Co-Autor präsentiert 111 Orte am Bamberger Dom

Schneewittchens Grabstein und der Domreiter

Wer hat gewusst, dass sich der Grabstein von Schneewittchen im Bamberger Diözesanmuseum befindet? Harry Luck hat das Buch "111 Orte in und am Bamberger Dom, die man gesehen haben muss" mit geschrieben. Manche Überraschung ist dabei.

Blick auf den Bamberger Dom / © Chris Redan (shutterstock)
Blick auf den Bamberger Dom / © Chris Redan ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Was haben Sie sich dabei gedacht?

Harry Luck / © Hendrik Steffens (Emons)
Harry Luck / © Hendrik Steffens ( Emons )

Harry Luck (Pressesprecher des Erzbistums Bamberg): Ich muss dazu sagen, dass ich aus dem Erzbistum Köln komme und den Kölner Dom natürlich gut kenne.

Als vor einigen Jahren das Buch "111 Orte am Kölner Dom, die man gesehen haben muss" erschienen ist, habe ich das sehr interessiert angeschaut und mir dann gedacht, ob man so etwas nicht auch über den Bamberger Dom schreiben könnte, der viel kleiner ist als der Kölner Dom, aber doppelt so viel Türme hat und auch einiges zu bieten hat, was man in Köln nicht sehen kann.

Zum Beispiel gibt es ja ein Papstgrab und andere Dinge. Wir haben gedacht, so ein Buch könnte man auch für den Bamberger Dom schreiben.

DOMRADIO.DE: Sie haben dieses Buch nicht alleine geschrieben, sondern Unterstützung von Domkapitular Norbert Jung und von Dominik Schreiner, Online-Redakteur in der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit, bekommen. Was hat Sie drei dann tatsächlich motiviert?

Luck: Das war eine schöne Aufgabe herauszufinden, wie man den Dom, über den es schon endlos viele Bücher wie Kunstführer und Bildbände gibt, in ein neues Licht setzt, was trotzdem lesenswert ist.

Diese 100 Kapitel sind kurzweilig und beschreiben Dinge, die man noch nicht so oft woanders gesehen hat und die kurios sind. Es ist eine spannende Entdeckungsreise mit vielen Dingen, die man vielleicht so nicht erwarten würde.

DOMRADIO.DE: Gibt es ein, zwei Beispiele für besonders interessante oder kuriose Dinge?

Das steinerne Reiterstandbild "Bamberger Reiter" im Bamberger Dom / © Katharina Ebel (KNA)
Das steinerne Reiterstandbild "Bamberger Reiter" im Bamberger Dom / © Katharina Ebel ( KNA )

Luck: Es gibt die bekannten Hotspots vom Kaisergrab bis zum heiligen Nagel. Aber ich persönlich mag besonders gerne die Kapitel über die kleinen, kuriosen Dinge im Dom, über die man noch nicht so oft etwas gelesen hat.

Da gibt es zum Beispiel Teufelsfratzen am Deckengewölbe, die nur vom Bischofssitz aus zu sehen sind. Das ist ganz lustig.

Oder die Domkühe, die sich in einem Turm befinden, die man von unten sehen kann. Oder ganz besonders auch Schneewittchens Grabstein, der sich seit einigen Jahren im Domschatz befindet.

DOMRADIO.DE: Das Schneewittchen ist bei Ihnen beerdigt?

Ausschnitt der Figur der Synagoga mit verbundenen Augen am Bamberger Dom / © Harald Oppitz (KNA)
Ausschnitt der Figur der Synagoga mit verbundenen Augen am Bamberger Dom / © Harald Oppitz ( KNA )

Luck: Ja, zumindest wenn man einigen Historikern glaubt, die der Meinung sind, dass eine historische Figur namens Maria Sophia Katharina Margaretha von Erthal, die im 18. Jahrhundert gelebt hat und in deren Biografie sich einige Details finden, die überraschend gut zum Märchen Schneewittchen passen.

Man geht davon aus, dass das die Vorlage für das Märchen der Brüder Grimm war, die nämlich wiederum nur 50 Kilometer von ihrem Geburtsort Lohr am Main entfernt lebten.

Lohr war damals für die Herstellung von Spiegeln und Gläsern weltbekannt. Da gibt es bis heute einen Spiegel mit der Inschrift, die auf Deutsch "Selbstliebe" heißt. Da gibt es in der Nähe Bergwerke, wo kleinwüchsige Männer gearbeitet haben.

Das passt alles so gut zusammen, dass manche glauben, sie wäre das Vorbild für dieses Märchen gewesen. Weil ihr Bruder Bamberger Fürstbischof war, ist ihr Grabstein, der vor einigen Jahren wieder aufgetaucht ist, heute im Diözesanmuseum zu sehen.

DOMRADIO.DE: Sie haben aber auch Orte außerhalb des Domes beschrieben?

Grabmal für das Kaiserpaar Heinrich II. und Kunigunde im Bamberger Dom / © Marion Krüger-Hundrup (KNA)
Grabmal für das Kaiserpaar Heinrich II. und Kunigunde im Bamberger Dom / © Marion Krüger-Hundrup ( KNA )

Luck: Genau, das Buch heißt "im und am Bamberger Dom". Deswegen haben wir den Radius ein bisschen ausgeweitet.

Da gibt es zum Beispiel auch ein Kapitel über das Bischofshaus oder über historische Gebäude neben dem Dom, den Domkranz oder auch den Domplatz, der als einer der schönsten Plätze Europas gilt.

Oder etwas über den Bamberger Fenstersturz. Das ist eine Stelle in der Nähe des Doms, wo am 1. Juni 1815 ein Marschall Napoleons aus dem Fenster der neuen Residenz gestürzt ist und dabei tragisch ums Leben kam. Dieser Vorfall ist bis heute noch ungeklärt.

DOMRADIO.DE: Sie sind auch Krimiautor und haben einen Krimi geschrieben, der " Bamberger Reiter" heißt. Kommt der auch in den 111 Orten vor?

Luck: Natürlich ist der "Bamberger Reiter" auch vertreten. Er ist mit das bekannteste Wahrzeichen der Stadt. Für uns war es in diesem Fall eine große Herausforderung, das fast unendliche Material, das über den Domreiter besteht, so zusammenzufassen, dass es auf eine Buchseite passt.

Allerdings konnten wir auch nicht endgültig die Frage beantworten, wer mit dem Domreiter dargestellt werden soll.

DOMRADIO.DE: Wofür ist das Buch gedacht?

Luck: Es ist zum Schmökern gedacht. Man kann sich die Bilder anschauen. Es ist allein durch die tollen Fotos von Dominik Schreiner ein sehr besonderes Buch geworden. Man kann es durchblättern, man muss es nicht von vorne bis hinten lesen. Vielmehr kann man schauen, was einen interessiert und was man kurios findet. Diese Dinge kann man sich dann gezielt anschauen.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Erzbistum Bamberg

Blick auf die Bamberger Altstadt / © saiko3p (shutterstock)
Blick auf die Bamberger Altstadt / © saiko3p ( shutterstock )

Das Bistum Bamberg wurde auf die Initiative von König Heinrich II. hin bei der Reichssynode in Frankfurt gegründet. Erster Bischof von Bamberg war Eberhard I., der dieses Amt von 1007 bis 1040 innehatte. Mit dem Bistum Bamberg ins Leben gerufen wurde das Domkapitel, das den heiligen Georg als Patron wählte.

Beim 4. Laterankonzil 1215 erlangte das Domkapitel das alleinige Bischofswahlrecht und beanspruchte die Mitregierung des Hochstifts und der Diözese.

Quelle:
DR