Caritas setzt auf Pflege-Flitzer mit Elektroantrieb

"Kostenneutrale Mobilitätsalternative"

Nach der Post will nun auch die Caritas mit ihren Dienstfahrzeugen für einen Schub bei den umweltfreundlichen E-Motoren sorgen. Die Aachener Partnerfirma e.GO Mobile nimmt erste Bestellungen an.

Elektroauto der Caritas / © Gertrud Rogg (KNA)
Elektroauto der Caritas / © Gertrud Rogg ( KNA )

Nun steuert auch die Kirche die Pole-Position bei der E-Mobilität an. Die Deutsche Post liefert ihre Pakete bereits mit dem vollelektrischen StreetScootern aus. Jetzt folgt die Caritas im Bemühen um mehr Umweltfreundlichkeit in einem anderen Segment: Für den ambulanten Pflegedienst setzen immer mehr Einrichtungen des katholischen Wohlfahrtsverbandes demnächst ein Spezialmodell der Aachener Firma e.GO ein. Die Vorbestellungen von Caritasverbänden laufen.

Im Frühjahr 2018 beginnt die Produktion der Pflege-Flitzer, im Herbst werden die ersten Fahrzeuge an die kirchlichen Einrichtungen ausgeliefert.

Projekt des Caritasverbands für Aachen

Angestoßen hat das Projekt der Caritasverband für die Regionen Aachen und Aachen-Land, wie Vorstand Bernhard Verholen erläutert. Bereits im Herbst 2013 besprach der Sozialanbieter das Projekt "Elektromobilität in der ambulanten Pflege" mit Wissenschaftlern der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen. Die Hauptfrage damals lautete: Lässt sich ein E-Auto im Pflegedienst ohne zusätzlichen finanziellen Aufwand einführen?

Denn der Fuhrpark stellt für die ambulanten Pflegedienste nicht nur in Aachen den zweitgrößten Kostenfaktor dar, so Verholen.

3.000 Fahrzeuge für die Pflege

Ein Pilotprojekt ergab, dass die elektrisch angetriebenen Kleinwagen zumindest eine "kostenneutrale Mobilitätsalternative" darstellen. Woraufhin "die Suche nach dem idealen Fahrzeug" begann. Den Partner dazu fand die Caritas laut Verholen in dem aus der RWTH hervorgegangenen Automobilunternehmen e.GO Mobile. Firmenchef und RWTH-Professor Günter Schuh war auch an der Entwicklung des StreetScooters der Post beteiligt.

Entwickelt hat die Firma das Modell "e.Go life", das in verschiedenen Varianten inzwischen auch für Privatkunden angeboten wird. Auf diesem Hintergrund haben über 50 Orts- und Regionalverbände sowie eigenständige Sozialstationen mit über 3.000 Pflegefahrzeugen verbindlich erklärt, auf E-Mobilität umzusteigen. Fast 140 konkrete Bestellungen liegen bereits vor.

Geringe Reichweite kein Problem

Die relativ geringe Reichweite - für viele Verbraucher derzeit noch ein Nachteil von Elektrofahrzeugen - spielt für die Caritas keine Rolle. Denn durch eine Studie wurde früh klargestellt, dass die allermeisten Pflegekräfte nicht mehr als 80 Kilometer pro Tag unterwegs sind. Das neue Modell schafft 136 Kilometer am Stück - und den Strom dafür holt sich das Fahrzeug über die nachts angeschlossene Steckdose, was auch eine Schnelllademöglichkeit überflüssig macht.

Die Entwickler haben sich alle Mühe gegeben, bei dem Modell für den Pflegedienst den Bedürfnissen des Personals Rechnung zu tragen. Beschäftigte wirkten mit bei Tests für die Sitzkonstruktion, damit Mitarbeiter zwischen 1,58 bis 1,97 Meter Körpergröße auch eine optimale Position in dem Kleinwagen finden.

Platz für Desinfektionsflasche

Einen stabilen Platz bekommt nicht nur die 1,5-Liter-Wasserflasche, so Verholen, sondern auch die Desinfektionsflasche, "deren Verrutschen sowie Auslaufen im Auto ein altbekanntes Alltagsproblem ist". Bei aller Entschlossenheit für die E-Mobilität gilt es, Hürden zu überwinden. Besonders die Frage, wo es Lademöglichkeiten für die Pflege-Fahrzeuge gibt, muss nach den Worten Verholens vor Ort geklärt werden.

Benötigt würden pragmatische wie kosteneffiziente Alternativen - "bis hin zur Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage". Da laut der Aachener Studie immerhin die Hälfte der Pflegekräfte die Fahrzeuge für Heimfahrten nutzt, bietet sich auch eine Lademöglichkeit bei deren Zuhause an. Wo das geht, steht im e.GO eine technische Möglichkeit für die Abrechnung des Ladestroms bereit.

Anschaffungskosten im Rahmen

Auch von den Anschaffungskosten her erwartet die Caritas-Einrichtungen keine übermäßigen Beträge - im Gegenteil. Das Fahrzeug mit dem 20-Kilowatt-Hochvolt-Elektromotor kostet 15.900 Euro und damit etwa so viel wie ein herkömmlicher Kleinwagen, wobei die Umweltprämie von derzeit 4.000 Euro noch gar nicht berücksichtigt wurde. Vorstand Verholen blickt sehr optimistisch in die Zukunft:

"Schon bald werden durch die Straßen unserer Städte deutlich sichtbare Zeichen für die Bemühungen der Caritas und ihrer Sozialstationen um die Bewahrung der Schöpfung rollen."


Quelle:
KNA