Christi Himmelfahrt und 1. Mai fallen zusammen - nicht die einzige Feiertagskollision 2008

Gottesdienst, Demo, Bollerwagen

Für manchen ist es eine bittere Pille: Am Donnerstag feiern die Deutschen gleichzeitig den 1. Mai und Christi Himmelfahrt. Gewerkschaftsveranstaltungen könnten mit christlichen Gottesdiensten und den weithin üblichen Vatertagsausflügen konkurrieren. Und bald gibt es schon die nächste Feiertagskollision.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Pfingsten und Muttertag buhlen um Aufmerksamkeit. Für manche Blumengeschäfte eine höchst unwillkommene Laune des Kalenders, weil sie in einigen Bundesländern an kirchlichen Hochfesten ihre Läden nicht öffnen dürfen. Und das an einem der umsatzstärksten Tage des Jahres.

Der Kalender spielt in diesem Jahr verrückt. Und das liegt vor allem am frühen Ostertermin, nach dem sich einige christliche Feste im Jahreslauf richten. Zuletzt gab es ein derart frühes Osterfest und den damit zusammenhängenden frühen Himmelfahrtstag 1913. Auch damals fiel der "Christi Himmelfahrt" auf den 1. Mai, nur dass Letzterer damals noch gar kein Feiertag war. Der "Tag der Arbeit" wurde erst im April 1919 von der Weimarer Nationalversammlung zum gesetzlichen Feiertag gekürt - das Gesetz blieb aber auf 1919 begrenzt. Erst die Nazis führten 1933 für alle den "Tag der nationalen Arbeit" ein. 1946 wurde der Feiertag vom alliierten Kontrollrat bestätigt.

Für Arbeitgeber bringt der Zusammenfall von Himmelfahrt und 1. Mai bares Geld. Weil auch noch der in Süddeutschland arbeitsfreie Dreikönigstag und Allerheiligen auf ein Wochenende fallen, müssen Arbeitnehmer mindestens zwei Tage mehr arbeiten als üblich. Nach Berechnungen der "Bild"-Zeitung bringt das den Arbeitgebern insgesamt 10 Milliarden Euro mehr Umsatz als sonst üblich.

Die Kirchen lassen sich die Laune nicht verderben
Vielerorts haben Kirchen und Gewerkschaften beschlossen, sich die Laune von den Launen des Kalenders trotzdem nicht verderben zu lassen. Solidarität statt Konkurrenz, heißt es beispielsweise im Hamburg. Die evangelische Bischöfin Maria Jepsen und der katholische Erzbischof Werner Thissen kündigten am Montag an, sie wollten auf der Gewerkschaftsdemonstration auf der Reeperbahn am Donnerstag Grußworte sprechen und zu einem ökumenischen Gottesdienst einladen. Neben Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit geht es dabei auch um den Protest gegen eine am gleichen Tag geplante NPD-Demonstration. "Wir haben eine gute Schnittmenge, und gemeinsam haben wir mehr Einfluss, als wenn es jeder für sich macht", hob Thissen hervor.

In Bayern haben sich drei evangelische Arbeitnehmerorganisationen dem Aufruf der Gewerkschaften zum "Tag der Arbeit" angeschlossen. Das Zusammenfallen des Himmelfahrtstags mit dem Tag der Arbeit rufe dazu auf, für "menschengerechte Arbeit solidarisch einzustehen", betonten die Kirchenvertreter. Himmel und Erde gehörten zusammen wie der Glaube an Gottes Macht der Liebe und der Einsatz für gerechte Verhältnisse im Diesseits.

"Die Menschen haben Sehnsucht nach dem Himmel"
So gesehen, lassen sich Gottesdienst und Gewerkschafts-Demonstration gut miteinander vereinbaren. Ob das auch für das in den vergangenen Jahrzehnten gewachsene "Vatertagsbrauchtum" gilt, ist zumindest nach Ansicht des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick fraglich. Er sorgte sich vor wenigen Jahren öffentlich über die Umdeutung des christlichen Hochfestes durch Freizeit-, Touristik- und Sportveranstaltungen. Statt Kommerzialisierung sollte das religiöse Fest wieder aufrichtig gefeiert werden. "Die Menschen haben Sehnsucht nach dem Himmel", befand der Erzbischof.

Dabei gibt es durchaus Hinweise darauf, dass das Treiben am Vatertag aus dem Himmelfahrtsbrauchtum entstanden ist. Schon seit dem 17.
Jahrhundert gibt es Berichte darüber, dass Umzüge in manchen Gemeinden ihren religiösen Sinn verloren und in Trinkgelagen endeten.

Daraus entwickelten sich seit dem 19. Jahrhundert in manchen Großstädten sogenannte "Schinkentouren": Fuhrunternehmer organisierten Ausflugsfahrten mit Pferdefuhrwerken aufs Land. Frauen waren bei diesen Herrenpartien nicht zugelassen. In den 1930er Jahren propagierten holländische Zigarrenfabrikanten und Metzger dann den Vatertag als Gegenstück zum etablierten Muttertag.