Bischof Jung vermutet bei Kurie Angst vor "Gründlichkeit"

Rom befürchtet deutschen Alleingang

Der Würzburger Bischof Franz Jung hat eine gemischte Bilanz des Besuchs der deutschen Bischöfe im Vatikan gezogen. Es sei nicht gelungen, die großen Vorbehalte gegenüber dem deutschen Reformprozess Synodaler Weg zu reduzieren,

Papst Franziskus mit der Kurie  / © Stefano Carofei (KNA)
Papst Franziskus mit der Kurie / © Stefano Carofei ( KNA )

Das sagte Jung in einem Interview für die neue Ausgabe des "Würzburger Katholischen Sonntagsblatts". "Dennoch war es sehr schön, im direkten Gegenüber miteinander zu sprechen und sich nicht über Zwischenrufe auf Distanz zu verständigen."

Respekt vor der Entschiedenheit der Deutschen Bischofskonferenz

Der Bischof fügte hinzu, er hoffe, "wir konnten durch unsere Präsenz und unsere Argumente deutlich machen, wie ernst es uns ist und dass wir überzeugt sind, dass gerade im Blick auf das Evangelium eine Erneuerung der Kirche möglich und notwendig ist". Jung sagte, er habe bei Papst Franziskus und den Kurienkardinälen "großen Respekt" vor der Entschiedenheit der Deutschen Bischofskonferenz gespürt. Zugleich wirke diese deutsche Gründlichkeit in Rom «auch Furcht einflößend».

So sei immer wieder die Angst wahrnehmbar gewesen, Deutschland würde sich aus dem Verbund der Weltkirche verabschieden.

Der Papst ist verletzt

Mehrfach hätten der Papst und nach ihm andere Kurienvertreter angemahnt, das Schreiben von Franziskus "An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland» von 2019 in vollem Umfang zur Kenntnis zu nehmen und seine Inhalte umzusetzen", sagte der Bischof. "Aus der Mahnung, den Brief genau zu lesen, klang auch eine gewisse Verletzung heraus und das Gefühl, in Deutschland nicht ernst genommen zu werden."

Als "verwunderlich" bezeichnete Jung, "dass wir mehrfach auf das Arbeitsdokument für die kontinentale Etappe der Weltbischofssynode hinweisen mussten, in dem viele Themen des Synodalen Wegs benannt werden". Dieser Bericht habe aber anscheinend für die Vertreter der Kurie keine besondere Rolle gespielt. Zugleich habe er, Jung, den Eindruck gehabt, "dass auch die Kurie unter erheblichem Druck steht durch die kritischen Rückmeldungen, die in Rom zum Weg der Kirche in Deutschland eingehen".

Ad-limina-Besuch

Alle fünf bis sieben Jahre sind die katholischen Bischöfe aus aller Welt laut Kirchenrecht zu einem sogenannten Ad-limina-Besuch im Vatikan verpflichtet. Zweck ist, dass die Bischöfe eines Landes den Papst über die Situation in ihren Diözesen informieren. Neben den Gesprächen mit dem Papst sind Treffen in den Vatikanbehörden vorgesehen.

Ein Pileolus liegt auf dem Liedheft während des Ad-limina-Besuchs der deutschen Bischofe / © Massimiliano Migliorato/CPP (KNA)
Ein Pileolus liegt auf dem Liedheft während des Ad-limina-Besuchs der deutschen Bischofe / © Massimiliano Migliorato/CPP ( KNA )
Quelle:
KNA