Geduld und Hoffnung seien Haltungen, die den Menschen heute oft schwerfielen, schreibt Meier. "Da lohnt es sich, die österliche Bußzeit zu nutzen, um sich zu fragen: Was macht mich hoffnungsvoll? Was oder wen brauche ich, damit das 'kleine Pflänzchen Hoffnung' in mir gedeihen kann? Wo kann ich an meiner Geduld arbeiten? Wem könnte ich in diesen Tagen des Frühlings Zeit und Aufmerksamkeit schenken?"

Meier ergänzt: "Wir wissen doch: Mein Glaube ist kein Mantel, den ich anziehe, um ihn in die Kirche zu tragen und nach dem Gottesdienst wieder an den Garderobenhaken zu hängen. Der Glaube an Jesus Christus ist vielmehr, um im Bild zu bleiben, meine zweite Haut, durch die ich das Leben, das Gott mir geschenkt hat, spüren und gestalten kann."
Von wegen mittelmäßig
Der Bischof fügt hinzu, Christen seien nicht nur singulär zu denken. Der Glaube des Einzelnen lebe von der Gemeinschaft. "Das Ich wird eingebettet in das Wir. Wir glauben und hoffen nicht allein. Die wenigsten Menschen finden ja zum Glauben, weil sie sich allein auf die Suche machen, sondern mehrheitlich wird der Glaube weitergegeben: von Eltern und Großeltern an die Kinder und Enkel oder von Freundinnen und Vorbildern, denen junge Menschen nacheifern", so Meier. "Halten wir uns also an Christus, halten wir die Mitte zwischen den Extremen und verlieren wir nicht das Ziel aus den Augen", mahnt der Bischof.

"Menschen, die sich in die Mitte stellen und ausgleichen, sind gerade in unserer Zeit Gold wert", schreibt Meier weiter. Sie setzten nicht aufs Polarisieren, sondern aufs Integrieren. "Lassen wir uns nicht auseinanderdividieren – weder in der Kirche noch in der Gesellschaft! Unsere Mitte hat einen Namen und ein Gesicht: Jesus Christus. Wer der Mitte nachspürt, wird nicht mittelmäßig, sondern stark", betont der Bischof.