Mit dem Tod von Papst Franziskus hat eine besondere Zeit im Vatikan begonnen: die Sedisvakanz. Der Begriff Sedisvakanz leitet sich vom lateinischen Ausdruck "sede vacante" ab, was "während der Stuhl leer steht" bedeutet. Gemeint ist damit der Heilige Stuhl des Apostels Petrus, der Bischofsstuhl des Papstes als Oberhirte von Rom. Bis zur Wahl eines neuen Papstes werden die Kirche und der Staat der Vatikanstadt vom Kardinalskollegium geleitet. Der Kardinalkämmerer – in der aktuellen Sedisvakanz hat Kardinal Kevin Farrell dieses Amt inne – nimmt dabei als Übergangsverwalter des Heiligen Stuhls eine Schlüsselrolle ein.
Während der Sedisvakanz hat der Camerlengo, wie der Kardinalkämmerer auf Italienisch genannt wird, das Recht, spezielle Münzen und Briefmarken des Vatikan herauszugeben. Diese zeigen dann nicht wie die aktuellen Euro-Münzen des Vatikan das Wappen von Papst Franziskus, sondern sie kombinieren zwei Symbole.
Wappen verweist auf Biografie Farrells
Zum einen den "Padiglione" oder "Ombrellino" genannten Schirm mit den Schlüsseln Petri, die die Bindegewalt des Papstes als Nachfolger des Apostelfürsten darstellen. Der gelb-rote Baldachin war ursprünglich ein Schutz für Kleriker bei Prozessionen und wurde im Laufe der Zeit zu einem päpstlichen Symbol. Er ist auch eine Insignie der päpstlichen Basiliken, in denen er normalerweise geschlossen gezeigt wird, während der Sedisvakanz ist er aber aufgespannt zu sehen.
Zum anderen zeigen die Münzen der Sedisvakanz vor dem Padiglione das Wappen des Camerlengo. Im Fall von Kardinal Farrell besteht es aus einem Wappenschild, das einen stehenden Löwen in Rot und Gold geteilt vor einem jeweils zur Hälfte goldenen und blauen Hintergrund auf einem Berg zeigt. Dadurch drückt Farrell unter anderem seine Verbindung zum irischen Clan der O'Farrell aus. Gerahmt wird der Schild von einem roten Galero mit 15 Quasten zu jeder Seite, der ihn als Kardinal ausweist. Im Hintergrund steht ein erzbischöfliches Kreuz, unter dem Schild der Wappenspruch "State in fide" ("Standhaft im Glauben"), das sich auf dem Kolosserbrief bezieht.
Sedisvakanzmünzen wurden zum ersten Mal 1268 geprägt. Nach dem Tod von Papst Clemens IV. (1265-68) konnten sich die Kardinäle erst 1271 auf einen Nachfolger einigen. Die fast drei Jahre des leeren Papststuhls waren die längste Sedisvakanz in der Kirchengeschichte. Ab 1521 wurde es dann üblich, dass während einer Sedisvakanz der Kardinalkämmerer als oberster Finanzbeamter des Heiligen Stuhls die Münzprägung verantwortete und eigene Münzen herausgab. Dabei ging es nicht nur um die Notwenigkeit, neue Münzen für den Kirchenstaat zu prägen, sondern auch darum, das Ansehen des Camerlengo zu mehren und seine mächtige Stellung zu betonen.
Auch in dieser Sedisvakanz Euromünzen
Damals wie heute wird auf den Münzen vermerkt, dass sie "sede vacante" geprägt wurden – also in einer Zeit, in der der Heilige Stuhl unbesetzt war. Seit der Einführung des Euro 2002 wurden im Vatikan bislang zwei Mal Sedisvakanzmünzen ausgegeben: In der Sedisvakanz 2005 nach dem Tod Johannes Pauls II. wurde ein ganzer Satz mit acht Euromünzen im Wert von einem Cent bis zwei Euro geprägt.
Auch eine 5-Euro-Sammlermünze wurde ausgegeben. Sie tragen das Wappen des damaligen spanischen Kardinalkämmerers Eduardo Martínez Somalo. Zur Sedisvakanz 2013 wurden leidglich eine 2-Euro-Gedenkmünze und eine 5-Euro-Sammlermünze geprägt – mit dem Wappen des Camerlengo, des italienischen Kardinal Tarcisio Bertone.
Auch in dieser Sedisvakanz sollen besondere Münzen und Briefmarken ausgegeben werden, meldete die Katholische Nachrichten-Agentur am Freitag. Eine Briefmarkenserie und eine Euromünze sollen geprägt werden. Wann sie erscheinen, ist aber noch unklar.
Münzhändler Roger Pötz aus Kreuztal erwartet keine rasche Ausgabe der Postwertzeichen und Münzen: "Denn das Vatikanische Amt für Philatelie und Numismatik wird gerade neu strukturiert", weiß Pötz. "Die letzten vatikanischen Euromünzen wurden im Sommer vergangenen Jahres ausgegeben." Daher wird es mit der Prägung der Sedisvakanzmünzen etwas dauern, schätzt der Münzfachmann. Pötz nimmt an, dass sie erst im Juli oder August erscheinen werden.
Letzte Münzen aus Pontifikat von Franziskus
Eine erhöhte Nachfrage nach vatikanischen Euromünzen nimmt der Händler jedoch bereits jetzt wahr. "Der Tod von Papst Franziskus hat Schlagzeilen gemacht und die Diskussion um das Konklave sind bereits in vollem Gange." Dadurch würden sich viele Menschen mit dem Vatikan beschäftigen. Besonders die Münzprägungen aus dem Jahr 2024 würden aktuell nachgefragt: "Es sind die letzten Münzen aus dem Pontifikat von Franziskus und sie zeigen sein Wappen", sagt Pötz zur Erklärung.
Dass auch Camerlengo Kevin Farrell Münzen prägen lässt, war für den Händler klar. Denn der Verkauf der Vatikan-Münzen, die bei Sammlern besonders beliebt seien, trage zur Finanzierung des Vatikan bei. Mit den Vorbereitungen zur Prägung der Münzen wird der Kardinalkämmerer aus Pietätsgründen aber wohl bis zur kommenden Woche warten, da Papst Franziskus am Samstag beigesetzt wird.