Sternsinger ziehen nicht von Haus zu Haus

Den Segen gibt es trotzdem

Die Sternsinger werden im kommenden Januar nicht von Haus zu Haus ziehen und den Segen verteilen. "Die persönliche Begegnung wird uns fehlen", sagt der Kölner Pastoralreferent Peter Otten. Aber es eröffne auch neue Chancen.

In diesem Jahr werden die Sternsinger nicht von Tür zu Tür ziehen / © Patrick Seeger (dpa)
In diesem Jahr werden die Sternsinger nicht von Tür zu Tür ziehen / © Patrick Seeger ( dpa )

DOMRADIO.DE: Pfarrer Dirk Bingener, der Präsident des Kindermissionswerkes "Die Sternsinger", hat vergangene Woche empfohlen, auf den Besuch der Sternsinger an den Türen zu verzichten. Die Sternsinger werden also auch bei Ihnen nicht mehr umherziehen von Haus zu Haus. Welches Alternativprogramm haben Sie sich überlegt?

Peter Otten (Pastoralreferent aus der Gemeinde St. Agnes in Köln): Wir haben von Anfang an überlegt, dass wir diesmal die traditionelle Sammlung an den Haustüren gar nicht machen werden. Stattdessen haben wir 14 Plätze in den Veedeln definiert und dann einen Fahrplan mit Uhrzeiten veröffentlicht, zu denen eine kleine Gruppe von Sternsinger dort hinkommt. Dann können sich Menschen anmelden, um an diesen kleinen Konzerten teilzunehmen. Die Sternsinger werden ein Lied singen, Geld sammeln und den Segen verteilen.

Das wird so organisiert sein, dass die Menschen, die dahin kommen, den Segen auch mitnehmen können und den wiederum an ihre Nachbarinnen und Nachbarn verteilen. Wir gehen im Moment davon aus, dass wir das auch erstmal noch weiter so planen und hoffen sehr, dass wir das Sternsingen dann am 10. Januar so durchführen können.

DOMRADIO.DE: Wie sind bislang die Reaktionen aus der Gemeinde? Gibt es da große Enttäuschungen oder sind die Menschen froh, dass wenigstens das stattfindet?

Otten: Ich glaube ein "wenigstens das" ist noch untertrieben. Die Leute freuen sich über alles, was Hoffnung und Zuversicht vermittelt. Ein Segen ist ja auch etwas sehr Existenzielles. Das spüren viele Menschen auch und bisher ist die Dankbarkeit ziemlich groß.

DOMRADIO.DE: Spenden und Segen sind also erst einmal gesichert. Aber was wird Ihnen und auch den Sternsingern aus der Gemeinde besonders fehlen?

Otten: Uns wird die persönliche Begegnung natürlich fehlen. Es entstehen ja immer kleine Geschichten an den Haustüren. Vor allen Dingen, wenn die Kinder Menschen begegnen, für die das eine Überraschung ist.

Aber ich finde, dass es auch Chancen bietet. Wir haben einen sehr schönen Film mit Sternsingern in der St. Agnes Kirche produziert. Das ist sozusagen ein digitaler Segens-Film. Dann haben wir eine eigene Spenden-Hotline über das Sternsinger-Hilfswerk eingerichtet. Die QR-Codes zum Film und zum Spenden werden wir auf Flyer und Spendentüten drucken, in die ein Segen hineinkommt. Die werden wir großflächig im Viertel verteilen. Dann kann jeder mit seinem Handy den Film angucken, sich digital segnen lassen und mit dem anderen QR-Code eine Spende überweisen. Auch das kann dann weiter verschickt und verteilt werden. Es ist also eine digitale Form des Segens und der Film ist großartig geworden.

DOMRADIO.DE: Die Idee ist auch sehr innovativ. Ohne Corona wäre es so nicht möglich gewesen. Es ist also eine Chance, die in dieser schwierigen Situation entstanden ist. Was meinen Sie, wie in diesem Jahr die Spendenbereitschaft aussieht?

Otten: Ich erlebe die Menschen in St. Agnes sehr solidarisch und partizipativ. Wir haben zum Beispiel eine Veedels-Krippe vor der St. Agnes Kirche aufgebaut. Wir haben einfach Tonklumpen verteilt und daraus haben die Leute inzwischen 150 Figuren gemacht. Die Menschen haben also ein großes Miteinander und nehmen das Schicksal von anderen wahr. Das bedeutet, glaube ich, auch, dass sie den Blick für die Not in der Welt nicht verlieren.

Das Interview führte Tobias Fricke.

 

Sternsinger / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Sternsinger / © Elisabeth Schomaker ( KNA )
Quelle:
DR
Mehr zum Thema