Bundespräsident erinnert an Not in der Ukraine

"Tägliches Brot" keine Selbstverständlichkeit

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Rückschlag für die Idee eines "gemeinsamen Hauses Europa" durch den Ukraine-Krieg bedauert. Der Wunsch des ehemaligen sowjetischen Präsidenten Gorbatschow sei ein Traum geblieben.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier während der Verleihung der Erntekrone im Kloster Schöntal / © Christoph Schmidt (dpa)
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier während der Verleihung der Erntekrone im Kloster Schöntal / © Christoph Schmidt ( dpa )

Der Albtraum des Krieges sei an die Stelle des Traums getreten. Und dies verursache auch, dass "wir im Moment mit dem Widerspruch leben, dass das Getreide in den Lagern der Ukraine verdirbt und Menschen in anderen Teilen der Welt Hunger leiden", sagte Steinmeier am Sonntag im Kloster Schöntal (Hohenlohekreis) bei der Übergabe einer Erntekrone an ihn.

Erntedank

Mit dem Erntedankfest danken Kirchen und Landwirte für die eingebrachte Ernte. Christen erinnern seit dem dritten Jahrhundert mit einem eigenen Festtag daran, dass Gott der Schöpfer der Welt ist. Sie verweisen auch auf das "Vater unser", in dem es heißt: "Unser tägliches Brot gib uns heute".

Ein Mann in Indien bei der Weizenernte / © Xinhua (dpa)
Ein Mann in Indien bei der Weizenernte / © Xinhua ( dpa )

Dank an Bäuerinnen und Bauern

Es sei ihm wichtig, dass die fast schon verloren gegangene Tradition der Übergabe der Erntekrone wiederaufgenommen wurde, sagte er. Er verbinde die Entgegennahme der aus Getreidegarben gebundenen Krone mit dem Dank an die Bäuerinnen und Bauern dieses Landes, und an alle, die in der Landwirtschaft beschäftigt sind.

"Vielleicht wird uns in diesen Zeiten der Krise doch bewusster, dass all das, wofür wir im Vaterunser beten, weiß Gott keine Selbstverständlichkeit ist und am wenigsten für die Menschen, die nur 1.000 Kilometer entfernt von uns leben in der Ukraine", sagte er. Die gesegnete Erntekrone werde nun einige Zeit das Schloss Bellevue in Berlin schmücken, sagte der Bundespräsident.

"Wir brauchen Gottes Hilfe"

Der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, dankte dem Bundespräsidenten, dass er "Erntedank in die Gesellschaft hinein" bringe. "Wir Bauern wissen, dass Technik zwar helfen kann, dass wir aber Gottes Hilfe brauchen, um das tägliche Brot erzeugen zu können, da sind wir dankbar."

Erntedank sei für Bauernfamilien ein Fest, aber auch Grund zur Besinnung: "Unsere Gedanken sind in diesem Jahr bei den Menschen und natürlich auch bei den Bäuerinnen und Bauern in der Ukraine. Da hoffen wir, dass es der Politik gelingt, das Sterben und Elend sehr schnell zu Ende zu bringen", sagte Rukwied.

Quelle:
epd