Brüssel berät über Entsendung einer EU-Truppe in den Kongo

Vatikan fordert internationales Eingreifen

Angesichts der Gewalt und des Flüchtlingsdramas im Osten der Demokratischen Republik Kongo ist eine Debatte über mögliche Maßnahmen des Westens entbrannt. Der Vatikan und kirchliche Hilfswerke (Misereor im domradio: Die Lage bleibt angespannt) haben die internationale Gemeinschaft zur Intervention aufgerufen. In Brüssel berät heute die Europäische Union über die Entsendung einer EU-Truppe zur Unterstützung der humanitären Hilfe.

 (DR)

Das Politische und Sicherheitspolitische Komitee der EU, dem ranghohe Diplomaten aus den 27 Mitgliedsstaaten angehören, soll am Vormittag zusammentreten. Frankreichs Außenminister Kouchner hatte als amtierender EU-Ratspräsident eine Truppe mit bis zu 1500 Soldaten gefordert. Während Belgien den französischen Vorstoß unterstützte, reagierten andere EU-Staaten skeptisch.

Der vatikanische Sozialminister Kardinal Renato Raffaele Martino hat die internationale Gemeinschaft zur Intervention im Ostkongo aufgerufen. Die Staatengemeinschaft müsse sich "mit ihrem ganzen Gewicht für die Lösung des Konflikts einsetzen", sagte er am Donnerstag gegenüber Radio Vatikan. An die Konfliktparteien appellierte der Kardinal, auf die "Logik der Konfrontation und der Waffen" zu verzichten und auf dem Verhandlungsweg nach einer Lösung zu suchen. Es komme jetzt darauf an, das Gemeinwohl über egoistische Interessen zu setzen, so Martino, der den Vatikan fast zwei Jahrzehnte als Diplomat bei der UNO vertrat.

"Die Welt kann nicht weiter tatenlos dem Tod von unschuldigen Opfern der Gewalt und der Barbarei zuschauen", betonte Martino. Sie dürfe nicht desinteressiert dem Schicksal von Zigtausenden Kriegsflüchtlingen gegenüberstehen, die Krankheit und Hunger ausgesetzt seien.

Misereor fordert Stärkung der UN-Friedensmission
Das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor hat die Bundesregierung aufgefordert, sich beim UN-Sicherheitsrat für eine sofortige Stärkung der UN-Friedensmission (MONUC) im Kongo einzusetzen. "Die MONUC muss in die Lage versetzt werden, ihr Mandat in vollem Umfang auszuschöpfen und die Zivilbevölkerung wirkungsvoll zu schützen", erklärte das Hilfswerk am Freitag in Aachen.

Deutschland müsse zugleich Druck auf die Regierungen des Kongo und des Nachbarlandes Ruanda ausüben, um beide Länder für die Umsetzung des Ende 2007 ausgehandelten Friedensabkommens zu gewinnen. Dabei sollte Ruanda auf den Rebellenchef Laurent Nkunda einwirken, während die Demokratische Republik Kongo sich der Frage der ruandischen Hutu-Milizen auf ihrem Territorium (FDLR) ernsthaft annehmen müsse.

Deutschland pflege gute Beziehungen zu beiden Staaten und könne deshalb dazu beitragen, ein Ende der Tragödie im Ostkongo, ein sofortiges Ende der Kampfhandlungen und einen dauerhaften Schutz der Bevölkerung zu erzielen.

Lesen Sie hier einen Bericht über die dramatische Lage im Kongo.