Catholica-Bischof würdigt Beziehungen zu den Katholiken

"Das hat sich sehr positiv entwickelt"

Am Mittwoch beginnt in Karlsruhe das Treffen des Weltkirchenrates. Nur mit Gaststatus ist die katholische Kirche dabei. Wie die Beziehungen zu Rom aussehen, erklärt der Catholica-Beaufragte der Lutherischen Kirche in Deutschland.

Papst Franziskus: Daumen hoch / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus: Daumen hoch / © Paul Haring ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie sind "Catholica-Bischof" der Vereinten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD). Sind Sie so etwas wie der Verbindungsmann zwischen evangelischer Kirche in Deutschland und den Katholiken?

Karl-Hinrich Manzke / © Harald Oppitz (KNA)
Karl-Hinrich Manzke / © Harald Oppitz ( KNA )

Karl-Hinrich Manzke (Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe und Catholica-Beauftragter der VELKD): Genau. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil haben lutherische Kirchen in Deutschland besonders durch die ökumenische Bewegung entschieden, dass sie einen Kontaktmann, eine Kontaktperson, einen der Bischöfe, Bischöfinnen haben wollen, der Ansprechpartner und auch Koordinator der Gespräche zwischen der katholischen Kirche in Deutschland und den lutherischen Kirchen in Deutschland ist.

DOMRADIO.DE: Am Mittwoch beginnt das Treffen des Weltkirchenrates in Karlsruhe. Das erste Mal in Deutschland. Die katholische Kirche ist gar nicht Teil des Ökumenischen Rats. Aber es gibt eine enge Verbindung.

Manzke: Die katholische Kirche hat einen Gaststatus. Das hat sich in den Jahren seit 1948, seit der Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Amsterdam und der ersten Vollversammlung, auch sehr gut entwickelt. Sie arbeitet in vielen Gremien, Ausschüssen mit und ist bewährter Partner des Ökumenischen Rates der Kirchen geworden.

DOMRADIO.DE: Hat sich das über die Zeit verbessert?

Manzke: Ich überschaue nicht die ganze Zeit seit 1948. Aber die Älteren, die die Entwicklung schon länger überschauen, sagen mir: Ja, das hat sich sehr positiv entwickelt.

DOMRADIO.DE: Aber warum dann nur der Gaststatus?

Manzke: Das hängt mit dem Kirchenverständnis der römisch-katholischen Kirche zusammen, dass sie der Überzeugung ist, dass die Frage der Einheit der Kirchen und des Kirchenbildes innerhalb des Ökumenischen Rates stärker thematisiert werden müsste. Deswegen hat sie im Moment nur den Gaststatus.

DOMRADIO.DE: Die nächsten Tage stehen unter der Überschrift "Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt". Gerade vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ist das hochaktuell. Wird es dann auch um die Rolle der orthodoxen Kirche in Russland und der Ukraine gehen?

Manzke: Wenn man zur Versöhnung aufruft, ist das für das Christentreffen natürlich von Anfang an ein Thema. Wie kann es gelingen, Delegierte aus der ukrainischen Kirche, die sich dem Patriarchat von Konstantinopel zuordnet und aus der russischen Kirche zu haben? Das ist durch den großen Einsatz des Generalsekretärs des Ökumenischen Rates gelungen. Das ist sehr erfreulich. Und das ist ein guter Beitrag der Christen in diesem sehr scharfen Konflikt, aus den beiden Kirchen, der russischen und der ukrainischen Kirche, Delegierte zu haben und sie miteinander ins Gespräch zu bringen.

DOMRADIO.DE: Wie ist das eigentlich mit der Logistik? Werden alle 4.000 Delegierte zusammenkommen oder gibt es dezentrale Meetings in Karlsruhe?

Manzke: Natürlich ist sehr viel dezentral organisiert. In Panels, in verschiedenen Diskussionsveranstaltungen, in Foren. Am Anfang und zur Schlusskundgebung werden alle zusammenkommen können. Aber natürlich muss man, um das Gespräch wach zu halten, sehr viele Unterorganisationen schaffen. Aber das ist im Rahmen des Ökumenischen Rates der Kirchen bewährt. So funktionieren ja auch andere Tagungen.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Ökumenischer Rat der Kirchen

Ökumenischer Rat der Kirchen (Weltkirchenrat, ÖRK)
Rom (KNA) Dem Ökumenischen Rat der Kirchen (Weltkirchenrat, ÖRK) gehören derzeit 352 protestantische, anglikanische, orthodoxe und altkatholische Kirchen sowie kirchliche Gemeinschaften in mehr als 110 Ländern an. Sie repräsentieren nach eigenen Angaben weltweit rund 580 Millionen Christen.

Papst Franziskus besucht Weltkirchenrat / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus besucht Weltkirchenrat / © Paul Haring ( KNA )
Quelle:
DR