Christlich-ökologisches Bauprojekt kämpft gegen Einsamkeit

"Wir wollen eine lebendige Nachbarschaft"

Gemeinschaft im Alltag ist nicht mehr selbstverständlich und Menschen werden einsamer. Christian Weingarten, Umweltbeauftragter im Erzbistum Köln, engagiert sich bei einem Wohnprojekt in Bergisch-Gladbach, das dies ändern möchte.

Autor/in:
Dagmar Peters
Symbolbild Pläne zum Hausbau / © Zuyeu Uladzimir (shutterstock)
Symbolbild Pläne zum Hausbau / © Zuyeu Uladzimir ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wie kann dieses Wohnprojekt einen Beitrag gegen Einsamkeit leisten? 

Christian Weingarten / © Tobias Fricke (DR)
Christian Weingarten / © Tobias Fricke ( DR )

Christian Weingarten (Umweltbeauftragter des Erzbistums Köln und Leiter der Abteilung Schöpfungsverantwortung): Wenn man den Einsamkeitsreport in Deutschland anschaut, zeigen vor allen Dingen ältere Menschen, die alleine leben, ein hohes Risiko für Einsamkeit – aber auch immer mehr jüngere Menschen und Familien, die umziehen und dadurch keine sozialen Netzwerke mehr haben. 

Genau da setzt dieses Projekt an. Wir wollen mit 18 Erwachsenen, die dort wohnen, ein soziales Netzwerk schaffen und eine lebendige und gemeinschaftliche Nachbarschaft ins Leben heben. So soll letztendlich auch gegen die Einsamkeit vorgebeugt werden. 

Christian Weingarten

"Wir haben den Platz, wo Gemeinschaft stattfinden kann"

DOMRADIO.DE: Wenn man jemanden braucht, der auf das Kind aufpasst, könnte dort also jemand einspringen? Oder was ist genau bei dem Projekt geplant? 

Weingarten: Zum einen genau diese gegenseitige Hilfe: Jung hilft Alt, Alt hilft Jung. Zum anderen haben wir neben kleinen Wohnungen auch Gemeinschaftsräume. Wir haben also den Platz, wo Gemeinschaft stattfinden kann: eine Gemeinschafsküche, einen Gemeinschaftsraum, einen ganz großen Gemeinschaftsgarten, wo auch zufällige Begegnungen stattfinden können. Am schönsten ist es doch, wenn man sich vor der Tür trifft, oder mal beim Wäsche waschen im Waschraum. All das führt dazu, dass Menschen sich begegnen und damit auch Gemeinschaft entsteht. Das ist für uns total wichtig. 

Christian Weingarten

"Wir haben eine Gemeinschaftsküche, in der man im Homeoffice gemeinsam essen kann, bevor jeder wieder alleine an seinem Schreibtisch arbeitet"

DOMRADIO.DE: Heißt das, es gibt für alle Wohneinheiten nur eine Gemeinschaftsküche? 

Weingarten: Alle Wohnungen sind für sich abgeschlossen und haben eigene Küchen. Wir haben als Familie zum Beispiel eine eigene Wohnung als unseren privaten Rückzugsort. Aber wir haben auch eine Gemeinschaftsküche, in der man etwa im Homeoffice mittags gemeinsam essen kann, bevor jeder wieder alleine an seinem Schreibtisch arbeitet. Auch durch das Homeoffice fühlen sich immer mehr Menschen einsam, weil sie keine direkten Begegnung mehr haben. Dieses Wohnkonzept kann beitragen, das zu verhindern. 

DOMRADIO.DE: Wo ist bei dem Projekt die christliche Ausrichtung? 

Weingarten: Wir merken, dass dieses Zusammenleben auch eine Basis braucht. Dafür wollen wir eine Alltagsspiritualität schaffen. Ich merke, dass es als Familie schwerfallen kann, abends mal zu einem Taizé-Gebet zu gehen, wenn keiner auf die Kinder aufpassen kann. Wenn ich aber eine kleine Hauskapelle habe, können wir einfach das Babyfon anmachen. Dann können wir uns mit Jung und Alt abends in der Kapelle zum Gebet treffen, oder auch morgens mit den Kindern. Das sorgt für einen noch stärkeren Zusammenhalt und zu einem noch schöneren gemeinschaftlichen Leben. 

DOMRADIO.DE: Die Baugenehmigung für das Projekt wurde bereits erteilt. Was muss bis zum Einzug noch passieren? 

Weingarten: Vor allen Dingen der Bau. Das wird noch einmal spannend werden. Aber auch das ist ein Aspekt der Gemeinschaft: zusammen zu werken und etwas schaffen. Wir hoffen, in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres einzuziehen und aus einer langen Vorbereitungszeit, die das Projekt mit fast sieben Jahren hatte, dann das umzusetzen, was wir wollen. 

Das Interview führte Dagmar Peters. 

Quelle:
DR

Die domradio- und Medienstiftung

Unterstützen Sie lebendigen katholischen Journalismus!

Mit Ihrer Spende können wir christlichen Werten eine Stimme geben, damit sie auch in einer säkulareren Gesellschaft gehört werden können. Neben journalistischen Projekten fördern wir Gottesdienstübertragungen und bauen über unsere Kanäle eine christliche Community auf. Unterstützen Sie DOMRADIO.DE und helfen Sie uns, hochwertigen und lebendigen katholischen Journalismus für alle zugänglich zu machen!

Hier geht es zur Stiftung!