Besuch von Kubas Präsident beim Papst stößt auf Kritik

"Es reicht mit der Diktatur"

Eine Handvoll kubanischer Oppositioneller haben gegen den Besuch von Kubas Präsident Miguel Diaz-Canel bei Papst Franziskus demonstriert. Mehrere hundert Meter vom Petersdom entfernt schwenkten sie am Dienstagmorgen kubanische Fahnen.

Symbolbild Demonstrantin mit kubanischer Fahne / © Phil Pasquini (shutterstock)
Symbolbild Demonstrantin mit kubanischer Fahne / © Phil Pasquini ( shutterstock )

"Es reicht mit der Diktatur, es reicht mit der Unterdrückung", sagte einer der Demonstrierenden, dessen T-Shirt Diaz-Canel zeigte, wie er dem russischen Präsidenten Wladimir Putin die Hand schüttelt. "Serienmörder" und "Nein zum Kommunismus" stand unter dem Bild.

Wunsch nach Freilassung der Inhaftierten

Das diktatorisch regierte Kuba erlebt seit Monaten eine schwere Versorgungskrise. Bei Protesten im Juli 2021 forderten Tausende Kubaner eine demokratische Öffnung des Ein-Parteien-Systems. Zahlreiche Regierungskritiker und Demonstranten wurden verhaftet und zu Gefängnisstrafen verurteilt.

Altstadt von Havanna mit großer kubanischer Flagge / © Kamira (shutterstock)
Altstadt von Havanna mit großer kubanischer Flagge / © Kamira ( shutterstock )

Im Februar besuchte Kurienkardinal Beniamino Stella im Auftrag des Papstes die Karibikinsel und übermittelte öffentlich und im Beisein von Diaz-Canel den Wunsch des Kirchenoberhauptes, die Inhaftierten freizulassen. Die Gefangenen könnten ein Thema bei der Begegnung von Papst und Präsident am Dienstag im Vatikan sein.

Russland und Ukraine weiteres Thema

Zudem dürfte es um den Ukraine-Krieg gehen. Franziskus hat eine Friedensmission für das Land ins Leben gerufen; Diaz-Canel verfügt über gute Verbindungen zu Putin. Im November trafen sich die beiden Staatsmänner in Moskau, wo Putin eine Fidel-Castro-Statue enthüllte.

Am Mittwoch trifft der Papst zudem den brasilianischen Präsidenten Lula da Silva, der ebenfalls spezielle Verbindungen nach Moskau hat.

Schwierige Geschichte

Die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Kuba waren zeitweise schwierig. Während der Kubanischen Revolution in den 50er Jahren verfolgte die Regierung in Havanna gezielt Kirchenvertreter.

Miguel Diaz-Canel / © Ariana Cubillos (dpa)
Miguel Diaz-Canel / © Ariana Cubillos ( dpa )

Entspannung brachte eine Kuba-Reise von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1998, der dazu aufrief: "Möge Kuba sich der Welt öffnen und die Welt sich öffnen für Kuba." 2016 ermöglichte die kubanische Regierung die historisch einmalige Begegnung von Papst Franziskus und dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. in Havanna.

Zuletzt traf Präsident Diaz-Canel im April Vertreter der Kubanischen Bischofskonferenz. Ob es dabei auch um eine Amnestie für die Inhaftierten der Sozialproteste 2021 ging, wurde nicht bekannt. Laut staatlichen Medien waren die sozioökonomische Lage des Landes und eine Stärkung der Werte in der Gesellschaft das Thema.

Kuba und die Katholiken

Der sozialistische Karibikstaat Kuba hatte lange ein sehr konfliktreiches Verhältnis zur katholischen Kirche. Das Land unter Führung von Fidel Castro erklärte sich nach dem Sieg der Revolution von 1959 für laizistisch. Viele Priester mussten aber in den darauffolgenden Jahren die Insel verlassen. Kirchen wurden besetzt und katholische Schulen gingen in Staatshand über.

Kirche in Kuba / © Bildagentur Zoonar GmbH (shutterstock)
Kirche in Kuba / © Bildagentur Zoonar GmbH ( shutterstock )
Quelle:
KNA