Bischof Overbeck kritisiert eiligen Bau der Hengsbach-Statue

Fehler im Fall Hengsbach

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat sich zu den Missbrauchsvorwürfen gegen seinen verstorbenen Vorgänger, Kardinal Franz Hengsbach geäußert. Das Denkmal für Hengsbach habe er schon immer für unangemessen gehalten.

Abbau der Skulptur von Franz Hengsbach / © Olaf Biernat (KNA)
Abbau der Skulptur von Franz Hengsbach / © Olaf Biernat ( KNA )

"Als ich Ende 2009 Bischof wurde, hatte das Domkapitel es aber schon beschlossen und in Auftrag gegeben", sagt er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" über das inzwischen abgebaute Denkmal vor dem Essener Dom.

Franz-Josef Overbeck / © Julia Steinbrecht (KNA)
Franz-Josef Overbeck / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Seine Ablehnung habe er damals nicht öffentlich geäußert, so Overbeck. "Aber ich hatte gegenüber dem damaligen Dompropst sehr deutlich mein Missfallen über das Denkmal zum Ausdruck gebracht." Dies sei auch in einem Protokoll vermerkt worden.

Missbrauchsvorwürfe gegen Hengsbach

Im September hatten die Bistümer Essen und Paderborn zwei Missbrauchsvorwürfe gegen Hengsbach (1910-1991) bekanntgemacht. Diese beziehen sich auf die 1950er und 1960er Jahre, waren aber erst später gemeldet und zunächst für unplausibel erklärt worden. Kurz darauf ließ das Domkapitel die Hengsbach-Statue entfernen.

Overbeck erklärte, die Kirche habe einen bewährten Grundsatz, Selig- und Heiligsprechungen frühstens 60 bis 80 Jahre nach dem Tod der besagten Person vorzunehmen. "So ist man in der Regel davor gefeit, seine Einschätzung revidieren zu müssen."

Overbeck räumte im Umgang mit dem Fall Hengsbach erneut Fehler ein. Auf die Frage, ob mittlerweile weitere Anschuldigungen gegen den früheren Kardinal vorlägen, antwortete Overbeck: "Es gibt einige sehr unterschiedliche Hinweise und Vorwürfe, die jetzt sehr intensiv geprüft werden müssen. Deswegen kann ich dazu noch nichts sagen."

423 Missbrauchsfälle und 201 Beschuldigte im Bistum Essen

Im Bistum Essen hat es seit der Gründung vor 65 Jahren mindestens 423 Fälle und Verdachtsfälle von sexualisierter Gewalt gegeben. Die Zahlen legte das Ruhrbistum selbst bei der Vorstellung einer Aufarbeitungsstudie vor. Insgesamt sind 201 Personen beschuldigt, darunter 129 Geistliche und 19 Ordensfrauen.

2018 verzeichnete eine andere Studie für die Essener Diözese noch 60 beschuldigte Geistliche sowie 85 Betroffene seit der Gründung.

Essen: Franz-Josef Overbeck (l-r), Bischof des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, Generalvikar, und Christiane Gerard, Leiterin Personal, nehmen an einer Pressekonferenz teil / © Roberto Pfeil (dpa)
Essen: Franz-Josef Overbeck (l-r), Bischof des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, Generalvikar, und Christiane Gerard, Leiterin Personal, nehmen an einer Pressekonferenz teil / © Roberto Pfeil ( dpa )
Quelle:
KNA