Das Erzbistum Vaduz in Liechtensteian ist ein kirchlicher Sonderfall. Es gehört keiner Bischofskonferenz an, untersteht direkt dem Vatikan und hat nur zehn Pfarreien. Verantwortlich dafür ist ein Mann: Wolfgang Haas. Obwohl er Ende 2023 aus Altersgründen aus dem Amt geschieden ist, bleibt das Fürstentum auf anderer Ebene in der Hand seiner Familie, denn als erste Frau wird nun Brigitte Haas Regierungschefin in Vaduz.
Bei der Landtagswahl am Sonntag setzte sie sich mit der "Vaterländischen Union" durch und wird damit die erste Frau im Amt der Regierungschefin. Am 20. März soll sie ihr Amt aufnehmen. Laut Berner Pfarrblatt gilt die bisherige Chefin der Liechtensteiner Industrie- und Handelskammer als liberal und modern.
Umstrittener Erzbischof
Ihr Cousin Wolfgang Haas, der bis Ende 2023 Erzbischof in Vaduz war, wird von vielen als das genaue Gegenteil betrachtet. Das Erzbistum Vaduz wurde 1997 extra für ihn gegründet, da ihn der Vatikan nicht mehr als Bischof des angrenzenden Schweizer Bistums Chur tragbar sah. Haas gilt als traditionalistisch und schwierig in der Kommunikation, habe so gut wie nie mit der Presse gesprochen und mit seinem Erzbistum auch nicht an der Weltsynode teilgenommen.
Nach der Emeritierung von Haas stellt sich seit über einem Jahr die Frage nach der Zukunft des Erzbistums. Im Moment wird die Diözese übergangsweise vom österreichischen Bischof Benno Elbs geleitet, dessen Bistum Feldkirch ebenso wie Chur an das Fürstentum Liechtenstein grenzt. Elbs hat in seiner Zeit als Administrator bereits erste Zeichen der Öffnung gesetzt, zum Beispiel die Tradition des Gottesdienstes zum Beginn der Sitzungsperiode des Landtages wieder eingeführt. Über die kirchliche Ausrichtung der neuen Regierungschefin ist laut Berner Pfarrblatt bis jetzt noch nichts bekannt.