Der Beauftragte der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Thomas Rachel, sieht in einer Reihe von Ländern schwere Defizite. In einem Gastbeitrag für die Zeitung "Die Welt" (Dienstag) nennt er namentlich Nigeria, Nicaragua, Syrien und China, wo freie Religionsausübung entweder staatlich unterdrückt oder durch Terrorgruppen bedroht werde.
In Nigeria griffen Islamisten immer wieder Christen, aber auch andere Muslime an. "Der nigerianische Staat steht in der Verantwortung, den Schutz aller Menschen konsequent herzustellen", so Rachel. "Zu oft scheitert er an der Realität und fehlender Kontrolle." Rachel forderte insbesondere, schwere Verletzungen der Religions- und Weltanschauungsfreiheit durch das in einigen nördlichen Bundesstaaten Nigerias geltende islamische Scharia-Recht zu beenden.
In Nicaragua seien in den vergangenen Jahren hunderte kirchliche Organisationen und Bildungseinrichtungen geschlossen und ihre Güter konfisziert worden, bemängelte Rachel weiter. "Geistliche und Laienvertreter werden Opfer von Überwachung, Verhaftungen und Ausweisungen. Freie und unabhängige Glaubensausübung ist im öffentlichen Raum so gut wie nicht mehr möglich."
Angst in Syrien
Mit Blick auf das traditionell multireligiöse Syrien räumt Rachel zwar ein, dass Interimspräsident Ahmed al-Scharaa bemüht sei, auf verschiedene religiöse Gruppen im Land zuzugehen und Vertrauen aufzubauen. Dennoch seien religiöse Minderheiten wie Christen und Drusen durch Terrorismus bedroht.
Der Beauftragte der Bundesregierung kritisierte zudem die Sinisierungspolitik der kommunistischen Führung Chinas gegenüber religiösen und kulturellen Minderheiten wie den muslimischen Uiguren und den buddhistischen Tibetern. Zuletzt seien auch 30 Mitglieder der evangelischen Zion-Kirche mit ihren Pfarrern festgenommen worden.
Rachel veröffentlichte seinen Beitrag aus Anlass des Stephanus-Tages am 26. Dezember. Dieser Gedenktag für den ersten christlichen Märtyrer mahne dazu, nicht wegzusehen, wenn das zentrale Menschenrecht der Religionsausübung für Juden, Muslime oder Christen verletzt werde.