenden Bischofsweihe gar kein Papst gewesen.

Autor/in:
Jan Hendrik Stens
Statue des Apostels Petrus am Petersdom in Rom / © Renata Sedmakova (shutterstock)
Statue des Apostels Petrus am Petersdom in Rom / © Renata Sedmakova ( shutterstock )

Eine Woche nach dem Tod von Papst Zacharias sind das Volk und der Klerus der Stadt Rom im Jahr 752 zur Wahl eines Nachfolgers versammelt. Wenig später, am 22. oder am 23. März, geht aus der Wahl der älteste Presbyter Roms als neuer Papst Stephan II. hervor.

Doch bereits drei Tage später, bevor er überhaupt zum Bischof geweiht werden kann, erleidet Stephan einen Schlaganfall, an dem er tags darauf stirbt. Es ist das kürzeste Pontifikat in der Kirchengeschichte und der Ursprung einiger Verwirrung um den Titel "Papst Stephan II.". Denn Stephan II. bleibt in den Listen der Päpste unerwähnt.

Blauer Himmel über dem Petersdom  / © Martin Biallas (DR)
Blauer Himmel über dem Petersdom / © Martin Biallas ( DR )

Kein Papst ohne Bischofsweihe

Im Mittelalter galt die Bischofsweihe als Voraussetzung für ein Pontifikat. Auch das heutige Kirchenrecht sieht ohne Wenn und Aber in der Bischofsweihe eine zwingende Voraussetzung für die volle Amtsgewalt des Papstes:

"Volle und höchste Gewalt in der Kirche erhält der Papst durch die Annahme der rechtmäßig erfolgten Wahl zusammen mit der Bischofsweihe. Deshalb besitzt ein zum Papst Gewählter, der schon die Bischofsweihe empfangen hat, diese Gewalt vom Augenblick der Wahlannahme an. Wenn der Gewählte noch nicht Bischof ist, ist er sofort zum Bischof zu weihen." (Can. 332, § 1 CIC)

Todesfälle zwischen Wahl und Bischofsweihe sind hier nicht eingeplant. Und so bleibt Stephan posthum nicht nur die Bischofswürde versagt, sondern auch die Ausübung des höchsten Amtes in der katholischen Kirche. Doch damit ist es der Verwirrung noch nicht genug. Bereits einen Tag nach seinem Tod wird der Nachfolger gewählt, der denselben Namen wie sein so abrupt verstorbener Vorgänger annimmt. So gibt es ihn also doch in den Listen: Stephan II., der in der Zählung die Stelle seines Vorgängers einnimmt.

Bündnis mit der westlichen Welt

Dieser neue Stephan II. sollte mehr Glück haben. Aufgezogen wurde er als Waisenkind im Lateran. So kam er schon früh in Berührung mit dem Päpstlichen Hof. Papst Zacharias ernannte ihn zum Diakon und übertrug ihm wichtige Aufgaben. Politisch steht sein Amt allerdings auf wackeligen Beinen. Die Langobarden bedrohen die Stadt und aufgrund des Bilderstreits mit dem byzantinischen Kaiser Konstantinos V. kann Rom auf keine militärische Unterstützung aus dem Ostreich hoffen.

Stephan II. stärkt den durch Bonifatius vermittelten, bereits gefestigten päpstlich-fränkischen Bund. Als erster Papst reist er über die Alpen, um am Hof des fränkischen Königs Pippin dem Jüngeren die Hilfe zu erbitten, die Byzanz nicht mehr gibt. So wird durch Papst Stephan die Hinwendung des Papsttums zur westlich-fränkischen Welt endgültig besiegelt.

Wie die Glocken nach Rom kamen

Aber noch etwas ändert sich für die Stadt Rom durch die Alpenüberquerung des Papstes. Der Metzer Bischof Amalar schreibt 80 Jahre später in einem Brief an Abt Hilduin von Saint-Denis, dass er anlässlich eines Besuchs in Rom verwundert in Erfahrung gebracht habe, vor wenigen Generationen sei in der Ewigen Stadt noch mit Klanghölzern zum Gottesdienst gerufen worden, ähnlich wie es am Balkan oder in Griechenland üblich sei. Papst Stephan II. beendete diese Tradition in der Stadt, indem er für die Petersbasilika einen Turm errichten ließ, um dort drei Glocken aufzuhängen.

"Kar-Ratschen" lädt lautstark zum Gottesdienst ein / © Christina Özbek (epd)
"Kar-Ratschen" lädt lautstark zum Gottesdienst ein / © Christina Özbek ( epd )

Dies geschah zu einem Zeitpunkt, als nördlich der Alpen der Gebrauch von Kirchenglocken schon lange üblich war. Das muss Stephan gefallen haben, weshalb er die Glocken nach Rom brachte. Heute sind Glocken aus dem Leben der Kirche nicht mehr wegzudenken. Lediglich an den Kartagen schweigen sie und werden mancherorts durch den Gebrauch von Holzklappern und Ratschen ersetzt. Ohne die Stiftung von Papst Stephan II. für Sankt Peter wäre die Stadt Rom womöglich noch lange Zeit, vielleicht sogar bis heute glockenlos geblieben.

Zusammensetzung des Kardinalskollegiums

Papst Franziskus hat am 7. Dezember 21 Geistliche in den Kardinalsstand erhoben. Ein Überblick über das aktuelle Kollegium:

  • Ernennungen: Seit dem 7. Dezember 2024 gibt es 253 Kardinäle. 140 von ihnen wären bei einem Konklave aktuell stimmberechtigt, weil sie noch nicht älter als 80 Jahre alt sind. 

    Insgesamt 149 der heute lebenden Kardinäle wurden von Papst Franziskus ernannt, 110 von ihnen wären heute berechtigt, einen neuen Papst zu wählen. Damit wurden bereits mehr als Dreiviertel eines künftigen Konklaves von Franziskus eingesetzt.

Tarcisio Isao Kikuchi (r), Erzbischof von Tokio, Japan, erhält von Papst Franziskus, das Kardinalsbirett und den Kardinalsring / © Gregorio Borgia/AP (dpa)
Tarcisio Isao Kikuchi (r), Erzbischof von Tokio, Japan, erhält von Papst Franziskus, das Kardinalsbirett und den Kardinalsring / © Gregorio Borgia/AP ( dpa )
Quelle:
DR

Die domradio- und Medienstiftung

Unterstützen Sie lebendigen katholischen Journalismus!

Mit Ihrer Spende können wir christlichen Werten eine Stimme geben, damit sie auch in einer säkulareren Gesellschaft gehört werden können. Neben journalistischen Projekten fördern wir Gottesdienstübertragungen und bauen über unsere Kanäle eine christliche Community auf. Unterstützen Sie DOMRADIO.DE und helfen Sie uns, hochwertigen und lebendigen katholischen Journalismus für alle zugänglich zu machen!

Hier geht es zur Stiftung!

Mehr zum Thema