Demokratie braucht laut Kardinal Marx einen permanenten Einsatz

Erinnerungen an die NS-Zeit

Ruinen, Schutt und Asche - vor 80 Jahren war Münchens Schönheit nur noch zu erahnen. Fotos erinnern im Liebfrauendom an diese Zeit. Reinhard Kardinal Marx erklärt, warum es wichtig ist, sich mit Geschichte zu beschäftigen.

Liebfrauendom in München / © Giongi63 (shutterstock)

Für eine demokratische Gesellschaft braucht es nach den Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx einen permanenten, unermüdlichen Einsatz. "Die Demokratie wieder aufzubauen ist ein ständiger Auftrag", führte Marx am Freitag bei der Eröffnung der Ausstellung "Innenstadt in Trümmern" im Münchner Liebfrauendom aus. 

Gottesdienst in der Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg unter Leitung von Kardinal Reinhard Marx. / © Marko Orlovic (DBK)
Gottesdienst in der Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg unter Leitung von Kardinal Reinhard Marx. / © Marko Orlovic ( DBK )

Diese zeigt 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der nationalsozialistischen Terrorherrschaft historische Fotos vom zerstörten München, ergänzt um weitere Dokumente und Zeitzeugenberichte.

Warnung vor vermeintlichen Heilsbringern 

Auch wenn sich Geschichte nicht wiederhole, so müsse doch vor einem neuen Messianismus und vermeintlichen politischen Heilsbringern in der Gegenwart gewarnt werden, so der Kardinal. Zugleich forderte er angesichts dessen, dass nur noch wenige Zeitzeugen lebten, dazu auf, sich intensiver mit der Geschichte zu beschäftigen: "Die Vergangenheit darf nicht weggedrängt werden!" 

Dazu zähle vor allem die Auseinandersetzung mit dem Holocaust als einmaligem Zivilisationsbruch. Entscheidend sei, daran zu erinnern, "dass Europa, dass die Europäische Union eine Antwort war auf einen menschenverachtenden, völkischen Nationalismus", so Marx.

Ausstellung bis 9. Mai

Die von der Metropolitan- und Pfarrkirchenstiftung Zu Unserer Lieben Frau in Auftrag gegebene Schau entstand in Zusammenarbeit mit Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising. Sie solle deutlich machen, "vor welcher Aufgabe die Münchner Bevölkerung im Frühjahr 1945 stand: buchstäblich aus den Ruinen eines menschenverachtenden Regimes die Stadt und unsere Gesellschaft neu aufzubauen", heißt es im Programm. Zu sehen ist die Schau bis 9. Mai.

Wachtturm an der Gedenkstätte Dachau / © Avantgarde Design (shutterstock)
Wachtturm an der Gedenkstätte Dachau / © Avantgarde Design ( shutterstock )

Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus (27. Januar) wird in einem Gottesdienst im Liebfrauendom um 18 Uhr an die Blutzeugen des Erzbistums und an die seliggesprochenen Märtyrer erinnert, die im Konzentrationslager Dachau inhaftiert waren und dort oder an den Folgen ihrer Haft verstarben. 

Am 23. Februar kommt im Dom um 16 Uhr ein Friedensoratorium des Komponisten Helge Burggrabe zur Aufführung, verbunden mit Texten zur "Stunde Null". Sie werden gelesen von der Schauspielerin und Sophie-Scholl-Darstellerin Julia Jentsch. Burggrabes Werk "Lux in Tenebris" (Licht in der Finsternis) handelt von Krieg und Zerstörung sowie der Sehnsucht nach Frieden.

Münchener Dom "Zu unserer Lieben Frau"

Liebfrauendom in München / © Giongi63 (shutterstock)

1240 verlor der Bischof von Freising, Konrad I.,nach jahrelangem Streit mit Herzog Otto II. die Herrschaft über München. Die Wittelsbacher richteten sich in ihrer neuen Stadt ein. 1271 nahm man auf Grund der anwachsenden Bevölkerung in München eine Neugliederung der pfarrlichen Verhältnisse vor. Neben der Pfarrkirche St. Peter (mit Sitz des Dekans) südlich der Neuhauser Straße, entstand nun die Pfarrkirche "Zu Unserer Lieben Frau" im nördlichen Teil der Stadt.

Quelle:
KNA