Bischofskonferenz fordert Anerkennung sexueller Vielfalt an Schulen

"Offener und wertschätzender Umgang"

Die deutschen Bischöfe haben dazu aufgerufen, sexuelle Vielfalt auch in Schulen anzuerkennen. Mit einem neuen Papier will die Bischofskonferenz Diskriminierungen queerer Schüler verhindern und Offenheit sowie Dialog fördern.

Das diesjährige Motto des Umzugs: United in Love! Gegen Hass, Krieg und Diskriminierung. / © Monika Skolimowska (dpa)
Das diesjährige Motto des Umzugs: United in Love! Gegen Hass, Krieg und Diskriminierung. / © Monika Skolimowska ( dpa )

Ein offener und wertschätzender Umgang sei wichtig, heißt es in einem am Donnerstag in Bonn veröffentlichten Papier der Deutschen Bischofskonferenz. Es liefert eine Bestandsaufnahme der Situation queerer Jugendlicher, Lehrkräfte und Eltern und gibt schulpädagogische sowie schulpastorale Leitlinien für einen achtsamen Umgang mit sexueller Vielfalt.

Bischof Heinrich Timmerevers / © Dominik Wolf (KNA)
Bischof Heinrich Timmerevers / © Dominik Wolf ( KNA )

Der Vorsitzende der Schulkommission der Bischofskonferenz, der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers, schreibt dazu: Schule müsse ein Ort sein, "an dem Kinder und Jugendliche Schutz vor Diskriminierung und persönlicher Herabwürdigung finden, ein Ort, an dem sie Akzeptanz erfahren in ihrer individuellen Entwicklung und zugleich lernen, andere zu akzeptieren." Die Leitlinien mit dem Titel "Geschaffen, erlöst und geliebt" betonen eine ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung und die Achtung der Würde jeder Person.

Alle tragen Verantwortung

Die Bischöfe heben hervor, dass alle an einer Schule Verantwortung für einen guten Umgang mit unterschiedlichen sexuellen Identitäten und ein gutes Schulklima tragen. Schülerinnen und Schüler sollten Diskriminierungen entgegentreten und sensibel werden gegenüber verletzenden, ausgrenzenden Schmähungen anderer. Bei Lehrenden spiele ihr persönlicher Umgang mit dem Thema und namentlich mit queeren Jugendlichen in ihren Lerngruppen eine erhebliche Rolle. Sie werden angehalten, sich dazu auch fortzubilden und Schüler zur kritischen Selbstreflexion anzuregen.

Ferner sollten sie zur Sichtbarkeit von Menschen unterschiedlicher sexueller Identitäten beitragen, indem sie eine Sprache nutzen, die der Vielfalt gerecht werde. Lehrerinnen und Lehrer sollten darauf achten, welche Geschlechter- und Rollenbilder sowie queerfeindliche Stereotype in Lernmaterialien vermittelt werden. Sie sollten ein Klassenklima unterstützen, in dem sich Kinder und Jugendliche in der Suche nach ihrer sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität wahr- und ernstgenommen fühlen.

Sprache und Klassenklima

Religionslehrer ruft das Papier auf, die Sexualmoral der katholischen Kirche differenziert darzustellen und umstrittene Punkte in Kirche und Theologie auch im Unterricht entsprechend darzustellen, damit die Schülerinnen und Schüler sich ein eigenes begründetes Urteil bilden können.

Der Begriff "queer" bezeichnet unter anderem lesbische, schwule, bisexuelle, trans- oder nicht-binäre Personen. Die katholische Kirche tut sich seit langem schwer im Umgang mit queeren Menschen, da sie gleichgeschlechtliche Beziehungen traditionell nicht als mit ihrer Lehre vereinbar beurteilt.

Katholische Verbände solidarisieren sich mit katholischer queerer Initiative

Rund 20 katholische Verbände und Organisationen solidarisieren sich mit queeren Katholikinnen und Katholiken. "Es darf nicht länger hingenommen werden, dass Menschen in kirchlichen Kontexten aus Angst gegenüber Kirchenvertreter*innen ein Schattendasein führen müssen, wenn sie nicht dem von der Kirche normierten Geschlechterbild entsprechen", heißt es in einer am Montag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung. Anlass sind Äußerungen der Betroffenen zu ihrer Sexualität beziehungsweise ihrer Geschlechteridentität im Rahmen einer bundesweiten Kampagne.

Homosexuelles Paar mit Armbändern in Regenbogenfarben / © chayanuphol (shutterstock)
Homosexuelles Paar mit Armbändern in Regenbogenfarben / © chayanuphol ( shutterstock )
Quelle:
KNA