Für eine demokratische Gesellschaft braucht es nach den Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx einen permanenten, unermüdlichen Einsatz. "Die Demokratie wieder aufzubauen ist ein ständiger Auftrag", führte Marx am Freitag bei der Eröffnung der Ausstellung "Innenstadt in Trümmern" im Münchner Liebfrauendom aus.

Diese zeigt 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der nationalsozialistischen Terrorherrschaft historische Fotos vom zerstörten München, ergänzt um weitere Dokumente und Zeitzeugenberichte.
Warnung vor vermeintlichen Heilsbringern
Auch wenn sich Geschichte nicht wiederhole, so müsse doch vor einem neuen Messianismus und vermeintlichen politischen Heilsbringern in der Gegenwart gewarnt werden, so der Kardinal. Zugleich forderte er angesichts dessen, dass nur noch wenige Zeitzeugen lebten, dazu auf, sich intensiver mit der Geschichte zu beschäftigen: "Die Vergangenheit darf nicht weggedrängt werden!"
Dazu zähle vor allem die Auseinandersetzung mit dem Holocaust als einmaligem Zivilisationsbruch. Entscheidend sei, daran zu erinnern, "dass Europa, dass die Europäische Union eine Antwort war auf einen menschenverachtenden, völkischen Nationalismus", so Marx.
Ausstellung bis 9. Mai
Die von der Metropolitan- und Pfarrkirchenstiftung Zu Unserer Lieben Frau in Auftrag gegebene Schau entstand in Zusammenarbeit mit Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising. Sie solle deutlich machen, "vor welcher Aufgabe die Münchner Bevölkerung im Frühjahr 1945 stand: buchstäblich aus den Ruinen eines menschenverachtenden Regimes die Stadt und unsere Gesellschaft neu aufzubauen", heißt es im Programm. Zu sehen ist die Schau bis 9. Mai.

Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus (27. Januar) wird in einem Gottesdienst im Liebfrauendom um 18 Uhr an die Blutzeugen des Erzbistums und an die seliggesprochenen Märtyrer erinnert, die im Konzentrationslager Dachau inhaftiert waren und dort oder an den Folgen ihrer Haft verstarben.
Am 23. Februar kommt im Dom um 16 Uhr ein Friedensoratorium des Komponisten Helge Burggrabe zur Aufführung, verbunden mit Texten zur "Stunde Null". Sie werden gelesen von der Schauspielerin und Sophie-Scholl-Darstellerin Julia Jentsch. Burggrabes Werk "Lux in Tenebris" (Licht in der Finsternis) handelt von Krieg und Zerstörung sowie der Sehnsucht nach Frieden.