China-Orchester soll erstmals in Rom spielen

Jasminblüte für den Papst

Es wäre eine kleine Sensation: Ein Orchester aus Peking soll erstmals vor dem Papst im Vatikan auftreten. China hatte die diplomatischen Beziehungen zum Vatikan 1951 abgebrochen.

 (DR)

"Dies ist ein historischer Besuch", sagte der Dirigent des Chinesischen Philharmonischen Orchesters, Yu Long, am Samstag der "China Daily" (Onlineausgabe). Er verglich den geplanten Auftritt am Mittwoch mit der "Pingpong-Diplomatie" zwischen China und den USA, die in den 70er Jahren die Normalisierung zwischen Washington und Peking einleitete.

Das von Yu dirigierte Konzert soll mit dem Mozart-Requiem beginnen, da Papst Benedikt XVI "ein großer Mozartfan sei". Als Finale sei das chinesische Volkslied "Jasminblüte" vorgesehen. Der Chor der Shanghaier Oper begleitet das Orchester. Das Programm wurde bereits in den katholischen Kathedralen in Peking und Shanghai gespielt. Diese Veranstaltungen hätten der Zeitung zufolge dem kommenden Auftritt im Vatikan den Weg geebnet.

Signal für Fortschritte?
China hatte die diplomatischen Beziehungen zum Vatikan 1951 abgebrochen. Hinter den Kulissen versuchen Vertreter Roms und Pekings seit Jahren, das schwierige Verhältnis zu kitten. Die "China Daily" zitierte einen Mitarbeiter des chinesischen Außenministeriums mit den Worten, das Konzert im Vatikan sei ein "Austausch zwischen den Menschen durch die Kultur und Kunst". Die Musik sei eine "universelle Sprache, die eine Brücke zwischen Menschen verschiedener Länder und verschiedenem religiösen und kulturellen Hintergrund schlagen kann. Wir wünschen dem Konzert großen Erfolg."

In der Volksrepublik leben schätzungsweise zwölf Millionen Katholiken. Die Kirche ist seit den 50er Jahren in die von der Regierung anerkannte "Patriotische" Vereinigung und die vatikantreue Untergrundkirche gespalten. Viele chinesische Katholiken gehören inzwischen aber - mehr oder weniger heimlich - beiden an. Die chinesische Regierung erkennt den Papst offiziell als geistliches Oberhaupt der Katholiken an, nicht aber als oberste Instanz der Kirche Chinas.

Papst Benedikt XVI. hatte in einem Brief an die chinesischen Katholiken im vergangenen Sommer zur Versöhnung aufgerufen, gleichzeitig jedoch die staatliche Beschränkung der Religionsfreiheit beklagt. So dürfen Kinder offiziell keinen Religionsunterricht erhalten und Bibeln nicht in gewöhnlichen Buchläden verkauft werden. Das geplante Konzert im Vatikan könnte ein Signal für Fortschritte in den Gesprächen zwischen Rom und Peking sein