Der 25. Juli ist Gedenktag des Heiligen Jakob

Donnersohn und Pilgerkult

Heute ist Gedenktag des Heiligen Jakobs. Nach der Pandemie ist auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela das Leben zurückgekehrt. Weshalb ist gerade dieser Heilige für Spanien so bedeutend?

Autor/in:
Ina Rottscheidt
Heiliger Apostel Jakobus der Ältere / © Harald Oppitz (KNA)
Heiliger Apostel Jakobus der Ältere / © Harald Oppitz ( KNA )

"Donnersohn" soll Jesus seinen Jünger Jakobus genannt haben, weil er so laut und temperamentvoll die Frohe Botschaft verkündete und für die Nachfolge Christi warb. Seit über tausend Jahren ist das Grab des Apostels in der Kathedrale von Santiago de Compostela für Christen eines der wichtigsten Pilgerziele neben Rom und Jerusalem. Bis heute tragen sie die Jakobsmuschel als Erkennungszeichen um den Hals oder am Rucksack.

Wie sein Grab nach Spanien kam, darüber gibt es zahlreiche Legenden: Bereits zu Lebzeiten soll Jakob auf der iberischen Halbinsel das Evangelium verkündet haben, das ist allerdings historisch nicht belegt. Bezeugt ist nur, dass er im Jahr 43 n. Chr. in Jerusalem als erster den Märtyrertod starb. "Es heißt, dass Anhänger seinen Leichnam in einem Boot auf dem Mittelmeer aussetzten", erzählt die Vizepräsidentin der Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft, Annette Heusch-Altenstein. Wind und Wellen sollen es dann bis an die nordspanische Küste getragen haben, wo die Menschen damals das Ende der Welt – "Finisterre" - vermuteten.

Legende zur Stärkung des Christentums

Das dortige Grab des Apostels geriet in Vergessenheit, bis es im 9. Jahrhundert ein Eremit, geleitet von hell strahlenden Sternen, wiederentdeckte. Der Namenszusatz, "de Compostela", wird noch heute als "Sternenfeld" gedeutet. Am 25. Juli 816 wurden die Gebeine in einer Kapelle beigesetzt. Darauf geht der Gedenktag des Heiligen Jakobus zurück. Im 11. Jahrhundert ließen die spanischen Könige über seinem Grab eine Basilika errichten.

"Die Legende diente vermutlich vor allem dazu, das Christentum auf der iberischen Halbinsel zu stärken", sagt Heusch-Altenstein. Seit dem 8. Jahrhundert rückten dort von Süden her die Mauren vor. "Der Camino Francés, der von den Pyrenäen nach Santiago verläuft, war so etwas wie eine Grenzlinie, es hat also offenbar funktioniert: Weiter kamen die muslimischen Eroberer nicht, sie wurden wieder zurückgeschlagen."

Die gelbe Muschel: Erkennungsmerkmal des Jakobsweges / © bepsy (shutterstock)
Die gelbe Muschel: Erkennungsmerkmal des Jakobsweges / © bepsy ( shutterstock )

Santiago wird Nationalheiliger

"San Tiago" – der "Heilige Jakob" - wurde zum Nationalheiligen, auch weil die spanische Krone die Erfolge bei Rückeroberung der iberischen Halbinsel seiner himmlischen Fürsprache zuschrieb. Schnell entwickelte sich sein Grab zu einem der größten Wallfahrtszentren des Abendlandes.

Besonders viele Pilger kommen, wenn der Gedenktag des Heiligen Jakobs am 25. Juli auf einen Sonntag fällt, denn dann ruft die katholische Kirche das Heilige Jahr für Santiago de Compostela aus: Wer dann nach Santiago pilgert, durch die Heilige Pforte schreitet, an der Heiligen Messe teilnimmt, die Kommunion empfängt und die Beichte ablegt, dem gewährt die Kirche vollkommenen Ablass.

Das sei eine Tradition aus der Zeit der Kreuzzüge, erzählt Christoph Kühn, Kunsthistoriker und ebenfalls im Präsidium der Jakobus-Gesellschaft: Nach deren Ende habe Papst Bonifaz VIII. im Jahr 1300 ein Heiliges Jahr eingeführt, quasi als Ersatz-Möglichkeit, um einen Ablass zu erwerben. Andere Pilgerorte wie Rom und Assisi zogen nach. Und auch in Santiago de Compostela führte man das im 15. Jahrhundert ein. Allerdings habe man die päpstliche Genehmigung dafür zunächst nicht bekommen, so Kühn, und daher kurzerhand eine gefälscht. "Erst im späteren 16. Jahrhundert hat Papst Sixtus V. dann diese Erlaubnis gegeben."

Santiago verzeichnet Pilgerrekorde

Heute ist der Camino aber nicht mehr nur ein Weg, auf dem Menschen zu sich und zu Gott finden. Pilgern ist ein Trend geworden: Besucher suchen Entschleunigung, die sportliche Herausforderung oder die Einfachheit beim Reisen. Im Jahr 2019 verzeichnete der Camino mit über 350.000 Pilgern einen Rekord. Anfang der 1970er Jahre waren es noch nicht einmal 100, nach den Hochzeiten im Mittelalter war der Jakobsweg in Vergessenheit geraten.

Papst Johannes Paul II. gab mit seiner Spanien-Reise 1982 den Impuls für die Wiederbelebung: Als erster Papst überhaupt besuchte er Santiago de Compostela. Dabei erinnerte er an die christlichen Wurzeln Europas und die europäische Dimension des Jakobspilgerns. Der Europarat griff die Idee auf, erklärte 1987 den Jakobsweg zum ersten europäischen Kulturweg und rief zur Wiederentdeckung dieser "europäischen Kulturbewegung" auf. Seitdem sind immer mehr Menschen auf dem Camino unterwegs. In den vergangenen Heiligen Jahren 2004 und 2010 wurden ständig neue Besucherrekorde verzeichnet. Auch gezielte Marketingkampagnen der galizischen Regierung und der Ausbau von Herbergen und Infrastruktur trugen dazu bei. 

Quelle:
DR