Bischof Müller: Professoren sollen sich beim Papst entschuldigen

Abbitte oder "weitere Schritte"

Der Streit um den Papst und die Traditionalisten-Bischöfe hat in Regensburg einen Konflikt zwischen Bischof Gerhard Ludwig Müller und drei Universitätslehrern nach sich gezogen. In einem Brief, der am Dienstag vom Bistum im Internet öffentlich gemacht wurde, forderte Müller die Theologen ultimativ zu einer persönlichen Entschuldigung bei Benedikt XVI. auf. Die Professoren hatten eine Petition unterstützt, in der die Aufhebung der Exkommunikation von vier Traditionalisten-Bischöfen kritisiert wird.

 (DR)

Betroffen sind die Kirchenrechtlerin Sabine Demel, der Pastoraltheologe Heinz-Günther Schöttler und der Religionspädagoge Burkhard Porzelt. Demel erklärte auf Anfrage, sie und ihre Kollegen seien bestrebt, den Vorgang intern zu klären. Der Brief sei nicht durch die Professoren in die Öffentlichkeit gelangt. Das Professorenkollegium der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Regensburg habe am Dienstagnachmittag einstimmig ebenfalls ein Schreiben an den Bischof beschlossen. Zum Inhalt machte sie keine Angaben.

Der Bischof hält den Professoren vor, mit ihrer Kritik über das Ziel hinausgeschossen zu sein. So heißt es in der Petition, es drohe eine «Rückkehr von Teilen der römisch-katholischen Kirche in eine antimodernistische Exklave». Es werde zugelassen, dass Teile der Kirche offen Geist und Buchstaben bedeutender Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils ablehnen dürften. Müller schreibt, die Theologen hätten damit dem Papst ein Handeln zum Schaden der Kirche unterstellt. Dies entbehre jeder Grundlage.

Müller fordert eine schriftliche Distanzierung von der Petition innerhalb von zwei Wochen. Außerdem müssten die Theologen vor ihm, dem Bischof, erscheinen und das Glaubensbekenntnis sowie einen Treueeid auf die Lehre der katholischen Kirche ablegen. Andernfalls drohten «weitere Schritte».

Die auch von den Professoren unterzeichnete Petition «Für die uneingeschränkte Anerkennung der Beschlüsse des II. Vatikanischen Konzils» ist bisher von mehr als 15.000 Personen unterzeichnet worden, darunter etliche kirchliche Funktionsträger und Theologieprofessoren. Die Fakultäten in Münster, Tübingen, Freiburg, Bamberg, Würzburg und Bochum hatten eigene Stellungnahmen mit zum Teil sehr vatikankritischen Tönen verfasst. Inzwischen gibt es auch mehrere Initiativen, die zur Verteidigung des Papstes gegen ungerechte Kritik aufrufen und im Internet um Unterstützung werben.

Europäische Theologen sehen Kirche in tiefer Krise
Katholische Theologen aus ganz Europa haben ihre «tiefe Sorge» angesichts der derzeitigen «Krisensituation der katholischen Kirche» bekundet. Die Lage sei durch die bedingungslose Aufhebung der Exkommunikation der vier suspendierten Bischöfe der Piusbruderschaft entstanden, erklärte die Europäische Gesellschaft für Katholische Theologie (ET) am Dienstag nach einer Sitzung ihres Kuratoriums im belgischen Gent. Diese Geschehnisse bedrohten die innere Einheit der Kirche und stellten die Glaubwürdigkeit ihres Zeugnisses in der Welt stark in Frage.

Mitglieder anderer christlicher Kirchen bezweifelten nun die Ernsthaftigkeit, mit der in Rom konkrete Schritte für das ökumenische Zusammenwachsen gesucht würden, so die ET-Erklärung. Eine große Mehrheit von Christen habe das Vertrauen verloren, dass Rom die Neuerungen des Zweiten Vatikanischen Konzils ernsthaft weiterführe. Die Krise sei «sehr tiefgreifend». Die Theologen erhofften sich daher Maßnahmen für neues Vertrauen. In der Erklärung heißt es, die Grundlagen des Konzils müssten neu deutlich gemacht werden. Dazu zählten der dynamische Charakter von Offenbarung, Tradition, Lehre und Liturgie, die kollegiale Ausübung der Leitung der Kirche, der volle Respekt für Gewissens- und Religionsfreiheit sowie der aktive Einsatz für ökumenischen und interreligiösen Dialog. - Der ET gehören nach eigenen Angaben mehr als 800 Theologen aus ganz Europa an.

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