Bundesweite Volkszählung hat begonnen

Deutschland zählt sich

In Deutschland hat die erste Volkszählung seit den 80er Jahren begonnen. In den kommenden Wochen werden rund 80.000 Interviewer Millionen von Bundesbürgern nach ihrem Familienstand, ihrer Staatsangehörigkeit, ihrer Religionszugehörigkeit und anderen Dingen befragen.

 (DR)

"Wir rechnen nicht mit einem Widerstand gegen den Zensus, der das Ergebnis infrage stellt", sagte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler, am Montag in Berlin.



Neben rund 7,9 Millionen zufällig ausgewählten Bürgern sollen etwa zwei Millionen Menschen in Studentenwohnheimen, Altenheimen, Gefängnissen, Klöstern und anderen Gemeinschaftsunterkünften befragt werden. Zusätzlich werden 17,5 Millionen Eigentümer von Wohnraum schriftlich um Auskunft über ihre Wohnungen und Häuser gebeten. Etwa ein Drittel der Bevölkerung Deutschlands komme unmittelbar mit dem Zensus in Berührung, sagte Egeler. Die Bürger sind zur Auskunft verpflichtet.



Kernstück der Volkszählung sind jedoch Datenbestände, die den Ämtern bereits vorliegen. Alle Daten, die zusammengetragen werden, beziehen sich auf den Stichtag 9. Mai 2011. Es wird mit Gesamtkosten für die Volkszählung von 710 Millionen Euro gerechnet.



Voraussetzung für Vieles

Der Präsident des Statistischen Landesamtes NRW, Hans-Josef Fischer, warb für die Unterstützung und Mitwirkung der Bürger bei der Volkszählung. "Diese Daten sind die Voraussetzung für die Gestaltung von sozialen Sicherungssystemen, aber auch für die Planung von Kinderbetreuung oder bedarfsgerechtem Wohnraum", sagte Fischer.



Zugleich hob er hohe Sicherheitsstandards beim Datenschutz hervor. Nicht nur bei der technischen Ausstattung der Erhebungsstellen sei Datensicherheit gewährleistet. Auch die 80.000 Interviewer seien sorgfältig ausgewählt und geschult worden, das Statistikgeheimnis zu wahren, betonte der Landesamtschef. "Niemand darf die Erkenntnisse, die er im Rahmen der Tätigkeit erhält an Dritte weitergeben."



Erste Ergebnisse erst in anderthalb Jahren

Auch Egeler bezeichnete den Zensus, der europaweit erhoben wird, als notwendig. Die jetzigen Einwohnerzahlen basierten immer noch auf den Ergebnissen der Volkszählung von 1987 in der damaligen Bundesrepublik und 1981 in der DDR. Die Fortschreibungen im Laufe der Jahre würden immer ungenauer. Die Einwohnerzahlen seien jedoch etwa für den Länderfinanzausgleich oder Wohnungsbau entscheidend. Es gehe um Verteilungsgerechtigkeit.



In anderthalb Jahren sollen die neuen Einwohnerzahlen als erstes Ergebnis der Volkszählung bekannt gemacht werden. In zwei Jahren sollen alle Daten des Zensus vorliegen.



Die Interviewer kündigen den Termin der Befragung schriftlich an, so dass jeder Bürger die Möglichkeit einer direkten Terminvereinbarung hat. Mit einem speziellen Ausweis in Verbindung mit dem Personalausweis identifizieren sich die Interviewer, um Missbrauch zu vermeiden. Die Bürger sind nicht verpflichtet, die Interviewer in ihre Wohnung zu lassen. Der Fragebogen kann auch schriftlich ausgefüllt werden.