Bundespräsident besuchte jüdisches SchUM-Erbe in Worms

"Verantwortung aus der Geschichte kennt keinen Schlussstrich"

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die seit 2021 zum Welterbe der Unesco zählenden Bauwerke der jüdischen SchUM-Städte in Worms besucht. Zuerst besichtigte er den rund 1.000 Jahre alten Friedhof "Heiliger Sand".

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier steht bei seinem Besuch auf dem jüdischen Friedhof "Heiliger Sand" an einem Grab in Worms. / © Uwe Anspach (dpa)
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier steht bei seinem Besuch auf dem jüdischen Friedhof "Heiliger Sand" an einem Grab in Worms. / © Uwe Anspach ( dpa )
Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof, genannt Heiliger Sand, in Worms am 1. Juni 2021. / © Harald Oppitz (KNA)
Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof, genannt Heiliger Sand, in Worms am 1. Juni 2021. / © Harald Oppitz ( KNA )

Den wohl ältesten erhaltenen jüdischen Friedhof in Europas hat er am Mittwochvormittag in Begleitung des Rabbiners Aharon Ran Vernikovsky besucht. Dort schaute sich Steinmeier Gräber von bedeutenden Gelehrten an und legte nach jüdischem Brauch einen Kieselstein auf einen Grabstein. Auf dem Friedhof stehen etwa 2.500 Grabsteine, etwa 800 davon stammen aus dem Mittelalter.

Anschließend besichtigte der Bundespräsident die Synagoge in Worms und trug sich im Raschi-Haus in das Goldene Buch der Stadt ein.

Steinmeier mahnte bei seinem Besuch, jüdisches Erbe in Deutschland nicht auf den Holocaust zu reduzieren. Das Erbe der SchUM-Gemeinden erinnere an eine Blütezeit des Judentums in Deutschland und an eine Zeit des Miteinanders von Juden und Christen, zugleich aber auch an Verfolgung. Steinmeier appellierte, wachsam für Judenfeindlichkeit zu sein und jeder Form von Antisemitismus entgegenzutreten.

"Verantwortung aus der Geschichte kennt keinen Schlussstrich"

Bima (vorne) und Thoraschrein in der Synagoge in Worms am 10. Februar 2021. Die komplett zerstörte Synagoge wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut. / © SchUM-Städte e.V. (KNA)
Bima (vorne) und Thoraschrein in der Synagoge in Worms am 10. Februar 2021. Die komplett zerstörte Synagoge wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut. / © SchUM-Städte e.V. ( KNA )

"Verantwortung aus der Geschichte kennt keinen Schlussstrich", so der Bundespräsident. Anlass des Besuchs ist die Übergabe der Unesco-Urkunde an die SchUM-Städte Mainz, Speyer und Worms. Am Nachmittag ist ein Festakt mit der Übergabe der Urkunde in Mainz geplant, zu dem außer dem Bundespräsidenten unter anderen auch Unesco-Generaldirektorin Audrey Azoulay, die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und Rabbiner Vernikovsky erwartet werden.

Die SchUM-Stätten sind das erste jüdische Erbe auf der Welterbe-Liste der Unesco. SchUM meint das Bündnis der drei mittelalterlichen Jüdischen Gemeinden Speyer, Worms und Mainz am Rhein, die Kultur und Religion des Judentums maßgeblich beeinflussten. Die Abkürzung steht für die hebräischen Anfangsbuchstaben der drei Städte.

Die Welterbe-Auszeichnung umfasst in Speyer den "Judenhof" mit Synagoge, Mikwe und Frauensynagoge. In Worms zählen der Synagogenkomplex sowie der "Heilige Sand" dazu. Mainz ist mit dem Denkmalfriedhof "Judensand»" vertreten.

SchUM-Gemeinden Speyer, Worms und Mainz

SchUM meint das Bündnis der drei mittelalterlichen jüdischen Gemeinden Speyer, Worms und Mainz am Rhein. Der Name leitet sich aus den hebräischen Anfangsbuchstaben der Städte her: Schin (Sch) für Schpira, Waw (U) für Warmaisa und Mem (M) für Magenza. Die Gemeinden erlebten ihre Blütezeit zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert. Sie galten auch als "Jerusalem am Rhein".

Ein jüdischer Mann trägt einen blauen Kippah mit einem Davidstern / © Nelson Antoine (shutterstock)
Ein jüdischer Mann trägt einen blauen Kippah mit einem Davidstern / © Nelson Antoine ( shutterstock )
Quelle:
KNA