Bischof Ryabukha beklagt dramatische Lage in seinem Exarchat Donezk

"Das Gefühl, vergessen zu sein"

Maksym Ryabukha ist einer der jüngsten Bischöfe und zuständig für das Exarchat Donezk. Mehr als die Hälfte des Gebiets ist von russischen Truppen besetzt. Ein Blick auf die seelsorglichen Herausforderungen und die Kraft des Glaubens.

Bischof Maksym Ryabukha im Gespräch mit einer alten Frau. (Kirche in Not)
Bischof Maksym Ryabukha im Gespräch mit einer alten Frau. / ( )

Kirche in Not: Wie würden Sie die aktuelle Lage in ihrem Exarchat beschreiben?

Bischof Maksym Ryabukha, Apostolisches Exarchat Donezk. (Kirche in Not)
Bischof Maksym Ryabukha, Apostolisches Exarchat Donezk. / ( )

Maksym Ryabukha (griechisch-katholischer Bischof des apostolischen Exarchats Donezk, zu dem die Regionen Donezk, Luhansk, Dnipro und Saporischschja gehören): Sie wird immer dramatischer. Drohnen machen jeden Ort unsicher, auch für Zivilisten. Entlang der Frontlinie schlafen Menschen nachts im Freien aus Angst vor Angriffen. Ich habe Familien getroffen, die nur knapp Bombenexplosionen entkommen sind. Solche Erlebnisse erschüttern zutiefst.

Kirche in Not: Wie erleben Sie den Krieg als Bischof?

Ryabukha: Wir fühlen uns oft machtlos – als ob niemand wahrnehmen würde, was hier geschieht. Am schmerzlichsten ist, dass zivile Gebiete bombardiert werden und die Welt zu diesem Massaker schweigt. Sichtbare Schritte in Richtung Frieden gibt es kaum.

Kirche in Not: Welche Veränderungen hat der Krieg für Ihre Kirche gebracht?

Ryabukha: Vor der Invasion hatten wir mehr als 80 Pfarreien, heute sind nur noch 37 aktiv. Die übrigen sind geschlossen, besetzt oder zerstört. Die Gesetze der Besatzungsregierung verbieten jede Zugehörigkeit sowohl zur griechischkatholischen als auch zur römisch-katholischen Kirche. Alle Kirchen dort sind geschlossen. Es ist verboten, sie zu besuchen.

Bischof Maksym Ryabukha mit einem Priester vor einem zur Kapelle umgebauten Wohnwagen. (Kirche in Not)
Bischof Maksym Ryabukha mit einem Priester vor einem zur Kapelle umgebauten Wohnwagen. / ( )

Kirche in Not: Wie erreichen Sie die Menschen unter diesen Umständen?

Ryabukha: Ich bin ständig unterwegs, deshalb nenne ich mich "Bischof auf Rädern". Ich besuche Pfarreien, gehe in die Häuser, höre zu, bete mit den Menschen. In den besetzten Gebieten treffen sich Gläubige heimlich. Die zerstörerischste Waffe ist nicht die Bombe, sondern das Gefühl, vergessen zu sein.

Kirche in Not: Wie sieht die seelsorgliche Arbeit konkret aus?

Ryabukha: Wir haben 53 Priester, acht Ordensfrauen und mehrere Familien- und Caritaszentren. Wir begleiten vor allem Menschen, die durch den Krieg traumatisiert sind: Kinder, die das Lesen oder Sprechen verlernt haben, Mütter gefallener Soldaten, Menschen, die alles verloren haben. "Kirche in Not" (ACN) unterstützt uns mit Schulungen für Seelsorger, um psychische Wunden zu heilen, und mit humanitärer Hilfe: Lebensmittel, Hygieneartikel, warme Zufluchtsorte im Winter.

Bischof Maksym Ryabukha mit Angehörigen einer Pfarrei in Donezk. (Kirche in Not)
Bischof Maksym Ryabukha mit Angehörigen einer Pfarrei in Donezk. / ( )

Kirche in Not: Können Sie ein Erlebnis schildern, das Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Ryabukha: Wir brachten Hilfspakete zu einem alten Ehepaar in Slowjansk. Als die Frau die Lebensmittel sah, sagte sie: "Davon habe ich geträumt." Für mich zeigt das: Es geht nicht nur um materielle Hilfe, sondern darum, dass Menschen spüren: jemand liebt sie.

Kirche in Not: Was gibt Ihnen Hoffnung in dieser Situation?

Ryabukha: Dass Gott stärker ist als das Böse. Wir sehen das Leben durch die Brille des Paradieses: Früher oder später wird alles enden – und das Ende heißt Paradies. Jeder Tag ist eine Chance, einen Schritt in diese Richtung zu machen.

Das Interview führte Kirche in Not.

Kirche in Not sammelt Spenden für die Ukraine

"Kirche in Not" hat seit Beginn des Ukraine-Krieges mehrere Hilfspakete aufgelegt, um die Arbeit von Priestern, Ordensfrauen und freiwilligen Helfern in Pfarreien,

Flüchtlingslagern, Waisenhäusern und Altenheimen zu unterstützen. Helfen Sie den Menschen in der Ukraine mit Ihrer Spende – online unter: www.spendenhut.de oder auf folgendes Konto:

Empfänger: KIRCHE IN NOT

LIGA Bank München

IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02

BIC: GENODEF1M05

Verwendungszweck: Ukraine

KIRCHE IN NOT / Ostpriesterhilfe Deutschland e. V. (KiN)
KIRCHE IN NOT / Ostpriesterhilfe Deutschland e. V. / ( KiN )
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