Christen im Gazastreifen beklagen 27 Tote seit Kriegsbeginn

Grauenhafte Lage

Seit Beginn des Nahost-Krieges hat die christliche Minderheit im Gazastreifen nach Angaben ihres katholischen Pfarrers Gabriel Romanelli 27 Todesopfer zu beklagen. Auch auf Grund von Abwanderungen sinke die Zahl der Christen rapide.

Nur gut 1.400 Christen in Gaza (dpa)
Nur gut 1.400 Christen in Gaza / ( dpa )

Schätzungsweise hundert Christen konnten den Gazastreifen unter anderem durch doppelte Staatsbürgerschaften verlassen, sagte der argentinische Ordensmann von der Gemeinschaft "Verbo encarnado" (Fleischgewordenes Wort) am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Die Lage sei "grauenhaft"

Die Lage im gesamten Gazastreifen beschrieb der Pfarrer von Gaza-Stadt als "grauenhaft". Nach einem vorübergehenden Rückzug der israelischen Truppen aus dem Gebiet um die katholische Pfarrei hätten
zuletzt auch dort die Bombardierungen wieder stark zugenommen.

Die Menschen, die auf dem Pfarreigelände Zuflucht gesucht haben, benötigten die Pausen der Kriegshandlungen, um in den benachbarten Märkten nach Essen zu suchen. 

Romanelli, der bei einem Besuch außerhalb des Gazastreifens vom Krieg überrascht wurde, konnte trotz intensiver Bemühungen weiterhin nicht in seine Pfarrei zurückkehren.

Mindestens 18 Christen starben im Oktober bei einem Luftanschlag in der Nähe der griechisch-orthodoxen Porphyrios-Kirche in Gaza-Stadt, bei dem nach Kirchenangaben Teile des Kirchenkomplexes schwer beschädigt wurden. Im November wurde eine 80-jährige ehemalige Organistin angeschossen und verblutete, als sie von der Kirche zu ihrem Haus ging. 

Im Dezember erschoss nach Angaben des für die Katholiken in der Region zuständigen lateinischen Patriarchats ein israelischer Scharfschütze zwei Christinnen auf dem Pfarrei-Gelände. Der Jerusalemer Patriarch, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, sprach von einer kaltblütigen Erschießung.

Fehlende medizinische Versorgung

Weitere Christen starben durch fehlende medizinische Versorgung, darunter das jüngste Todesopfer von Anfang Januar, Shukri Al Souri. Mindestens sechs Mitglieder seiner Familie kamen bei dem Einschlag
nahe der Porphyrios-Kirche ums Leben, darunter seine beiden Brüder.

Vor Beginn des Kriegs lebten nach Angaben von Romanelli 1.017 Christen in Gaza, darunter 135 Katholiken. Damit liegt der Anteil der christlichen Todesopfer bei rund 2,6 Prozent. Einschließlich der Zahl
der Abgewanderten schrumpfte die Christengemeinde um 12,5 Prozent. 

Insgesamt wurden nach nicht unabhängig prüfbaren Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde seit Kriegsbeginn rund 22.000 Palästinenser getötet, rund ein Prozent der Bevölkerung des Gazastreifens.

Asselborn warnt vor historischen Fehlern zur Lage im Gazastreifen

Der scheidende luxemburgische Außenminister Jean Asselborn hat eine klare Sprache der Europäischen Union gegenüber Israel gefordert. Es stimme zwar, dass die Hamas Krankenhäuser als Schutzschilde nutze, sagte er am Montag bei einem EU-Außenministertreffen in Brüssel.

Man müsse aber dennoch auch den Mut haben, den Freunden in Israel zu sagen, dass man Hilfsorganisationen wie den Ärzten ohne Grenzen und dem Chef der Weltgesundheitsorganisation zuhören müsse.

Palästinenser tragen ein Kind aus dem von einem Raketenangriff getroffenen Ahli Arab Krankenhaus in Richtung Al-Shifa Krankenhaus im Gazastreifen.  / © Mohammad Abu Elsebah (dpa)
Palästinenser tragen ein Kind aus dem von einem Raketenangriff getroffenen Ahli Arab Krankenhaus in Richtung Al-Shifa Krankenhaus im Gazastreifen. / © Mohammad Abu Elsebah ( dpa )
Quelle:
KNA