Böckler-Stiftung bezweifelt mehr Wachstum durch Feiertagsstreichung

Produktivität und Innovation wichtig

Weniger Feiertage, mehr Wirtschaftsleistung? Diese Formel geht laut einer aktuellen Analyse der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung nicht auf. Das Wachstum werde eher von anderen Faktoren gehemmt.

Sonnenuntergang am Hamburger Hafen / © Axel Heimken (dpa)
Sonnenuntergang am Hamburger Hafen / © Axel Heimken ( dpa )

Die Streichung von Feiertagen führt laut Experten der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung nicht zu einer erhöhten Wirtschaftsleistung. Das ergab eine Analyse des stiftungseigenen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung, die am Freitag in Düsseldorf veröffentlicht wurde. Untersucht wurden den Angaben zufolge Fälle in Deutschland oder einzelnen Bundesländern, in denen in den vergangenen 30 Jahren arbeitsfreie Feiertage gestrichen oder hinzugefügt wurden. Wo die Tage beibehalten oder ergänzt wurden, habe sich in gut der Hälfte der Fälle die Wirtschaft besser entwickelt.

Befürworter der Feiertagskürzungen argumentieren laut Stiftung damit, dass in Monaten mit vielen freien Tagen weniger produziert werde. Das Institut der Deutschen Wirtschaft kalkuliere etwa mit einer vermeintlich zusätzlichen Wirtschaftsleistung von 5 bis 8,6 Milliarden Euro pro gestrichenem Feiertag – oder 0,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Vergleiche man aber Jahre, in denen auf Landes- oder Bundesebene Tage entfernt oder hinzugefügt wurden, mit Jahren ohne Veränderung, bestätige sich dieses Bild nicht, so die Stiftung.

Konkrete Fälle

Als ein Beispiel nennt das Institut das Jahr 1995, in dem Sachsen als einziges Bundesland den Buß- und Bettag nicht abgeschafft hat. Trotzdem sei dort das Wirtschaftswachstum mit 9,7 Prozent deutlich höher gewesen als der Bundesdurchschnitt von 3,4 Prozent. Auch im Vergleich zu anderen ostdeutschen Ländern habe Sachsen 1995 ein stärkeres Wachstum verzeichnet. Ähnlich sei das Bild bei der Einführung des Internationalen Frauentages in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2023 sowie in Berlin und Thüringen im Jahr 2019 gewesen.

Laut Institut wirkt sich eine Feiertagskürzung unter anderem deswegen kaum aus, weil Unternehmen ihre Arbeit möglichst um Feiertage herum planten. Hinderlich seien für die Wirtschaft eher eine mangelhafte Nachfrage und Personalmangel. Hinzu komme, dass die Produktion nicht nur von der Zahl der Arbeitsstunden abhänge. Auch Produktivität und Innovation spielten eine Rolle.

Gesetzliche Feiertage

Gesetzliche Feiertage werden festgelegt in den jeweiligen Feiertagsgesetzen der einzelnen Bundesländer. Nur der 3. Oktober, der Tag der Deutschen Einheit, geht auf ein Bundesgesetz zurück. Ansonsten variiert die Anzahl der Feiertage je nach Bundesland. Neun Feiertage gelten in allen Bundesländern einheitlich: Neujahrstag (1. Januar), Karfreitag, Ostermontag, Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag, Tag der Arbeit (1. Mai), Tag der Deutschen Einheit (3. Oktober) sowie der erste und zweite Weihnachtsfeiertag (25.12. und 26.12.).

Kalenderblatt mit dem Wort "Feiertag" am 31. Oktober 2018 / © Holger Hollemann (dpa)
Kalenderblatt mit dem Wort "Feiertag" am 31. Oktober 2018 / © Holger Hollemann ( dpa )
Quelle:
KNA