Christliche Botschaften zu Pfingsten drehen sich um Frieden

Wunsch und Appell

Zu Pfingsten steht der Wunsch nach Frieden im Mittelpunkt. Das wird auch in Botschaften von Papst Leo XIV. sowie von vielen deutschen Bischöfen deutlich. An die Politik haben die Kirchenvertreter einen klaren Appell.

Eine Frau mit zwei kleinen Kindern auf dem Arm und Papst Leo XIV. beim Gottesdienst zu Pfingsten / © Romano Siciliani (KNA)
Eine Frau mit zwei kleinen Kindern auf dem Arm und Papst Leo XIV. beim Gottesdienst zu Pfingsten / © Romano Siciliani ( KNA )

Dieser Artikel wird laufend aktualisiert (Stand: 9.6., 15.15 Uhr)

Papst Leo XIV. hat am Pfingstfest zur Überwindung von Streit in der Kirche aufgerufen. In seiner ersten Pfingstpredigt auf dem Petersplatz sagte er vor rund 80.000 Menschen: "Gott überwindet unseren Egoismus, unsere Ängste, die uns blockieren, unseren Narzissmus, der uns nur um uns selbst kreisen lässt."

Pfingstmesse auf dem Petersplatz / © Romano Siciliani (KNA)
Pfingstmesse auf dem Petersplatz / © Romano Siciliani ( KNA )

Mit Blick auf negative Folgen der Internet-Kommunikation fuhr der Papst fort: "Es ist traurig zu beobachten, wie wir in einer Welt, in der es immer mehr Möglichkeiten zur sozialen Begegnung gibt, paradoxerweise Gefahr laufen, einsamer zu werden - stets verbunden und doch unfähig, Netze zu knüpfen, immer umgeben von vielen Menschen und doch orientierungslos und einsam."

Seinen Vorgänger Franziskus zitierend betonte Leo XIV.: "Es gibt heute in der Welt viel Zwietracht, viel Spaltung." Ein tragisches Zeichen dafür seien "die Kriege, die unseren Planeten erschüttern." Beim Mittagsgebet appellierte er an alle Regierenden, sich für den Frieden einzusetzen.

20 Minuten Fahrt im Papamobil

Vor dem feierlichen Pfingstgottesdienst hatte der Papst im offenen Papamobil ein Bad in der Menge genommen. Auf seiner mehr als 20 Minuten dauernden Rundfahrt über den Petersplatz und durch die Via della Conciliazione segnete er zahlreiche Kleinkinder.

Ankunft von Papst Leo XIV. im Papamobil zum Gottesdienst zu Pfingsten / © Romano Siciliani (KNA)
Ankunft von Papst Leo XIV. im Papamobil zum Gottesdienst zu Pfingsten / © Romano Siciliani ( KNA )

Pfingsten erinnert daran, dass Gott laut der Bibel den Heiligen Geist zu den Menschen geschickt hat - genau 50 Tage nach Jesu Auferstehung an Ostern. Der Begriff Pfingsten kommt von "Pentekoste", dem griechischen Begriff für "fünfzig".

Gegen Hetze, Lügen und Egoismus

Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, rief zur Zuwendung an andere auf. "Wir Menschen sind nicht dafür gemacht, um uns selbst zu kreisen und unser Dasein zu sichern; sich entfalten, wachsen, kommunizieren und Gemeinschaft erfahren, das macht das Leben erst wirklich lebenswert", sagte der Limburger Bischof.

Bischof Georg Bätzing (Archivbild) / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Georg Bätzing (Archivbild) / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx brachte seine Sorge um einen "Zivilisationsrückschritt" zum Ausdruck. Die Menschen kämpften heute um "wahre Freiheit", sagte der Erzbischof. Diese Freiheit vollende sich jedoch nicht in der Herrschaft über andere oder deren Ausbeutung, sondern in der Liebe und im Miteinander. Menschen, die der Ansicht seien, wer Geld habe, dürfe bestimmen, könne andere öffentlich beleidigen oder Lügen verbreiten, pervertierten die Freiheit.

Botschaften an Politik und jeden Einzelnen

Der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz betonte, Frieden werde niemals durch Waffen erreicht. Immer noch mehr ungezügelte Gewalt vergrößere das Elend, aber gewiss nicht die Chance auf Frieden. Er rief dazu auf, sich für den Heiligen Geist zu öffnen, alle Abschottung und Egoismen zu durchbrechen - nur so sei ein entwaffneter und entwaffnender Friede möglich.

Passaus Bischof Stefan Oster vergleicht den Heiligen Geist mit einem Trainer. ​"Der Heilige Geist will den Fokus: ​'Ich will, dass du ein neuer Mensch wirst, der anders unterwegs ist als durchschnittliche Menschen unterwegs sind'", sagte Oster laut Mitteilung des Bistums. Der Heilige Geist wolle die Menschen zu einem guten Leben führen. "Das will der Herr! Das ist das gute Leben, der Friede, der kommt, wenn wir mit ihm unterwegs sind. Die Freude, die sich einstellt, weil wir ihn kennen."

Erinnerung an Requiem und Papstwahl

Der Würzburger Bischof Franz Jung sagte, die Papstwahl vor einem Monat zeige, wie gute geistliche Entscheidungen gelingen könnten. Dazu gehöre das Gebet um den Heiligen Geist. Auch benötigten Entscheidungen geschützte Räume, die sich jeder schaffen und bewahren solle. Entscheidungen dürften zudem nicht ständig vertagt werden - auch die Kardinäle hätten das Konklave nicht vorzeitig verlassen können.

Auch der Münsteraner Bischof Felix Genn erinnerte an die Papstwahl, in deren Umfeld er erfahren habe: "Bei aller Unterschiedlichkeit verbindet die Menschen die Sprache der Sehnsucht nach entwaffnender und entwaffneter Liebe als Gegenmodell zu den Trumps und Putins dieser Welt." Diese Liebe gebe es indes nicht ohne eine Verwundung des eigenen Herzens.

Für den Fuldaer Bischof Michael Gerber gab es in diesem Jahr bereits zwei "pfingstliche Momente", neben der Papstwahl auch das Requiem für den verstorbenen Papst Franziskus. "Viele, die sich sonst nichts zu sagen haben, saßen plötzlich beieinander", sagte Gerber. Auf diese Weise müsse Kirche zum "Werkzeug der Einheit" werden.

Historische Vorbilder nicht vergessen

Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl mahnte angesichts zunehmend religiöser Gleichgültigkeit in der Gesellschaft mehr Gottesfurcht an. Der Begriff sei nicht im Sinne von Angst zu verstehen, sondern als eine geistliche Stärke, die in der Erfahrung von Liebe wurzle.

Erzbischof Herwig Gössl / © Katharina Gebauer (KNA)
Erzbischof Herwig Gössl / © Katharina Gebauer ( KNA )

Als positives Gegenmodell zu "den zentrifugalen Kräften in den vielen Auseinandersetzungen heute" würdigte der Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann, das Konzil von Nicäa. 325 nach Christus sei es "ums Ganze" gegangen, und es sei gelungen, "im synodalen Geist und unter dem Beistand des Hl. Geistes, im ehrlichen und gemeinsamen Ringen ein gemeinsames Bekenntnis zu formulieren".

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige hatte bereits am Samstag dazu aufgerufen, die "ständige Erneuerung im Heiligen Geist" zuzulassen. Entscheidend sei der zentrale kirchliche Auftrag, nämlich "ein Eintreten für die Gebeugten, eine Offenheit für die am Rande der Gesellschaft".

Pfingsten

Pfingsten ist für Christen das Fest des Heiligen Geistes und gilt als Geburtsfest der Kirche. Damit endet die 50-tägige Osterzeit. Das Wort Pfingsten leitet sich ab von "Pentekoste", dem griechischen Begriff für "fünfzig". Die Bibel versteht den Heiligen Geist als schöpferische Macht allen Lebens. Er ist nach kirchlicher Lehre in die Welt gesandt, um Person, Wort und Werk Jesu Christi lebendig zu erhalten.

Flammenzungen über Männern und Frauen in der Kuppel der Kirche Sankt Katharina, Saint Catherine, in Spring Lake (USA). / © Octavio Duran/OSV News (KNA)
Flammenzungen über Männern und Frauen in der Kuppel der Kirche Sankt Katharina, Saint Catherine, in Spring Lake (USA). / © Octavio Duran/OSV News ( KNA )
Quelle:
KNA
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