Caritasverband fühlt sich bei Wehrdienst-Änderung übergangen

Freiwilligendienste nicht vergessen

Der Deutsche Caritasverband fühlt sich bei den Plänen von Verteidigungsminister Boris Pistorius für einen besser bezahlten Wehrdienst übergangen. Man fürchtet dadurch eine Benachteiligung der zivilen Freiwilligendienste.

Soldaten der Bundeswehr / © Michael Kappeler (dpa)
Soldaten der Bundeswehr / © Michael Kappeler ( dpa )

"Herr Pistorius vergisst die zivilen Freiwilligendienste", sagte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa dem "Tagesspiegel" (Donnerstag) mit Blick auf die vom Verteidigungsministerium geplante Solderhöhung. "Der Wehrdienst kann und darf nicht gegen die Freiwilligendienste attraktiv werden, sondern mit ihnen gemeinsam."

Aus ihrer Sicht müssen junge Menschen die Wahl zwischen freiwilligem Dienst an der Waffe, freiwilligem Zivilschutz und einem klassischen Freiwilligenjahr haben. "Alle drei Dienste müssen als gleichwertig beworben und gleichberechtigt ausgestaltet werden." Sie seien auch "gleich zu honorieren".

Welskop-Deffaa fordert Stärkung des Freiwilligendiensts 

Der neue freiwillige Wehrdienst braucht nach Ansicht von Welskop-Deffaa daher "unverzüglich eine gute Flankierung in einem Freiwilligendienstestärkungsgesetz", in dem ein "Rechtsanspruch auf einen Freiwilligendienst für alle" und die "Übernahme der Taschengeld- und Soldzahlungen durch die öffentliche Hand" verankert werde.

Ihren Angaben zufolge leisten aktuell rund 100.000 junge Menschen nach dem Schulabschluss einen Freiwilligendienst: "Diese Zahl ließe sich nach unseren Einschätzungen leicht verdoppeln und mit ihr die Zahl der Freiwilligen im Wehrdienst." Dies könne aber nur gelingen, wenn "die Wehrpflicht als Auffanglösung nicht gebraucht wird, sondern das schwedische Modell eines Freiwilligen Gesellschaftsjahrs erfolgreich umgesetzt wird".

Eva Maria Welskop-Deffaa

Eva Maria Welskop-Deffaa wuchs in Duisburg auf und ging nach dem Abitur 1977 nach München. Sie studierte dort an der Ludwig-Maximilian-Universität Volkswirtschaftslehre. Nach ihrem Abschluss arbeitete Welskop-Deffaa einige Jahre als wissenschaftliche Assistentin, bevor sie 1987 für ein Postgraduiertenstudium der Geschichte zwei Jahre zum Europäischen Hochschulinstitut nach Florenz ging.

Präsidentin des Deutschen Caritasverbands Eva Maria Welskop-Deffaa (rechts im Bild) (CD)
Präsidentin des Deutschen Caritasverbands Eva Maria Welskop-Deffaa (rechts im Bild) / ( CD )
Quelle:
KNA