Das Gebetsanliegen des Papstes für den Mai

Lebendiges Wirken des Heiligen Geistes

Im Mai lädt Papst Franziskus dazu ein, für kirchliche Gruppen und Bewegungen zu beten. Er möchte, dass sie ihre Sendung zum Evangelisieren täglich neu entdecken und ihre Charismen in den Dienst der Nöte der Welt stellen.

Autor/in:
Martin Maier SJ
Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Eines der deutlichsten Zeichen für das Wirken des Heiligen Geistes ist das Entstehen neuer geistlicher Gemeinschaften, in denen sich mehrheitlich Laien, aber auch Priester um ein intensives religiöses Leben und um eine Glaubenserneuerung in der Kirche bemühen. Allein in Deutschland haben die neuen geistlichen Gemeinschaften über 100.000 Mitglieder.

Ihre erste Sendung ist die Verkündigung des Evangeliums. So beschrieb Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben "Evangelii Gaudium" (2013) die neuen geistlichen Gemeinschaften und kirchlichen Bewegungen als "Reichtum der Kirche, den der Geist erweckt, um alle Umfelder und Bereiche zu evangelisieren. Oftmals bringen sie einen neuen Evangelisierungs-Eifer und eine Fähigkeit zum Dialog mit der Welt ein, die zur Erneuerung der Kirche beitragen."

Freien Wirken des Geistes Gottes

Schon der Theologe Karl Rahner (1904-1984) befasste sich in einem Text über "Das Charismatische in der Kirche" mit dem Entstehen neuer geistlicher Gemeinschaften und Orden in der Kirche.

Sie stehen für ihn in Verbindung mit dem freien Wirken des Geistes Gottes auch außerhalb der institutionellen und hierarchischen Verfasstheit der Kirche. Er geht dabei von einem unvermeidlichen Gegensatz zwischen dem Charismatischen und dem Institutionellen, "vom Menschen Verwaltbaren, Berechenbaren, in Gesetzen und Normen Fassbaren" in der Kirche aus.

Charisma und Amt stehen in einer notwendigen Spannung zueinander. Eine einfache Gleichsetzung von Amt und Charisma würde zu einer totalitären Auffassung von der Kirche führen. Der Amtsträger in der Kirche muss nicht notwendig der höchste Geistträger sein.

In der Kirchengeschichte gibt es genügend Beispiele dafür, dass sich im Nachhinein gesehen gottgewollte Erneuerungsbewegungen "von unten" gegen den Widerstand der Hierarchie durchsetzen mussten. Rahner spricht von einem "gottgewollten, unaufhebbaren Dualismus zwischen Charisma und Amt" in der Kirche, von einem "notwendigen Antagonismus in der Kirche", der sich aus dem Pluralismus unterschiedlicher Antriebe ergibt: die einen über das Amt, die anderen "von unten".

Gefahren in neuen Bewegungen

Im September 2021 hielt Papst Franziskus eine Ansprache an die kirchlichen Bewegungen und neuen Gemeinschaften. Am Anfang stand sein Dank an deren Mitglieder, die sich dafür einsetzen, das Evangelium an ihrem Arbeitsplatz, im schulischen Bereich, in der Sozialarbeit, auf der Straße und an den Bahnhöfen zu leben und zu bezeugen.

Doch er wies auch auf Gefahren hin, die sich mit den neuen Bewegungen verbinden können. Zum Problem kann es werden, wenn sie sich nach außen abschotten und innerhalb der Pfarreien elitäre Gruppen bilden. Zwiespältig kann die Verehrung der charismatischen Gründergestalten sein.

Auch in geistlichen Gemeinschaften gab es Fälle von sexuellem und geistlichem Missbrauch und Vertuschung gerade durch die Gründer, die ihre Machtposition ausnutzten. Schließlich unterstreicht Papst Franziskus, dass auch die geistlichen Bewegungen das Dienstideal des Evangeliums leben müssen.

Das zeigt eine kleine Geschichte vom heiligen Philipp Neri: Man rief ihn zu einer Frau, die man für eine große Mystikerin hielt. Es regnete, und er kam mit verdreckten Schuhen an. Er grüßte die Frau und bat sie, ihm die Schuhe zu reinigen. Sie lehnte entrüstet ab. Damit war für Philipp Neri klar, dass sie keine große Mystikerin war: Auch die Mystik muss sich mit dem Dienen verbinden.

Quelle:
KNA