Chaldäischer Patriarch feiert nach Exil Dankmesse in Bagdad

"Kehre in Frieden, Erleichterung und Vitalität zurück"

Fast neun Monate war er im Exil in Erbil, nun ist der Patriarch der Chaldäer an seinen Sitz in Bagdad zurückgekehrt. Er ruft die Iraker zur Einheit auf. Wie es mit seinem Status weitergeht, ist allerdings noch offen.

Kardinal Louis Raphael I Sako / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Louis Raphael I Sako / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Nach einer fast neunmonatigen Abwesenheit von seinem Amtssitz hat der Chaldäische Patriarch Louis Raphael Sako am Samstag in der Kathedrale von Bagdad einen Dankgottesdienst gefeiert. "Nach neun Monaten des Leidens, der Geduld, der Standhaftigkeit und der Tatsache, dass ich mich der Ungerechtigkeit nicht ergeben habe, kehre ich hier zum historischen Hauptquartier des Patriarchats in Bagdad zurück", sagte er unter Applaus von Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und vielen Laien. "Ich kehre in Frieden, Erleichterung und Vitalität zurück".

Sako hatte Bagdad im vergangenen August verlassen, nachdem der muslimisch-sunnitische Präsident Abdul Latif Raschid ihm die staatliche Anerkennung als Kirchenoberhaupt entzogen hatte, und war ins Exil ins kurdische Erbil gegangen.

Einheit und Geschlossenheit

Er hege niemandem Groll gegenüber, sagte der Patriarch laut der arabischen Nachrichten-Agentur Abouna. Ausdrücklich dankte er dem irakischen Premierminister Mohammed Schia Al-Sudani, der ihn zur Rückkehr nach Bagdad eingeladen habe, "für den Empfang und für seine Entschlossenheit, das Problem auf angemessene Weise zu lösen, um der chaldäischen Kirche ihre Würde wiederherzustellen". Der Kardinal, Oberhaupt der mit rund 500.000 Gläubigen größten christlichen Gemeinschaft im Irak, war am Mittwochabend von Erbil kommend auf dem Flughafen von Bagdad eingetroffen und am Tag darauf offiziell von Al-Sudani begrüßt worden.

Auch wenn die Christen, die vor dem Krieg noch 1,5 Millionen Mitglieder zählten, "zahlenmäßig eine Minderheit geworden sind, müssen sie eine Quelle des Lichts, der Liebe und der umfassenden Brüderlichkeit sein", so der Kardinal. Nur so könnten sie in diesem Land eine gute Stellung einnehmen und "Salz der Erde" sein. Ausdrücklich rief er die Iraker zur Geschlossenheit auf. Unter den derzeit beunruhigenden Umständen sollten sie "der nationalen Einheit Vorrang einräumen und sich um den Premierminister scharen, um das irakische Haus in Ordnung zu bringen und alle offenen Probleme mit Verantwortung, Ehrlichkeit und Weisheit zu lösen".

Fehler der Vergangenheit korrigieren

Der Kardinal appellierte an die Bischöfe der Kirchen, als Team zum Wohl des Landes und der Kirchen zusammenzuarbeiten. Iraker, Christen, Muslime und andere müssten in Menschlichkeit, Brüderlichkeit und Patriotismus wachsen. "Wir akzeptieren nicht, eine Quelle von Spannung zu sein", so der Kirchenführer.

Das Chaldäische Patriarchat hatte am Freitag in einer ersten Stellungnahme die Rückkehr von Kardinal Sako auf Einladung des Premiers in als "ein gutes Omen und einen ersten Schritt auf einem Weg von tausend Meilen" bezeichnet. Allerdings müssten für eine erfolgreiche Zusammenarbeit Fehler der Vergangenheit korrigiert werden. Vor allem störte sich das Patriarchat am Vorgehen des irakischen Präsidialamtes. Kardinal Sako müsse unbedingt wieder offiziell als Kirchenoberhaupt anerkannt werden, so die zentrale Forderung. Generell müssten Christen im Irak umfassend am gesellschaftlich-politischen Leben beteiligt werden.

Quelle:
KNA