Mehrheit befürchtet laut Umfrage eine Wiederholung des Holocausts

Aufklärung nötig und gefordert

In acht Ländern mangelt es an Faktenwissen zum Holocaust. So hat in Frankreich fast jeder Zweite der 18- bis 29-Jährigen noch nie davon gehört. Positiv ist aber, dass überall wird gefordert wird, die Aufklärungsarbeit fortzusetzen.

Davidstern vor dem Holocaust Mahnmal in Berlin / © RusskyMaverick (shutterstock)
Davidstern vor dem Holocaust Mahnmal in Berlin / © RusskyMaverick ( shutterstock )

80 Jahre nach der Befreiung des früheren NS-Vernichtungslagers Auschwitz und dem Ende des Zweiten Weltkrieges befürchten in Europa und den USA zahlreiche Menschen eine Wiederholung des Holocaust.

Laut einer am Donnerstag veröffentlichten Befragung in acht Ländern stimmten in den USA gut drei Viertel (76 Prozent) der Befragten dieser Aussage zu. In Deutschland waren es 61 Prozent. Die niedrigste Zustimmung gab es in Rumänien (44 Prozent). Die Jewish Claims Conference hatte die Befragung in Auftrag gegeben.

Mangel an generellem Wissen 

Wichtige Ergebnisse sind laut Organisation, dass das grundlegende Bewusstsein für den Holocaust in den meisten befragten Ländern im Allgemeinen hoch ist. Bei detailliertem Wissen über grundlegende Fakten bestünden zwischen Ländern jedoch erhebliche Lücken. 

So glaubten "bemerkenswerte Teile der Bevölkerung", dass 2 Millionen oder weniger Juden getötet wurden. 28 Prozent sagten das in Rumänien; 18 Prozent in Deutschland. Dass es 6 Millionen waren, wisse in allen befragten Ländern ein großer Teil der Bevölkerung nicht.

Kinderkleidung in Auschwitz - in einer Vitrine der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau / © Nancy Wiechec/CNS photo (KNA)
Kinderkleidung in Auschwitz - in einer Vitrine der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau / © Nancy Wiechec/CNS photo ( KNA )

Auch mangele es an generellem Wissen über den Holocaust, insbesondere bei den jüngeren Erwachsenen im Alter von 18 bis 29 Jahren. 46 Prozent in dieser Altersgruppe gaben in Frankreich an, noch nie vom Holocaust gehört zu haben, in Deutschland waren es 12 Prozent.

Namen von Konzentrationslagern und Ghettos unbekannt

Bei den Namen von Konzentrationslagern und Ghettos hätten vor allem Amerikaner Wissenslücken. Etwa jeder Zweite konnte laut Untersuchung kein einziges benennen. In den europäischen Ländern war es jeder Vierte.

Auch glaubte überall die Mehrheit der befragten Erwachsenen, dass die meisten Verbrechen an Juden von Hitler und hochrangigen Nazis begangen wurden. Außerdem schockierend für die Organisation: Die 18- bis 29-Jährigen glaubten eher, dass die Zahl der während des Holocaust getöteten Juden übertrieben sei. Das sagte gut jeder Zweite in Rumänien (53 Prozent) sowie ein Drittel in Frankreich.

Überwältigende Unterstützung

Als positiv wurde jedoch eine überwältigende Unterstützung für die Aufklärung über den Holocaust bewertet. In allen acht Ländern forderten mindestens neun von zehn Erwachsenen, die Aufklärungsarbeit fortzusetzen, um eine Wiederholung zu verhindern.

Nach Angaben der Jewish Claims Conference wurden jeweils 1.000 Erwachsene in den Vereinigten Staaten, im Vereinigten Königreich sowie in Frankreich, Österreich, Deutschland, Polen, Ungarn und Rumänien befragt. Die Befragungen fanden zwischen dem 15. und 28. November 2023 statt.

Der Holocaust: systematischer Völkermord an sechs Millionen Menschen

Holocaust ist die nahezu weltweit gebräuchliche Bezeichnung für den Völkermord an der jüdischen Bevölkerung Europas durch die Nationalsozialisten. Ihm fielen etwa sechs Millionen Menschen zum Opfer. In Polen wurden rund 90 Prozent der Menschen jüdischen Glaubens umgebracht, in anderen europäischen Ländern wie in Ungarn oder den Niederlanden mehr als 70 Prozent. Der Begriff Holocaust stammt vom griechischen Wort "holokauston" und bedeutet Brandopfer (wörtlich: "ganz verbrannt").

Zaun in Auschwitz-Birkenau / © Markus Nowak (KNA)
Zaun in Auschwitz-Birkenau / © Markus Nowak ( KNA )
Quelle:
KNA