Vatikandiplomatin fordert mehr Solidarität in Migrationspolitik

Bringen Wirtschaftssanktionen überhaupt etwas?

Der Vatikan kritisiert das Festhalten von Migranten in unsicheren Durchgangsregionen. Einzelabkommen etlicher Länder führten dazu, dass sich Staaten ihrer direkten Verantwortung entzögen, so die Vatikan-Diplomatin Francesca Di Giovanni.

Migranten auf dem Mittelmeer / © Santi Palacios (dpa)
Migranten auf dem Mittelmeer / © Santi Palacios ( dpa )

Sie äußerte sich bei einer Konferenz des UN-Flüchtlingskommissariats in Genf. Das sei eine "unhaltbare Strategie", eigene Verantwortung auszulagern. Der Vatikan veröffentlichte ihren Redebeitrag am Dienstag.

Die Tatsache, dass auf diese Weise Millionen Menschen im Ungewissen gelassen würden, bedrohe die internationale Solidarität, so Di Giovanni. Daher fordere der Heilige Stuhl alle Staaten auf, konkrete und sinnvolle Maßnahmen zu ergreifen.

Dazu gehörten eine "effiziente, umsichtige und großzügige Erteilung humanitärer Visa", Patenschaftsprogramme, humanitäre Korridore für die Bedürftigsten sowie Gewährleistung von Familienzusammenführungen.

Überdenken einzelner Wirtschaftssanktionen

Gleichzeitig forderte Di Giovanni ein Überdenken einzelner Wirtschaftssanktionen. In etlichen Fällen verschärften diese humanitäre Krisen oder schwächten jene Länder, die bereits Menschen aus Nachbarstaaten aufgenommen hätten. Der Heilige Stuhl verstehe zwar die Gründe für die Verhängung von Sanktionen, halte sie aber nicht für wirksam und hoffe auf Lockerung.

Die aus Palermo stammende Juristin Di Giovanni ist im Vatikan für die Beziehungen zu internationalen Organisationen zuständig. Der Papst hatte sie im Januar auf den neu geschaffenen Posten einer Untersekretärin für den Bereich multilaterale Beziehungen im Staatssekretariat berufen. Sie ist die bislang höchstrangige weibliche Führungskraft in der Zentralbehörde der Kurie.


Quelle:
KNA
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