Brasiliens Präsident Lula beim Papst

Frieden und Umweltschutz

Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva ist von Papst Franziskus in Audienz empfangen worden. Nach Vatikan-Angaben sprachen die beiden über die Förderung von Frieden und Versöhnung sowie den Kampf gegen Armut und Ungleichheit.

Autor/in:
Severina Bartonitschek
Papst Franziskus empfängt Luiz Inacio Lula da Silva (r.), Präsident von Brasilien; mit seiner Frau Rosangela "Janja" da Silva (m.) in Audienz im Vatikan / © Romano Siciliani/Vatican Media (KNA)
Papst Franziskus empfängt Luiz Inacio Lula da Silva (r.), Präsident von Brasilien; mit seiner Frau Rosangela "Janja" da Silva (m.) in Audienz im Vatikan / © Romano Siciliani/Vatican Media ( KNA )

Auch die Achtung der indigenen Völker sowie den Umweltschutz waren Themen. Fotos der brasilianischen Delegation zeigen den Papst und den linken Politiker in inniger Umarmung.

Gespräche und Geschenke

Die "herzlichen Gespräche", auch mit Erzbischof Edgar Pena Para aus dem vatikanischen Staatssekretariat, dauerten etwa eine Stunde. Beide Seiten zeigten sich zufrieden über die guten staatlichen Beziehungen sowie die gute Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat im Hinblick auf die Förderung moralischer Werte und des Gemeinwohls.

Papst Franziskus empfängt Luiz Inacio Lula da Silva / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus empfängt Luiz Inacio Lula da Silva / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Lula und seine Ehefrau schenkten dem Papst ein Bild der Heiligen Familie sowie eine Figur der Muttergottes von Nazare. Franziskus überreichte ihnen eine Bronzetafel mit der Gravur "Frieden ist eine zerbrechliche Blume".

Vermittlung zwischen Russland und der Ukraine

Ende Mai hatten sich Lula und Franziskus in einem Telefonat über Wege zu einer friedlichen Lösung im Ukraine-Krieg ausgetauscht. Beide Staatsoberhäupter versuchen seit Monaten, zwischen Moskau und Kiew zu vermitteln. Der Papst entsandte kürzlich Kardinal Matteo Zuppi zu einer vatikanischen Friedensmission.

Der Erzbischof von Bologna besuchte daraufhin Kiew, ein Treffen in Russland steht bislang aus. Lula hatte seinen außenpolitischen Berater Celso Amorim bereits als Sondergesandten nach Kiew und Moskau geschickt.

Im Vorfeld des Treffens mit dem Papst hatte Lula in einem Interview der Zeitung "Corriere della Sera" (Dienstag) über den Ukraine-Krieg gesprochen. Darin kritisierte er, dass es zu wenig Menschen gebe, die über Frieden sprechen.

"Es macht mich wütend, dass so viele Menschen auf der Welt hungern, dass so viele Kinder nichts zu essen haben, und dass wir uns mit Krieg beschäftigen, anstatt uns damit zu befassen, wie wir Ungleichheiten beseitigen können", so der 77-Jährige.

Es sei dringend notwendig, dass Russland und die Ukraine einen gemeinsamen Weg zum Frieden finden.

Weitere Termine Lulas

Lula trifft in Rom auch mit Bürgermeister Roberto Gualtieri, Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni, Staatspräsident Sergio Mattarella und der Chefin der italienischen Linksdemokraten (PD), Elly Schlein, zusammen. Auf das Gespräch mit Letzterer freut sich der Politiker laut dem Zeitungsinterview.

Es gebe nach wie vor eine Menge "Machismo" in der Politik. "Mit mehr Frauen in der Regierung hätten wir weniger Kriege und mehr Aufmerksamkeit für soziale Fragen", so Lula. Meloni hoffe er besser kennenzulernen, er wolle die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern stärken.

Kritik an Bolsonaro

Auf Nachfrage zur Situation in seinem Heimatland erklärte Lula, sein rechtspopulistischen Amtsvorgänger Jair Bolsonaro habe in seinem Land Hass gepflanzt. Er habe immer gegen die Demokratie, gegen die Institutionen gesprochen. "Niemand in Brasilien hat jemals den Staat auf so schamlose Weise benutzt, um gewählt zu werden", urteilte Lula.

"Und nach der Wahl forderten seine Leute einen Militärputsch. Absurd. Jetzt muss er sich vor Gericht verantworten. Ich hoffe, er hat die Unschuldsvermutung, das Recht auf Verteidigung und einen fairen Prozess", so der brasilianische Präsident, der das Amt Anfang des Jahres wieder übernahm. Es ist Lulas dritte Amtszeit, nach 2003 bis 2006 sowie 2007 bis 2010.

Brasilien

Brasilien ist mit rund 207 Millionen Einwohnern und einer Fläche von mehr als 8,5 Millionen Quadratkilometern das fünftgrößte Land der Welt. Es ist in 26 Bundesstaaten und den Föderalen Distrikt der Hauptstadt Brasilia gegliedert. Die drei größten Städte des Landes sind Sao Paulo, Rio de Janeiro und Brasilia. Landessprache ist Portugiesisch. Rund 90 Prozent der Bevölkerung sind Christen, davon knapp zwei Drittel Katholiken sowie eine steigende Zahl von Mitgliedern protestantischer Kirchen und Gruppierungen.

Brasilianische Flaggen / © DenisProduction.com (shutterstock)
Brasilianische Flaggen / © DenisProduction.com ( shutterstock )
Quelle:
KNA